Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
versunken, von Fleischbäumen gefressen, von Ätznelken zersetzt, von Sumpfnattern vergiftet oder von Alligatoren zerstückelt worden waren.
Das Grand Hotel war ein zweigeschossiger weißer Bau zwischen den Klippen und dem Küstenwald. Die Bungalows lagen ohne Sichtverbindung untereinander an Buchten, umgeben von üppigen Orchideenhecken und Zinnobersträuchern. Tashila war eine Ansammlung massiver, dunkler Holzhäuser um einen Naturhafen mit Fischerbooten. Die Luxusclipper wirkten fehl am Platz.
Am zweiten Tag inspizierte Barakuda die Fischerkneipen von Tashila. Als die Rede auf die Touristen kam, zitierte ein alter Shil eine Legende. »Die Götter waren kurz nach Beginn unzufrieden mit der Lage der Dinge, da zum Erreichen der Stabilität eine gewisse Ordnung gehörte, die ihnen langweilig erschien. So förderten sie dann im Rahmen der unabdingbaren Naturgesetze das Chaos, und wunderbar ist ihr Tierreich geworden. Dieser Vogel« - er wies auf ein graugelbes Tier, ähnlich einer Krähe; es hockte träge schaukelnd auf einer Rahe und musterte die Fische, die eine weibliche Bootsbesatzung körbeweise an Land schleppte - »sitzt dort und wägt ab. Bald wird er einen Fisch nehmen und zu den Klippen fliegen, um ihn zu verzehren. Er baut ein Nest und sucht einen Partner; sein Leben hindurch rackert er sich ab, um stark genug für die Paarung und den Nestbau zu sein. Wenn die Eier gelegt sind, bedecken die Vögel sie mit bestimmten Moosen, die Sonnenhitze speichern. Danach verstopfen sie ihre Schnäbel mit Kräutern, beschmieren die Flügel mit Lehm und stürzen sich von den Klippen zu Tode. Und du willst, daß ich mich über die Jäger wundere?«
Die meisten Feuerwaffen waren nach Tashila geliefert worden, an eine nichtexistente Adresse. Barakuda erfuhr lediglich, die Lieferungen seien von der Hafenwerkerzunft angenommen und gelagert worden. Innerhalb weniger Tage sei jeweils ein großer Segler ohne auffällige Kennzeichen, bedient von Shil und Mulis, in den Hafen eingelaufen. Die Besatzung habe die Gebühren entrichtet und die Lieferungen mitgenommen. Sie seien nach Norden gesegelt.
Barakuda erholte sich ausgezeichnet; das Hotel hatte eine gute Küche und erstklassiges Personal. Er schlief in einem luxuriösen Bungalow, schwamm viel, las mehr und verbrachte die Abende lieber im Hafen von Tashila als im Hotel; das gesellschaftliche Leben und die organisierte Unterhaltung ließen ihn kalt.
Nach einigen Tagen erfuhr er über Funk aus Cadhras, daß es nichts Neues gab; Maqari kündigte ihm lediglich an, einer seiner Kundschafter, ein Banyashil namens Avlok, sei zu ihm unterwegs, von Golazin aus, einer Hafenstadt weiter im Westen des Nordkontinents.
Im Grand Hotel redete man über einen auffälligen Touristen namens Gerames, der die Statistik verändert hatte. Der Mann war vor wenigen Tagen von einer Safari aus dem Westteil Huasiringas zurückgekehrt, mit den Häuten dreier Großalligatoren, den Fellen eines halben Dutzends kleinerer Katzen und - zwei Shihuetidecken. In der vom Hotel geführten Liste stand er damit an zweiter Stelle hinter einem Gast, der es vor 50 Jahren auf drei Shihuetis gebracht hatte. Der Aushang am Schwarzen Brett in der Halle führte aber auch drei Jagdtouristen auf, die nicht von der Safari zurückgekommen waren, von Shihuetis zerrissen. Eines der beiden von Gerames erlegten Tiere hatte zwei Touristen erlegt.
An seinem neunten Tag lag Barakuda dösend im heißen Sand unterhalb des Bungalows. Er hörte Schritte. Eine Stimme sagte vorsichtig: »Chef, schläfst du?«
Avlok hockte sich zu ihm, rauchte eine Zigarette und berichtete über merkwürdige Vorgänge in der Stadt und im Flußland. »Die Wege werden unsicher. Auf dem Wasser kommt man noch vorwärts, aber auf dem Land sind alle Büsche Ohren und die Nächte Dolche.«
Scharmützel zwischen Händlergruppen und Wegelagerern; Karawanen, die längst fällig waren und ausblieben; Leichen, die den Golzain hinabtrieben. »Ich dachte, es wäre besser, dies weiterzugeben, ehe mich der große schwere Schlaf ohne Morgen erwischt.«
»Lebende Kundschafter ziehe ich toten Helden vor; es ist angebracht, den Rücken vor zusätzlichen Körperöffnungen zu hüten. Sprich weiter.«
»Die Matriarchinnen überziehen die Steppe mit Spitzeln und Gruppen ihrer Kriegerinnen. Was wollen sie so weit im Osten?« Avlok berichtete, er sei den Fluß hinaufgeritten und habe verbrannte Dörfer gefunden; mehrmals sei er knapp dem Tod durch Pfeile entronnen, auch habe er
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