Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
alten engen Stadt kein Platz für neue Gebäude ist. Es gibt da einen Schuppen, in dem kleine Boote repariert wer den, neben ihrem Garten. Sie liebt den Garten, vor allem den un teren Teil, in dem sie seltene Blumen und Früchte zieht. Wenn der junge Mann nun den Schuppen kaufen sollte, der bald zum Verkauf stehen wird, dann wird er den Schuppen ausbauen wollen, denn für seine Zwecke ist er zu klein. Ausbauen kann er ihn nur, wenn er einen Teil des Gartens bekommt, und zwar den mit den seltenen Pflanzen. Nun ge fällt ihr der Junge aber so gut, daß sie genau weiß, nach einer ersten Nacht wird es viele weitere geben, und irgend wann wird sie, nur um ihm eine Freude zu machen, die Bee te aufgeben und ihn den Schuppen ausbauen lassen, er wird weniger Zeit für sie haben, weil er mehr Zeit ins expandierende Geschäft stecken muß, und dann wird es ihr leid tun um die Pflanzen.«
»Sie könnte«, warf Töröcsik unbewegten Gesichts ein, »den Schuppen doch selbst kaufen und da unten am Strand, im eigenen Garten, eine Purpurquetsche aufmachen.«
Talsilaq nickte begeistert. »Gut, gut. Das ist der zweite Teil ihrer Überlegungen. Seiner übrigens auch. Er will da einsteigen, mit den Booten, die er im vergrößerten Schuppen bauen möchte.«
»Aber dann ist doch kein Platz mehr für eine Quetsche.«
»Doch, doch; man braucht noch ein bißchen mehr vom Garten. Als die Fähre mit den beiden jungen Leuten am Ziel anlegt, ist der junge Mann so weit, daß er die Frau sehr anziehend findet, den Schuppen ausbauen und eine Purpurquetsche einrichten will. Sie dagegen – die Frau, nicht die Quetsche – findet ihn zwar aufregend, sieht aber im Geiste den ganzen Garten und den Strand von Werkschuppen bedeckt, aus denen es nach Purpurquallen und Pech für Boote stinkt, und in ihrem Haus sind Arbeiter einquartiert.«
»Und?« sagte Bogai. »Wie geht’s weiter?«
Talsilaq grinste. »Ganz einfach. Sie steigen aus; der Mann bleibt vor ihr stehen, legt die Hand auf sein Herz und sagt: ›Ja?‹ Und sie wirft ihm eine Kußhand zu und sagt ›Leider nein‹.«
Bogai brummte. Töröcsik nickte und pfiff eine atonale Sequenz. Dann sagte er: »Es stellt sich jetzt also die Frage, was Tunga und Kisijian sich alles gedacht haben.«
Talsilaq gluckste. »Ich denke mir da was.«
Kurz nach Sonnenuntergang begann in der Bucht das Feu ermoos zu brennen; zwar war die Lufttemperatur zu hoch für die Selbstzündung, aber in Bachnähe hatten sich dank des fließenden Wassers Kältenischen gebildet, in denen die Pflanzen sich entzünden konnten. Es war ein fantastisches Bild; im Zwielicht hüpften Flämmchen hangaufwärts und steckten einander an.
Barakuda blieb am Ufer stehen. »Da stimmt was nicht«, sagte er.
Vor ihnen lag, festgemacht wie zuvor, das Boot. An Bord regte sich nichts, keine Lampe war entzündet. Über die Re ling hing ein Arm, und die Bordwand darunter wies eine dunkle Spur auf.
Töröcsik legte die Hand auf Barakudas Schulter und blickte ihm ins aschgraue Gesicht. »Moment, übereilen Sie nichts«, murmelte er. Er winkte Bogai herbei; mit wenigen Handgriffen änderten sie das Schwebeprogramm der Robots.
Während Talsilaq das kleine Beiboot heranholte, schwebten die Robots zum Achterdeck des Schiffs und landeten.
Nichts geschah. Töröcsik und Bogai stiegen ins Boot und griffen wortlos zu den Rudern. Talsilaq bedachte Barakuda mit einem langen Blick; dann zog er sein Messer und hielt es wurfbereit. Barakuda stand im Heck; unter der eisigen Taubheit, die über ihn kroch wie ein Seenebel, fühlte er sich nackt und schutzlos und dachte an die Tage, da er als Sekretär für Sicherheit eine der wenigen Feuerwaffen auf Shilgat hatte tragen können.
Talsilaq spähte über die Reling; das Ruderboot knirschte an der Bordwand entlang. »Nichts«, flüsterte der Muli. Dann lauter: »Ich gehe; ihr gebt mir Feuerschutz.«
Sekunden später – oder Stunden, so schien es Dante – tauchte er aus dem Niedergang wieder auf. »Nichts. Kommt. Aber …« Er schwieg und starrte irgendwohin; Barakuda sah zunächst nicht, um was es ging. Er zog sich an den Sprossen der Leiter hoch.
Elzo Savinnik lag in einer Blutlache, mit drei Pfeilen im Rücken. Die rechte Hand umklammerte die Fernsteuerung des umgebauten Aufklärungsrobots. Eher unbewußt registrierte Barakuda, daß der Kugelkopf mit den glimmenden Augen sich unentwegt hin und her, hin und her drehte.
Peloy saß auf den Decksplanken, mit dem Rücken an die Steuerbordreling gelehnt. Er
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