Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Visier der Kommunistenhatz des US-Senators McCarthy. Oppenheimer wird Kontakt zu Kommunisten und sogar Spionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Erst 1963 wird er rehabilitiert.
Karl Popper und die offene Gesellschaft
Karl Popper lebt von 1902 bis 1994
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einer Zeit, in der die Welt in den Würgegriff der Weltanschauungen des Marxismus und des Faschismus gerät, greift ein in Großbritannien später geadelter Österreicher die Heilsversprechungen beider Ideologien an und warnt vor deren unvermeidlichem Abdriften in das Totalitäre. Er ist überzeugt: »Der Versuch, den Himmel auf Erden einzurichten, produziert stets die Hölle.« Dagegen setzt Karl Raimund Popper die Idee der offenen Gesellschaft, die durch gelebte Meinungsvielfalt ständig daran arbeitet, Fehler in der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung zu berichtigen. Dieoffene Gesellschaft – ein Begriff, den Popper von dem französischen Philosophen Henri Bergson entlehnt – verändert sich evolutionär, nicht revolutionär. Anders als die Staatsentwürfe des Faschismus und des Marxismus gibt sie allen Bürgern die Möglichkeit, den Staat öffentlich zu kritisieren und an seiner permanenten Verbesserung mitzuwirken.
Popper wendet sich gegen die Auffassung, Geschichte geschehe nach immer wiederkehrenden Abläufen, sei daher mehr oder minder vorhersehbar und diene einer Vorherbestimmung (so wie es Marxisten mit der unausweichlich eintretenden kommunistischen Gesellschaft und Faschisten mit dem Sieg einer Elite oder einer Rasse vorherzusehen meinen). Als frühe Feinde der offenen Gesellschaft macht Popper die Philosophen Marx, Hegel und Platon aus, da sie alle ein deterministisches (auf ein angebliches Ziel hinauslaufendes) Geschichtsbild verfolgen und die Idee eines von Eliten geführten geschlossenen Staatssystems stützen.
Als junger Mann ist Karl Popper selbst Kommunist. Doch als bei einer Demonstration mehrere Männer erschossen werden und kommunistische Funktionäre sagen, sie seien für die baldige Weltrevolution gestorben, fällt Popper vom »Glauben« an den Kommunismus und jegliche Ideologien ab.
Karl Popper studiert in seiner Geburtsstadt Wien und widmet sich danach als Philosoph zunächst Fragen der Logik und der Wissenschaftstheorie. Doch es ist vor allem Poppers Staatsphilosophie, die seine Bedeutung als Denker ausmacht. 1937 nimmt er eine Dozentenstelle im neuseeländischen Christchurch an, denn für ihn als Juden ist es in Österreich längst zu gefährlich geworden. Im Jahr darauf marschieren Hitlers Truppen ein.
In Neuseeland verfasst Popper sein epochemachendes Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Den ersten Bandbeendet er 1942 mitten im Zweiten Weltkrieg. Das Werk ist prägend in der politischen Landschaft des 20. Jahrhunderts und liefert die gedankliche Basis für die westlichen Demokratien nach Kriegsende, unter anderem mit Bemerkungen wie: »Die Frage, wer an die Macht kommen soll, ist falsch gestellt. Es genügt, wenn eine schlechte Regierung wieder abgewählt werden kann.«
19. Nachkrieg
Mahatma Gandhi und der gewaltlose Widerstand
Mahatma Gandhi lebt von 1869 bis 1948
Mohandas Karamchand Gandhi ist der Sohn des Premierministers einer Provinz in Indien, das seinerzeit noch immer von der Kolonialmacht Großbritannien beherrscht wird. Er studiert in London und geht 1893 nach Südafrika in einen anderen Teil des Britischen Weltreichs, um sich als Anwalt niederzulassen. Dort bleibt er 20 Jahre und nimmt den Kampf gegen die Diskriminierung der Inder und der Schwarzen durch die Weißen auf. Seine Ethik ist vom Hinduismus, aber auch vom Christentum und vom Buddhismus beeinflusst. Sein Konzept des gewaltfreien Widerstands sieht er als Waffe des geistig und moralisch Stärkeren.
1915 kehrt Gandhi nach Indien zurück, wo ihn der Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur Rabindranath Tagore mit der Anrede Mahatma (»große Seele«) begrüßt. Gandhi baut ein spirituelles Zentrum auf und steht bald an der Spitze der wachsenden indischen Unabhängigkeitsbewegung, die 1919 mit der Strategie der Nichtkooperation und des zivilen Ungehorsams ihren Kampf aufnimmt. 1920 überträgt man ihm die Führung der wichtigsten Organisation, des 1885 gegründeten Indischen Nationalkongresses (INC), in dem Muslime und Hindus zusammenarbeiten. Trotz vielfacher Verhaftungen hält Gandhi hartnäckig an seinem Konzept des gewaltlosen Widerstands fest. Um das britische Salzmonopol zu brechen,
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