Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Japan Korea als Kolonie angeeignet. Nach dem Ersten Weltkrieg übernehmen die Japaner auch die deutschen Gebiete in China.
Auf Yoshihito folgt 1926 Hirohito. Der 124. Tenno seit dem legendären Jimmu stellt seine Regierung unter das Motto Showa (»Erleuchteter Frieden«). Gerade davon aber ist von Anfang an keine Rede. Die kaiserlichen Militärs haben seit 1900 ein Vetorecht bei der Kabinettsbildung.
1937 marschieren japanische Truppen in China ein. Beim Massaker in Nanking ermorden japanische Soldaten etwa 200 000 Zivilisten und Kriegsgefangene auf oft grausame Art. Im Zweiten Weltkrieg schließt Japan im September 1940 den Dreimächtepakt mit Italien und dem Deutschen Reich. Den gefährlichsten Gegner will man überraschen. Und dies gelingt. Am 7. Dezember 1941 greifen japanische Kampfflugzeuge den US-amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour an. Der Krieg, der anschließend vor allem auf verschiedenen strategisch wichtigen Inseln im Pazifik gegen die USA und ihre Verbündetengeführt wird, bringt Japan gegen 1945 an den Rand der Niederlage. Doch die Japaner wollen den Kampf nicht verloren geben, sterben eher, als dass sie sich in Gefangenschaft begeben.
Sogar als im August 1945 die Amerikaner nacheinander mit zwei Atombomben die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zerstören, wollen viele Militärs noch immer nicht kapitulieren. Aber Hirohito ordnet an, der Forderung der Alliierten nachzukommen. Über das Radio teilt er dies verklausuliert dem Volk mit.
Japan wird von den Amerikanern besetzt, doch Hirohito bleibt Kaiser. Am Neujahrstag 1946 verwirft er in einer Rundfunkrede den Anspruch, ein gottgleiches Wesen zu sein. Trägt er Verantwortung für die Eroberungspolitik Japans? Oder war er eine machtlose Marionette? Die Historiker streiten.
J. Robert Oppenheimer und die Atombombe
J. Robert Oppenheimer lebt von 1904 bis 1967
Als Franklin Delano Roosevelt kurz vor Kriegsende stirbt, folgt ihm Harry S. Truman im Präsidentenamt nach. Wenige Wochen später teilt man ihm mit, dass die Anstrengungen zum Bau einer Atombombe, die an Zerstörungskraft alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, zu einem erfolgreichen Test geführt hätten. Die Bombe ist bald einsatzbereit.
Leiter des Atombombenprogramms, das den Namen Manhattan Project erhält, ist der Physiker J. Robert Oppenheimer. Er steht für den Pakt mit dem Teufel, den die Wissenschaft im 20. Jahrhundert auf vielfältige Weise schließt. Den Anstoß zum Bau der Bombe gab der Physiker Leó Szilárd, ein aus Ungarn emigrierter Jude, in einem Brief an Roosevelt, den Albert Einstein mitunterzeichnete. Hauptantriebskraft ist letztlich die Sorge, das nationalsozialistische Deutschland könnte zuerst eine Atombombe bauen. Tatsächlich betreibt das Deutsche Reich ein Uranprojekt, dem die Wissenschaftler Carl Friedrich von Weizsäcker, Otto Hahn und Werner Heisenberg angehören.
Julius Robert Oppenheimer ist der Sohn einer deutsch-jüdischen Familie in New York. Der hochbegabte Junge wächst behütet auf, studiert in Harvard und wendet sich schließlich der experimentellen Physik zu. 1942 übernimmt er die wissenschaftliche Leitung des Manhattan Project . Direkt oder indirekt sind andem gigantischen Unternehmen über 100 000 Menschen beteiligt. Als am 16. Juli 1945 der Trinity-Test den Sand der Wüste von Nevada zum Schmelzen bringt, besitzen die USA eine Waffe bisher ungeahnter Zerstörungskraft.
Präsident Harry S. Truman entschließt sich, die Atombombe gegen die auch nach der Kapitulation Deutschlands verbissen weiterkämpfenden Japaner einzusetzen. Die amerikanischen Befehlshaber fürchten die Invasion Japans und rechnen mit extrem hohen Verlusten. Am 26. Juli 1945 fordern die USA und ihre Verbündeten in der Erklärung von Potsdam Japan auf, bedingungslos zu kapitulieren, andernfalls drohe die »sofortige und völlige Vernichtung«. Die Atombombe wird nicht erwähnt. Japan reagiert nicht.
Am 6. August 1945 startet ein Bomber und klinkt die Bombe über der japanischen Stadt Hiroshima aus. Mindestens 90 000 Menschen sind sofort tot. Doch noch immer kapituliert Japan nicht. Am 9. August trifft eine weitere Atombombe Nagasaki. 36 000 Menschen sind sofort tot. In den nächsten Jahrzehnten sterben weitere Zehntausende an den Strahlungsfolgen.
Entsetzt von dem Leid, das seine Entwicklung verursacht hat, spricht Oppenheimer sich gegen den Bau der noch zerstörerischeren Wasserstoffbombe aus. Damit gerät er nach dem Zweiten Weltkrieg ins
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