Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
Karawanenrouten; wichtige Handelsgüter bleiben aus, und Sie wissen ja, was das für Wirtschaft, Steuer und Zoll in Cadhras bedeutet.«
Mtusi klopfte auf das andere Blatt, das vor ihm lag. »Hier steht was zu Wirtschaft und Technik. Lesen Sie mal.«
Barakuda überflog den Artikel. Er erinnerte sich dunkel an den Autor, der vor etwa einem halben Jahr in Cadhras gewesen war und sehr viel Zeit mit Abgeordneten der Territorialversammlung verbracht hatte. Der Artikel behauptete, eigentlich wollten die Shil längst nicht mehr vor dem Fortschritt geschützt werden; beiderseitig interessante Handelsmöglichkeiten würden vom Gouvernement abgewürgt, etwa der Export des medizinisch sehr nützlichen Taumeltangs, der als harmloses und schnellwirkendes Narkotikum viele Operationen erleichtern könnte; ferner litten etliche Planeten des Sektors an Nahrungsmittelknappheit, und der auf Shilgat produzierte Getreideüberschuß von jährlich 10 Millionen Tonnen ließe sich durch Einsatz moderner Mittel mühelos verdreifachen.
»Das hat in Atenoa Ärger gegeben. Der Brief des Sekretärs für Dominien und Protektorate an die Gouverneurin befaßt sich damit.«
Barakuda ließ das Blatt sinken. »Alles Quatsch. Die Shil haben zu einer Zeit, als auf der Erde noch Neandertaler herumturnten, auf eine technische Zivilisation verzichtet und wollen bis heute nichts davon wissen. Der Mann hier hat zuviel Zeit mit den Leuten der asambli verbracht. Ich lasse Ihnen ein Dossier über den ganzen Fragenkomplex zusammenstellen, das Sie in Atenoa vorlegen können.«
* * * * *
Aus kupfernen Monstermäulern in der Täfelung quoll Heißluft; sie stieg an Tongefäßen empor, deren Wasser mit Duftessenzen von den Inseln des Pangotischen Ozeans versetzt war. Schwere, dunkelrote Teppiche bedeckten die Bohlen. Die Hitze im Raum war kaum auszuhalten; dennoch fröstelte die Frau auf dem Diwan. Die rechte Hand der Blutgräfin erschien zwischen den Pelzen der arktischen Eiskatze; blasses Oliv in Sahneweiß. Transparente Finger machten eine matte Bewegung, die gemurmelte Sätze begleitete. Die Audienz war beendet.
»Haben Sie was rausgekriegt?« sagte Mtusi auf dem Gang.
»Sie weiß auch nicht mehr als wir, obwohl die Karawanen hier zusammengestellt werden.« Barakuda seufzte. »Sie wollte was unternehmen, Nachforschungen anstellen…«
»Die Gräfin sieht schlecht aus«, sagte der Inspektor, als sie vor dem Portal der Blutburg standen. »Der Aderlaß kann noch nicht lange her sein.«
Barakuda nickte und schlug den Kragen seiner wattierten Jacke hoch. Der eisige Seewind war erfrischend, aber vor allem kalt. Die untergehende Sonne stand wie eine Bronzescheibe auf dem westlichen Horizont - ein Farbgong, dessen Dröhnen zunächst zu Karmesin anschwoll und dann, mit der Entfernung vom Ursprung, in undefinierbaren Schattierungen verebbte; in der Bucht von Vagaván war das Meer graugrün. Bruchsteinmolen ragten ins Wasser. An den hölzernen Landebrücken lagen zwei Frachtsegler und zahllose Fischerboote. Der Blick war fast die Reise wert. Unterhalb der Zitadelle sanken die Reihen heller Häuser in Terrassen zum Stadtkern am Strand.
»Sie ist ihren Leuten zu aktiv gewesen, fürchte ich. Haben Sie die Adern gesehen? Die Haut ist beinahe durchsichtig.«
Der Inspektor rammte die Hände in seine Manteltaschen. »Komischer Planet. Irgendwie kann ich mich nicht dran gewöhnen, daß eine Regierung nur für Notfälle da ist und zur Ader gelassen wird, wenn sie das Volk belästigt.«
In der Stadt herrschte der übliche Abendbetrieb. Noch waren die Läden und Verkaufsstände belebter als die Tavernen. Es roch betäubend nach Fisch.
Der Abendwind pfiff über den erhöhten Damm, der einmal ein Kai gewesen war. Mtusi zog den kurzen Hals noch tiefer zwischen die Schultern. »Kalt. Aber eigentlich müßte es hier oben doch um diese Zeit noch kälter sein.«
»Eine warme Strömung vom Äquator. Vagaván ist ganzjährig eisfrei. Die Bucht jedenfalls. An Land wird es schon mal ungemütlich.« Barakuda deutete auf die scharfen Umrisse des Vorgebirges, das die Bucht im Norden begrenzte. »Das Vorland geht fast zweihundert Kilometer in den Pangotik. Es staut die warme Strömung und leitet sie weit ins Meer hinaus. Jenseits des Vorgebirges, ungefähr fünfzig Kilometer nördlich, fängt bald die Eiszeit an.«
Der Resident des Gouvernements bewohnte einen kleinen Palazzo am Nordende des Stranddamms. Das Alter der Hafenanlagen aus riesigen Quadern war unbekannt; seit Beginn
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