Baphomets Bibel
ich dort den Anfang meines größten Falles erlebt, als ich mich auf der Suche nach der Bundeslade befand und dabei auch den Tod meiner Eltern erleben musste. Ich erinnerte mich genau daran, was ich beim Eintreten empfunden hatte.
Man steht einfach da, den Kopf erhoben, und hat das Gefühl, sich nach oben strecken zu müssen. Tellurische Ströme von unten aus der Erde und göttliche von oben, so kann man dieses Gefühl beschreiben, wenn man als Gast durch das Königsportal eintritt.
»Hast du alles verdaut, John?«
»Ja, das habe ich. Danke für diese Information aus der Vergangenheit. Aber was hat das alles mit deinem Anruf zu tun?«
»Nun ja, das ist recht einfach. Du kannst dir vorstellen, dass ein derart mächtiges Gebäude auch Menschen anzieht, die zur anderen Seite gehören, die es nicht gern sehen, dass diese Kirche dem christlichen Glauben geweiht wurde. Vergessen wir zunächst die Schwarze Jungfrau, die durch die Hände der Druiden geboren wurde und etwas Prophetisches besitzt, es gibt in dieser Kathedrale noch etwas anderes, das mich, aber auch dich stören muss.«
»Baphomet’s Bibel!«
»Ja.«
»Wer weiß davon?«
»Nur sehr wenige.« Father Ignatius räusperte sich, und ich hörte auch, dass er einen Schluck trank. Das brachte mich dazu, auch von meinem Bier zu trinken.
»Du hörst mir noch zu?«
»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.«
Er lachte leise. »Also, John, es geht weiter. Eine Kathedrale wie die in Chartres verbirgt zahlreiche große und kleine Geheimnisse, die noch nicht alle gelüftet sind. Dir brauche ich nicht zu sagen, dass sich die Templer im vierzehnten Jahrhundert verzweigt hatten. Die meisten blieben auf dem rechten Weg, andere aber haben sich den Mächten der Finsternis zugewandt und den Dämon mit den Karfunkelaugen, also Baphomet, als ihren Herrn und Meister anerkannt. Es kam zwischen den beiden Gruppen zu Auseinandersetzungen. Die Baphomet-Seite hasste die Kirchen der Templer. Manche wurden zerstört, doch viele blieben unbeschädigt, vor allen Dingen die großen, weil sie einfach zu stark waren. Aber man betrieb die Taktik der Nadelstiche. In einigen Kirchen und Kathedralen haben die Baphomet-Templer ihre Spuren hinterlassen. Sie wollten ein Erbe für die Zukunft schaffen. Ich spreche nicht von den zahlreichen Figuren, die die Außenwand der Kathedrale zieren, mir geht es um einen besonderen Beweis, der sich in der Kathedrale befindet.«
»Diese – äh – Bibel also!«
»Genau.«
»Wer weiß alles davon?«
»Nur wenige. Ich war auch informiert, aber diejenigen, die es wissen, haben geschwiegen und ihr Wissen auch nur bestimmten Menschen weitergegeben. Sie wollten nichts aufrühren. Sie wollten, dass dieses verdammte Buch versteckt blieb. Tief in der Erde. Unter dem Boden der Kathedrale. Man ging davon aus, dass sie Grauen und Schrecken unter den Menschen verteilen wird, wenn sie in die entsprechenden Hände gelangt. Deshalb war es sicherer, sie versteckt zu lassen. Dieser Verantwortung hat man sich nicht entzogen. Nun aber ist das eingetreten, was jeder Wissende abwehren wollte. Jemand hat seinen Mund nicht mehr halten können, und das ist sehr schlecht.«
»Warum tat er das?«
»Ich habe von meinem Agenten, ja, das kann man ruhig sagen, die Nachricht erhalten, dass jemand die Bibel des Baphomet stehlen will. Ich weiß nicht, wer es ist, aber ich kenne den Helfer, der sein Schweigen brechen will. Es ist der Bruder der Frau, die mit dem Priester Kontakt hatte, der mich dann informierte.«
»Ist dieser Mensch auch Priester?
»Nein, John, er arbeitete als Helfer. Man kann ihn auch als einen Küster bezeichnen. Er wurde pensioniert. Während seiner Arbeitsjahre muss er wirklich die Augen und die Ohren sehr weit aufgehalten haben, weil er Dinge erfuhr, die eigentlich nicht für ihn bestimmt waren. Aber so ist das nun mal. Die Menschen sind eben keine schweigenden Gräber. Damit müssen wir uns abfinden.«
»Wie heißt dieser Verräter?«
»Ives Blanc. Und seine Schwester, bei der er immer lebte, heißt Denise.«
»Gut. Und sie wohnen beide in Chartres?«
»Ja.«
»Wie sieht jetzt dein Plan aus?« Ich stellte die Frage, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
»Tu alles«, hörte ich nach einem schweren Atemzug, »was in deinen Kräften steht, um den Diebstahl zu verhindern. Darum möchte ich dich bitten. Ich muss dir nicht erst sagen, wie sehr es mir am Herzen liegt, dass die Bibel nicht in falsche Hände gerät, denn es könnte mit ihr viel Unheil
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