Baphomets Bibel
Tisch erreicht und umritten ihn. Sie fassten noch nicht nach der »Bibel«, dafür bewegten sie die Lanzen in ihren Händen. Sie schwangen sie im Kreis. Ich war froh, so weit zurückgewichen zu sein und wieder mein Kreuz bei mir zu haben.
Es hatte mich bereits vor einem Tod durch die Horror-Reiter bewahrt. Ich wusste auch, dass die vier Erzengel ihre Todfeinde waren, und ich sah jetzt, dass die Enden meines Kreuzes, in denen die Anfangsbuchstaben der Namen eingraviert waren, zu leuchten anfingen.
Noch strahlten sie nicht und setzten diese Strahlen nicht als Waffe ein. Ich war schon froh, dass sie sich überhaupt »gemeldet« hatten.
Van Akkeren drehte durch. Er war plötzlich nicht mehr zu halten. Da hätte auch meine Warnung nichts genutzt.
Er war so stark auf das verdammte Buch fixiert, dass er alles um sich herum vergaß. Er brüllte auf, und sein Gesicht wurde so rot, als sollte es verbrennen.
Dann sah er die Lücke zwischen ihnen und warf sich vor. Wären seine Hände nicht auf dem Rücken gefesselt gewesen, hätte er die »Bibel« sicherlich an sich reißen können. So aber hatte er keine Chance. Trotz der herausragenden Arme warf er sich auf sie und drückte diese überlangen Finger zurück.
»Neiiiinnnn!«, brüllte er. »Neiiinnnn – ihr kriegt das Buch nicht. Die Bibel gehört mir!«
Ich hatte ihn schreien hören. Aber auch die vier Horror-Reiter. Und sie stoppten plötzlich.
Zugleich hoben sie ihre rechten Arme an. In den Händen hielten sie ihre verdammten Lanzen.
Einer schrie etwas, das sich wie ein Befehl anhörte.
Auch ich schrie, aber ich griff nicht ein. Ich stand nur unter dem Schutz des Kreuzes.
Astaroth stieß zu!
Es folgte Eurynome!
Dann war Bael an der Reihe!
Den Schluss machte Amducias!
Alle vier Lanzenspitzen rammte in den Rücken des Vincent van Akkeren, der bei jedem Treffer hochzuckte, sich aber nicht mehr wehren konnte, denn die Lanzen nagelten ihn und das verfluchte Buch praktisch auf der Tischplatte fest!
Ich war Zuschauer! Ich konnte es nicht fassen! Ich wollte es nicht glauben!
Nicht ich hatte van Akkeren getötet, sondern die vier Horror-Reiter!
Oder nicht?
Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich glauben sollte oder nicht.
Jedenfalls steckten die vier Spitzen der Lanzen in seinem Rücken. Sie hatten sich tatsächlich in seinem Körper festgehakt, denn plötzlich glitt ein Ruck durch die vier Reiter.
Ein Ruck und eine Bewegung!
Sie rissen ihre Lanzen in die Höhe. Van Akkeren und das Buch hingen daran. Dann schleuderten sie ihre Lanzen wie siegreiche Trophäen in die Höhe, wobei das Buch und der Körper des Grusel-Stars ebenfalls in die Höhe ragten.
Van Akkeren war zu einem schlaffen Etwas geworden, dessen Arme wie leblose Gebilde an den Seiten seines Körper nach unten hingen.
Mich schauten sie nicht an. Aber sie hatten es geschafft, mir das verdammte Buch zu nehmen, und so musste ich davon ausgehen, dass sie noch etwas damit vorhatten.
Nur der Grusel-Star hatte zu hoch gepokert und verloren. Für endgültig diesmal.
Oder doch nicht?
Ich war mittlerweile so weit, dass ich vieles in Frage stellte, weil ich immer wieder böse Überraschungen erlebt hatte. Erst wenn ich neben van Akkeren stand und seinen Herzschlag nicht mehr spürte, wollte ich glauben, dass er tot war.
Aber es gab ihn nicht mehr. Ich schaute mich um und sah mich wieder im Zimmer des Mannes, das er gemietet hatte.
Aber ich war allein.
Es gab kein Buch mehr, und es gab ihn nicht!
Ich brauchte einige Minuten, um das alles zu verdauen. Dann verließ ich das Haus, um zurück zum Hotel zu gehen. Von dort aus würde ich einige Freunde durch Telefonanrufe aus dem Schlaf reißen.
Vergessen würde ich das Buch nicht. Nach einem derartigen Vorgang war das auch nicht möglich. Und ich nahm jede Wette darauf an, dass es irgendwann wieder auftauchte oder von sich reden machte. Hoffentlich nicht durch die Horror-Reiter...
In einer jordanischen Zeitung stand Tage später ein kurzer Bericht über eine englische Touristin, die auf einem Trip durch die Wüste ihr Leben verloren hatte.
Sie war von einem riesigen Stein überrollt worden...
ENDE
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