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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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drängten sich dicht aneinander und folgten in seinem Windschatten. Am Himmel jagten schwarze Fetzen entlang. Das war das einzig Gute an diesem Unwetter – die dichte Wolkendecke war aufgerissen und hinweggefegt.
    Mond und Sterne übergossen die karge Umgebung mit einem kalten Silberglanz. Dadurch wirkte der Pass, auf den sie zuhielten, wie mit einer Riesenaxt geschlagen. V-förmig ragte der Einschnitt vor ihnen auf. Am Boden war er so schmal, dass zwei mit Lasten bepackte Esel einander nicht passieren konnten, nach oben hin öffneten sich die von Vorsprüngen gesäumten Hänge aber zu einer breiten Schlucht, die einen guten Blick auf das dahinter ansteigende Massiv erlaubte.
    Rorn hatte den schmalen, in unwirtliche Höhen führenden Stieg bei Tage gründlich erkundet. Zu Fuß, wohlgemerkt, denn reiten wäre angesichts des zerklüfteten Geländes zu gefährlich gewesen. Über weite Teile der Strecke fiel der schmale Pfad zu einer Seite hin steil ab, dort genügte bereits ein falscher Huftritt, um ins Bodenlose zu stürzen.
    Dies war schon vielen Fremden und auch manchem Ortskundigen zum Verhängnis geworden. Zahllose Knochenreste, die an unzugänglichen Stellen in der Sonne bleichten, dienten Vorüberkommenden als stumme Mahnung. Zum Glück lag der größte Teil der Toten so tief, dass die Skelette mit bloßem Auge nicht auszumachen waren. Auf- und Abstieg waren so schon entmutigend genug.
    Etwa auf halbem Wege zum Pass brach das Sturmbrausen unvermittelt ab. Die schlagartig einsetzende Stille verstärkte das Gefühl des Unbehagens, das sie alle spürten.
    »Vorsicht«, flüsterte Veit, der kräftige Hüne mit dem Kindergesicht. »Das bedeutet, dass bald die Geisterreiter kommen.«
    »Halt’s Maul, du Ziegenbock.« Bao missfiel es, dass Rorn von dem Gefährten gewarnt wurde. »Das weiß dieser Söldner doch längst.«
    »Selber Ziegenbock!«, antwortete Veit gereizt.
    Es war unvermittelt kalt geworden. Sehr kalt. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Magie in ihrer Nähe wirkte.
    »Sie kommen immer über den Pass«, wandte sich Veit erneut an den Bannstreiter. »Und sie weichen nie allzu weit vom Weg ab, es sei denn, sie nehmen eine Verfolgung auf.«
    Rorn wollte schon ein Wort des Dankes sprechen, als seine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Weit hinter den drei Hirten, in der Dunkelheit, aus der sie gekommen waren, zeichnete sich plötzlich ein gelb schimmerndes Rechteck ab. Genau dort, wo der Eingang des Gasthofs lag. Die Tür des Kreuzkrugs schloss sich ebenso schnell, wie sie geöffnet worden war, ohne dass eine ein- oder austretende Gestalt den Lichthof verdunkelte.
    Elende Hexe! Rorns Grinsen versank im Schatten der Kapuze. Hätte mich auch schwer gewundert, wenn du dir etwas verbieten lässt.
    Dumpfer Hufschlag erfüllte die Nacht. Obwohl er weit oben am Hohlweg erklang, zuckten die Hirten zusammen wie unter dem Schlag einer Rute. Sich gegenseitig furchtsame Blicke zuwerfend suchte jeder von ihnen unbewusst die Nähe des anderen. Rorn taten die drei plötzlich leid, selbst Bao, der alle Welt tyrannisierte.
    »Verbergt euch dort drüben!« Rorn deutete auf einen Geröllhaufen abseits des Weges, hinter dem zwei schief gewachsene Birken aufragten. »Und kommt mir erst zur Hilfe, wenn ich nach euch rufe!«
    Dieser Ruf würde niemals erfolgen, nicht einmal, wenn er den Tod vor Augen hätte. Aber vielleicht reichte auch schon der unmittelbare Anblick der Nebelwandler, um den Kerlen einen heilsamen Schock zu versetzen. Falls nicht, bekam Bao eben doch noch Rorns Faust zu spüren.
    Die Hirten folgten Rorns Anweisung, ohne dass er sie zu wiederholen brauchte. Der anschwellende Hufschlag trieb sie weiter zur Eile an. Mit langen Sprüngen setzten sie über das Geröll hinweg und verbargen sich zwischen wild wucherndem Gestrüpp, das bislang der Sense entgangen war.
    Rorn trat auf den tief in den Boden gegrabenen Passweg hinaus, der die Narben zahlloser Hufeisen und Karrenräder trug. Wie ein braunes Band schlängelte sich der Pfad dem Felseinschnitt entgegen. Bis kurz vor dem Bergmassiv wuchs noch Gras, dahinter lag eine nur von wenigen Sträuchern und Krüppelkiefern durchsetzte Ödnis, in die jede Handvoll Nahrung mühsam transportiert werden musste.
    Ohne die Versorgung aus dem tiefer gelegenen Umland war der Erzabbau zum Erliegen gekommen. Die Minen im Nebelbruch waren allesamt verwaist, und wer die wirbelnden Schlieren im vorderen Teil der Schlucht aufquellen sah, der verstand auch, warum niemand weiter dort oben

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