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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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rakuda durch das Handwerkerviertel. Bei einem Lederwerker sah er einen sauber gearbeiteten, mit grünen Halbedelsteinen verzierten Umhängebeutel, den er für Begheli kaufte. Nebenan gab es einen Schlosser, der gleichzeitig al len möglichen metallischen Krimskrams – geflickte Töpfe, alte Zierleisten, kleine gußeiserne Dämonenfiguren, Nägel, Zahnzangen – in Kästen unsortiert feilbot. Dante wühlte, eher zerstreut, eine Weile darin herum; eine halbe Stunde später hatte er acht kleine Metallzylinder mit Ausbuchtungen und Stiften gefunden. Sie erinnerten ihn an seltsame Schlüssel. Hoch im Norden, in der Blutgrafschaft Vagaván, hatte einst ein irrer Baumeister, dessen Gebäude ausnahmslos auf Primzahlen basierten, einen Palazzo mit einem Dreiundzwanzigeck als Grundriß errichtet. In diesem Palazzo, in dem es 23 Räume gab und alle Treppen 23 Stufen hatten, wohnte seit Bestehen des Gouvernements der jeweilige Resident von Cadhras. Im Keller (im 23. Kellerraum) gab es eine 23eckige Tür mit 23 Schlössern, und in zweieinhalb Jahrhunderten hatten die Residenten 16 Schlüssel zusammengetragen. Es fehlten 7 – hier hatte er nun 8 gefunden, die den gesuchten ähnelten. Wahrscheinlich paßten sie nicht in die Schlösser; außerdem war einer überzählig. Aber es wäre ja möglich. Der Schlosser wußte nichts über die Herkunft der Zylinder und überließ sie Dante billig.
    Schließlich erwarb er bei einem Buchdrucker noch drei in Bockleder gebundene Werke, gedruckt mit beweglichen Ei senholzlettern auf Büttenpapier: eine Sammlung hypothetischer Tatsachen von ersprießlicher Nutzlosigkeit, vollkommen bizarre Einfälle, Notizen und Anekdoten eines dem verschwiegenen Drucker angeblich unbekannten Autors; eine Serie von Mystifikationen und philosophischen Vexierspielen unter dem Titel Katalog unbewohnbarer Gedanken ; sowie lakonische Erzählungen eines berühmten Autors namens Durdary aus Sa’orq, Trockene Geschichten vom Fluß . Durdarys Buch kostete 25 Foldar, die beiden anderen je 10. Barakuda, der nicht mehr genug Shilgeld bei sich trug, legte 90 Drachmen hin. Er steckte die Bücher und Schlüssel in den Beutel und machte sich auf zum Markt, um das Ende der Wahldebatten mitzubekommen.
    Die Wahl des neuen Stadtsklaven fiel in eine Zeit der Be sorgnis. Die Besitzer hatten jene Frauen und Männer nominiert, die ihnen in neun der üblichen zehn Jahre {2} mit auffallender Wirksamkeit und Intelligenz gedient hatten. Dele gierte aus den Dörfern, Bergnestern und Städten des Be reichs, der sich viertausend Kilometer von Nord nach Süd und fünfhundert von West nach Ost erstreckte und Hochebenen, Bergketten, Moore, Wüsten und Wälder umfaßte, waren wie jedes Jahr in Golgit zusammengekommen, zu Markt, Volksbelustigung, Götterschmähung und Sklavenwahl, aber über allem lag noch der Schatten der Ereignisse von Gashiri. Eine alte, erfahrene Schmäherin mit sprödem Greisinnenbart und ungeheuerlichem Wortschatz mutmaßte, die Prinzipien der Akausalität {3} drohten zu Ordnung zu werden; das fruchtbare Chaos sei nur dadurch zu gewinnen, daß man Konzessionen an die fiktive Kausalität mache und die nichtexistenten Gottheiten in ausreichendem Maße beschimpfe. Dies sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden, und Früh- und Fehlgeburten seien die angemessene Strafe, eine das Große Chaos pervertierende Unzufälligkeit.
    Manche stimmten ihr zu; andere hingegen brachten gewichtige Einwände vor. Wenn, so sagte ein stimmbrüchiges Milchgesicht, die Schmähung nichtexistenter Gottheiten das Große Chaos an einer Stelle schwäche, indem sie darin einen geballten Kausalbereich erfinde, so bewirke dies keineswegs, wie angenommen, an einer anderen Stelle einen besonders wirksamen Akausalbereich, der den Schmähenden zugute komme. Diese Annahme setze ein inneres Auswiegen im Großen Chaos voraus, das dadurch zu einer Form von Ordnung werde – eine offenkundige Absurdität. Vielmehr sei bezeichnend für das Große Chaos eben jegliches Fehlen von Kausalität, daher diene die Schmähung nichtexistenter Gottheiten lediglich der Befriedigung ansonsten nicht kanalisierbarer Sprachtriebe.
    Dem hielt ein nervöser Schmäher entgegen, die Annahme, das Chaos sei ein Chaos, stelle bereits eine unzulässige Strukturierung des Unstrukturierbaren dar; indem nämlich gesagt werde, es gebe keine übergeordneten Kausalmecha nismen, definiere man das Große Chaos als zuverlässig re gellos. Diese Zuverlässigkeit, das kalkulierbare Fehlen

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