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Barbara

Barbara

Titel: Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Newman
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den Verstand. Ich meinen auch ganz schön. Wir wanderten hinaus zur Wicket Hill Bar, die Sonne ging unter, es war Ebbe. Der Wind kam vom Land und blies von den Wellenspitzen Sprühregen hinaus aufs Meer. Die See war im Westen ganz rotgold, als die Sonne sich senkte, bis sie tief purpurn wurde. Wir machten es direkt unten am Meer, rollten in der Brandung hin und her, und Sam brüllte wie ein Stier; wir rollten und drehten uns im Wasser und fickten die ganze Zeit dabei. Ich bin fast ertrunken. Ungeheuer groovy .« Die Freunde saßen zusammen in der Bar und diskutierten ihre Erlebnisse. Meist sprachen die drei Jüngeren, nur von Zeit zu Zeit wandten sie sich an Max, um etwas bestätigt zu bekommen oder damit er einen strittigen Punkt kläre. Tom hatte es gestern weder mit dem Schwulen noch mit dem Hund getrieben. Frank, der Homo, war Tom gegenüber sehr zurückhaltend und wollte nicht so schnell zur Sache kommen, obwohl er das offensichtliche Drängen des Jungen spürte. Er begründete es damit, daß er sich schon zu oft die Finger verbrannt hätte und er in seiner Stellung (er war Lehrer an einer exklusiven Privatschule) leicht angreifbar war.
    Der Nachmittag verging schnell. Gegen drei spazierten sie die Straße hinunter zu Mary’s Imbißstube und aßen einen Teller linguica Suppe. Danach wanderten sie zu einem einsamen Teil des Strandes und törnten sich an.
    Tom und Leslie hatten ihre Aushilfsjobs aufgegeben und erkannt, daß sie so zu viert genug Geld für ein recht angenehmes Leben auftreiben konnten. Unter den zahlreichen Bekannten, die Max und Barbara in der Seestadt hatten, und wegen der faszinierenden Schönheit der vier und ihres strahlenden Glücks, fanden sie eine Menge Freunde, die froh... ja, wortwörtlich froh waren, ihnen zu helfen. Geld brauchten sie nur ganz wenig. Irgendeine leere Strandhütte oder Wohnung stand ihnen immer zur Verfügung. Leslies Familie hatte sich stets erboten, ihr Geld oder Schecks zu schicken, was sie immer vorsichtiger Weise abgelehnt hatte, aus Angst von der Familie abhängig zu werden. Nun ließ sie sich einen kleinen Teil von dem schicken, was man ihr anbot. Max bekam immer und überall Geschenke, gewöhnlich Drogen — ein Stückchen Haschisch, eine anständige Portion Marihuana, ein Tütchen Kokain. Wenn man für irgendeinen besonderen Zweck einmal wirklich Geld brauchte, nahm einer von ihnen eine Gelegenheitsarbeit von ein, zwei Tagen in einem der Hippie-Shops oder der Diskotheken oder auf einem Bau an. Max war unter anderem ein erfahrener Barkeeper, ein guter Automechaniker und schrieb vorzüglich Schreibmaschine. Außerdem kam ungefähr zweimal in der Woche irgendetwas mit der Post für ihn — ein Buch oder eine Jazzplatte zur Besprechung, ein Manuskript, das redigiert werden, oder Druckfahnen, die korrigiert werden mußten. Er brachte Leslie bei, wie man das machte. Tom, was ein Barkeeper wissen mußte. Wenn die beiden sich den ganzen Tag über herumtrieben, waren sie verwundert, welch eine Vielzahl interessanter Jobs ihnen angeboten wurde, was für Möglichkeiten sich ihnen eröffneten, weil sie so viele Leute sahen, die alle — bewußt oder unbewußt — die Freude und Macht spürten, die von ihnen ausgingen. Außerdem kannte Max alle Schliche, die man brauchte, um billig zu leben. Um den Menschen reich zu machen, muß man nicht seine finanziellen Möglichkeiten vergrößern, sondern seine Bedürfnisse reduzieren. Ungeschälten Reis als kräftige Grundnahrung. Wenige, aber sehr gute Kleidungsstücke. Arbeitskleidung bester Qualität. Das Essen außer dem Reis konnte man sich zusammensammeln. Muscheln fanden sich in reichlicher Menge an der ganzen Küste, und die Restaurants und die meisten Sommergäste verschmähten sie. Max ging nie an einem Busch mit wilden Beeren vorüber, ohne eine Handvoll oder eine Plastiktüte voll zu pflücken. (Plastiktüten brauchte man nie bei sich zu haben. Die unzerstörbare Plastiktüte hat als beherrschendes Strandgut die Bierbüchse an den Stränden von ganz Amerika ersetzt. Man kann keine hundert Meter gehen, ohne eine zu finden, die in gutem Zustand ist, und zwischen zehn und hundert, die zerrissen sind.) Und schließlich und endlich war Max ein ausgekochter Ladendieb. Immer wenn es regnete, zog er seinen weiten Regenmantel an und ging schnurstracks zu dem großen Selbstbedienungsladen, um seinen Zigarettenvorrat zu ergänzen. Er konnte in den weiten Falten des Mantels und in dessen riesigen durchgehenden Taschen mit völliger

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