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Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Titel: Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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der Beobachtungen durch das Gouvernement hatte sich der Westen des Nordkontinents jährlich um zwei Millimeter gehoben, und um die Hafenanlagen wieder benutzbar zu machen, hätte der Wasserspiegel acht Meter steigen müssen. Vermutlich war Vagaván vor 4000 Jahren eine alte Stadt gewesen. Der Palazzo des Residenten dagegen war jung; nach Auskünften einheimischer Baumeister handelte es sich um eine Arbeit des Steinherren Yanuba, der vor etwa 1200 Shilgat-Jahren (ca. 1320 Standardjahren) gelebt hatte. Yanuba galt als irre, wiewohl interessant; er hatte auf einem Hügel südlich von Vagaván kurz vor seinem Tod einen Monolithen und eine hauchdünne, quadratische Platte angefertigt, um sein Werk zu vollenden, wie er sagte. Erst danach stellte man fest, daß dieses Werk ausnahmslos aus Bauwerken bestand, in denen jeweils eine Primzahl verarbeitet war. Monolith und Fläche entsprachen 1 und 2 und vollendeten das Werk nach unten; niemand wußte, wie weit nach oben Yanuba in der Reihe der Primzahlen gekommen war, denn in seinen besten Jahren war er weit gereist. In der Residenz gab es 23 Räume; alle Treppen hatten 23 Stufen, die spitzen Bögen der Arkaden im Innenhof bestanden aus 23 abwechselnd golden und grün bemalten Steinen; die Grundfläche des Gebäudes, aller Räume und - angedeutet - sogar der Gänge war ein Dreiundzwanzigeck. In einem der vielwinkligen Räume brach ein umständlicher Alkoven zahlreiche Wände, und im letzten und untersten der 23 Kellerräume gab es eine 23eckige Steintür mit 23 Schlössern.
    Das Abendessen war reichhaltig: Fischsuppe, gedünstete Fischfilets in einer aromatischen Tunke, gebratene Seevögel und eingelegte Früchte, die an winzige Kürbisse erinnerten. Barakuda hielt sich ein wenig zurück; der Inspektor fraß. Die Residentin, eine hagere Frau mit grauem Haar und stechend graublauen Augen, langte ebenfalls kräftig zu; offenbar gehörte sie zu jener Sorte von Hageren, deren Gestalt nicht durch Nahrung zu beeinflussen ist. Die Pilotin, Leutnant Sarela McVitie, nippte nur. Das fröhliche Gesicht mit der Stupsnase war nicht so frisch wie sonst, und ihre graugrünen Augen schauten müde.
    Mit Kaffee, Gebäck und (importiertem) Brandy setzten sie sich an den Tisch vor dem Polygon des Kamins. Der Butler hatte 23 Scheite zu einer Pyramide geschichtet und angezündet. Als er gegangen war, zog die Residentin ein Blatt aus der Jackentasche und schob es Barakuda hin.
    »Ihre Liste, Sekretär.«
    Dante überflog die Aufstellung der hier ansässigen fremden Händler und der Reisenden der letzten Monate. Die beiden in Vagaván lebenden Händler aus Cadhras würde er später sehen; mit ihnen war er in einer der Strandtavernen verabredet. Zwei Eintragungen interessierten ihn jedoch.
    »Diese beiden Männer. Und was will ein Segler aus Pasdan hier?«
    Seit das Commonwealth Gouvernement und Garnison in Cadhras unterhielt, hatten die Heiligen Mütter zwar die direkte Aggression gegen ihre Nachbarn eingestellt, betrieben sogar ein wenig Handel, aber die Feindseligkeit blieb.
    »Die sind draußen in der Wetterküche am Kap in einen Sturm geraten«, sagte die Residentin. »Hier haben sie auf der Reede geankert und die Schäden repariert. Und die beiden Männer? Schräge Typen. Beide Cadhrassi, ich weiß aber nicht woher, Isthmus oder Commonwealth. Sie haben sich ein paar Tage in Vagaván herumgetrieben, fast wie Kundschafter, und sind wieder verschwunden. Für meinen Geschmack hatten sie zu gute Pferde und zu viele Waffen.«
    Barakuda kniff die Augen zusammen. »Was für Waffen?«
    »Nichts Verbotenes, sonst hätte ich etwas unternommen. Aber wozu reiten zwei Männer mit Reitersäbeln, Krummdolchen, Wurfpfeilen, Bogen, Armbrüsten und zusammensetzbaren Blasrohren durch eine friedliche Gegend?«
    Dante pfiff leise. »Nettes Arsenal.«
    »Banditen«, sagte McVitie.
    Die Residentin schwieg; der Inspektor schlürfte mit geschlossenen Augen Brandy und schien weit weg zu sein.
    »Dann würde es interessant«, sagte Barakuda. »Bisher haben wir uns um die Wegelagerer nicht gekümmert; das sind Shil-Angelegenheiten, und die großen Karawanen haben sich ganz gut selbst verteidigt. Wenn bei den Banditen aber auch Cadhrassi sind, dann…« Er schnippte den Rest seiner Zigarette in den Kamin und rümpfte die Nase.
    Später beschäftigten Mtusi und die Residentin sich mit den Büchern; Barakuda brach zu seiner Verabredung in der Taverne auf. Trotz aller Müdigkeit wollte McVitie mitkommen. Schweigend gingen sie

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