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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nur mit silbernem Zierrat bedeckte Arme stießen darunter hervor.
    Armreifen dieser Art hatte Rorn noch nie zuvor gesehen. Mehrere fein geschmiedete Schlangen schmiegten sich fest an ihre Haut, ohne im Geringsten ins Fleisch einzuschneiden. Das Besondere an diesem Schmuck war, dass es keinen umlaufenden Ring gab, der für Halt sorgte. Es waren einzig und allein die sich windenden Schlangenleiber, die das passende Armrund formten.
    Rorns Miene verhärtete sich, als er die eingefassten Steine bemerkte, die den Reptilien als Augen dienten. Sie bestanden alle aus dem gleichen schwarz glänzenden Material: Schattenjade!
    Grimmschnitter vibrierte sanft, als die Hexe einen Zauber zu weben begann. Noch ehe der Hirte begriff, wie ihm geschah, zeichnete sie ein Symbol in die Luft, dessen Linien knisternd zum Leben erwachten. Kaum war das Zeichen vollendet, verschmolz es zu einem faustgroßen Feuerball, der mit einem bösen Fauchen verpuffte.
    Geblendet schloss Bao die Augen und riss den Kopf zurück. Zu spät – von seinen Bartzöpfen stiegen Rauchfäden auf.
    Im Grunde hatte ihm die Hexe damit einen Gefallen getan, denn sie waren nun auf ein normales Maß zurechtgestutzt. Doch der Ziegenhirte sah das anders. Den Geruch von verschmorten Haaren in der Nase schlug er sich mehrmals mit den flachen Händen gegen das Kinn, um die vermeintlich noch lodernden Flammen zu löschen.
    In der Gaststube brach vereinzeltes Gelächter aus, das rasch zu einem lauten Dröhnen anschwoll. Die lauernde Meute hatte ihr Schauspiel erhalten, wenn auch ein ganz anderes als ursprünglich erwartet. Zitternd vor Wut und Scham starrte Bao die Hexe an, die ihm mit dem Zeigefinger drohte.
    »Schön ruhig bleiben«, mahnte sie leise. »Oder ich verschließe deine Lippen so fest, dass du in Zukunft nur noch durch die Nase trinken kannst. Verstanden?«
    Ob sie dazu wirklich in der Lage war, schien Rorn fraglich. Das bisschen Flammenzauber, das sie gerade gezeigt hatte, beherrschten auch findige Gaukler. Zu größerer Magie bedurfte es einer angeborenen Gabe, die entsprechend geschult sein musste. Besonders, wenn die Hexe dabei auf die Kraft ihrer Armreifen zurückgreifen wollte. Bislang hatte sie aber nur aus sich selbst heraus geschöpft, ohne die Kräfte der Schattenjade anzuzapfen, sonst hätte Grimmschnitter weitaus stärker reagiert.
    In Baos dumpfem Geist spielten Überlegungen dieser Art keine Rolle. Ihn interessierte nur, dass er gerade zum Gespött der Bergbewohner geworden war. Mit geballten Fäusten richtete er sich zu voller Größe auf. Die Muskeln in seinem Gesicht zuckten unkontrolliert, während er auf die zwei Köpfe kleinere Hexe herabblickte.
    »Du elendes Weibsstück!«, geiferte er. »Dir werde ich gleich mal …«
    Angst war tatsächlich ein Fremdwort für ihn, vor allem, weil er zu dumm war, sie im richtigen Augenblick zu empfinden. Rorn sprang von seinem Schemel auf, bevor sich die Auseinandersetzung zwischen der Hexe und dem Hirten noch weiter aufschaukeln konnte.
    »Genug!«, bellte er erbost. »Ich bin hier, um den Pass von Nebelwandlern zu säubern. Diese drei Großmäuler hier dürfen mich gern begleiten, denn sie können heute Nacht eine Menge dazulernen. Aber du, Hexe, bleibst besser hier! Die letzte Jadeträgerin, die mir begegnet ist, ist am Ende in Rauch aufgegangen. Das sollte dir eine Warnung sein!«
    Sein plötzlicher Wutausbruch brachte alle zum Schweigen. Stille erfüllte den großen Raum, wie Wasser, das in ein Gefäß strömte. Selbst Bao zuckte erschrocken zusammen. Die Fremde reagierte dagegen mit einem Lächeln.
    »Schon gut, ich suche keinen Streit«, erklärte sie mit sanfter Stimme. »Ich wollte nur meine Hilfe anbieten.«
    Sie log wirklich gut, sogar ohne den geringsten Funken Magie. Der aufrichtige Klang ihrer Worte rührte vermutlich Alten und kleinen Kindern das Herz. Hätte sie nicht die elende Schattenjade zur Schau getragen, wäre selbst Rorn ihr möglicherweise auf den Leim gegangen.
    »Halt dich von mir fern«, warnte er, mühsam um Beherrschung ringend. »Falls deine Gabe nur halb so groß ist, wie du vorgibst, weißt du auch ganz genau warum.«
    Die Hexe zuckte mit den Schultern, weiterhin lächelnd und mit ihren Reizen spielend. »Ich will mich nicht aufdrängen«, gab sie sich enttäuscht. »Aber solltest du deine Meinung ändern, ruf einfach nach Venea, und ich eile an deine Seite.«
    »Das wird niemals passieren.«
    Sie wollte etwas darauf erwidern, doch er kam ihr zuvor.
    »Verschwindet

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