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Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Titel: Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beizumessen. Formeln wie ›Der Mensch ist das Maß aller Dinge‹ oder ›Jenseits von Gut und Böse‹ sind, wegen ihrer immateriellen Bezüge, sprachlich nur im Irrealis auszudrücken und werden damit von vornherein in den Bereich der spekulativen Spielerei ohne Wahrheitsgehalt verwiesen…
    ›Gut‹ ist keine ethische, sondern eine pragmatische Behauptung; das entsprechende Wort bedeutet ungefähr was möglichst vielen als möglichst nützlich oder angenehm erscheint und möglichst wenigen schadet. Da alle Aspekte des Chaos gleichwertig sind, kann keiner besonders hervorgehoben und zur Grundlage einer Ordnung gemacht werden (z. B. ›Proletariat‹, ›Rechtgläubige‹ o. ä.).
    … auf der Insel Zho verehrt man 34 nichtexistente Dämonen, deren gräßliche Taten von begabten Chronisten unaufhörlich erfunden werden. Bei den Bundashil des Südkontinents betete man lange Zeit einen Steingott an, dessen Wonne nach allgemeiner Übereinkunft die Verehrungslosigkeit war. Neuerdings pflegt man dort einen weltlichen Kult; eine Autorengilde ergänzt laufend eine Liste möglicher und unmöglicher Gruppierungen (z. B. ›Fliegende Fischesser‹,› Befürworter des Vulkanismus‹, ›Gemüsebauern‹, ›Ungeborene Hummerkorbflechter‹ o. ä.), aus denen zu Beginn eines jeden Jahres eine durch Los ermittelte Gruppe Verantwortung für die Bürde der öffentlichen Geschäfte zu übernehmen hat. Meistens trifft es nichtexistente Gruppen…
    In der Blutgrafschaft Vagaván wählt man den Blutgrafen/die Blutgräfin; Amtsträger werden gelegentlich zur Ader gelassen, damit sie nicht mit aktiver Politik die Bevölkerung belästigen…
    In der alten Stadt Sa’orq wird in einem komplizierten Verfahren einer der Schwachsinnigen des Orts zum Erbgott bestimmt, dessen Weisungen von einer Theologenkaste im Sinne des Gemeinwohls ausgelegt und nicht angewandt werden… In Arameq führt man alles auf den Fisch zurück, von dem die Hafenstadt lebt. Der gewählte Obmann des Rats gilt als Vertreter des Großen Fisches und heißt immer Ubba-bul; die Mitglieder des Rats heißen ›Kiemen‹ und tagen in der ›Reuse‹; Kinder sind ›Laich‹…
    … Die Königin von Kelgarla wird von den Erwachsenen des Landes gewählt. Sie kann Verträge schließen, garantiert die Einhaltung der Gesetze und befehligt im Fall von Konflikten die Streitkräfte. Die Verfassung von Kelgarla gilt auf Shilgat als außerordentlich bizarr…«

II
     
    Über Nacht war ein wenig Wind aufgekommen - nur ein Hauch, aber immerhin. Gegen 6 Uhr schien der Hafen von Aktivität zu bersten. Barakuda versuchte, beim Frühstück Musik zu hören, aber die Hämmer und die kreischenden Sägen fanden kein Auskommen mit Händels Wassermusik. Knurrend nahm Dante den Musikwürfel aus dem Gerät.
    Als er auf den Kai hinaustrat, lehnte die Rote Yolande an einem Pfeiler der Arkaden. Sie kratzte sich die Achseln und blickte mit Mordlust auf das Treiben.
    »Morgen, Yolande. Gut geschlafen? Ist doch fein, so früh geweckt zu werden, wie?«
    Mutter Schwabbel grunzte, kniff die kleinen, blutroten Augen zu, bückte sich und warf eine Holzlatsche nach ihm.
    Barakuda grinste und setzte sich nach Norden ab. Am Ende des Hafens führte die Kopfsteinstraße zwischen großen Häusern zur Sogga-Brücke. Läden und Kneipen waren noch geschlossen; Dante warf einen Blick auf seine Uhr - kurz nach sieben, zu früh. Er lehnte am Geländer, starrte in den schnellen Fluß und rauchte eine Morgenzigarette. Jenseits der beiden Konservenfabriken stieg die Straße an; auf dem Hügel lagen an einem von Shilgat-Platanen umgebenen Platz die Gebäude der Territorialen Administration. In einem Lokal gegenüber trank Barakuda Kaffee und wartete. Punkt halb acht tauchte der Präfekt der Gendarmerie auf; Dante fing ihn vor dem Portal ab.
    »Ah, Barakuda. Ziemlich früh. Kommen Sie rein. Drinnen redet sich’s besser.« Der grauhaarige, drahtige Mann deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
    Aus dem Büro des Präfekten, in der Nordwestecke des Gebäudes, überblickte man das Meer, die grüne Ebene mit der Mündung des Ylagas und die Küstenhügel. Auf der Anhöhe nördlich des Flusses leuchtete das Palais der Gouverneure im Morgenlicht.
    Barakuda ließ sich in den weichen Sessel sinken. Ataratz lehnte am Schreibtisch.
    »Was war das mit dem Zettel gestern - Nobrega?«
    Barakudas Zigarettenpäckchen war leer; er warf es in den Papierkorb und wühlte in der Reisetasche nach einem neuen. Der Präfekt reichte ihm

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