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Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Titel: Barcelona 01 - Der Schatten des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafon
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hatte bereits prophezeit, was geschehen würde.
    »Das Fernsehen, mein lieber Daniel, ist der Antichrist, und ich sage Ihnen, es werden drei oder vier Generationen genügen, bis die Leute nicht einmal mehr selbständig furzen können und der Mensch in die Höhle, in die mittelalterliche Barbarei und in einen Schwachsinn zurückfällt, den schon die Nacktschnecke im Pleistozän überwunden hat. Diese Welt wird nicht von der Atombombe zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem einen Witz macht, einen schlechten noch dazu.«
    Professor Velázquez hatte sein Zimmer im zweiten Stock der Philosophischen Fakultät, zuhinterst in einem Flur mit Schachbrettfliesen, der zum südlichen Kreuzgang hinausführte. Ich fand ihn in der Tür zu einem Vorlesungsraum, wo er vorgab, einer Studentin mit spektakulärer Figur zuzuhören, die ein granatrotes, hautenges Kostüm trug und hellenische, in feinen Seidenstrümpfen glänzende Waden sehen ließ. Professor Velázquez stand im Ruf eines Don Juan, und es gab Stimmen, die sagten, die é ducation sentimentale jeder jungen Dame aus gutem Haus sei unvollständig ohne eines der sprichwörtlichen Wochenenden in einem kleinen Hotel an der Strandpromenade von Sitges, wo im Tête-à-tête mit dem distinguierten Hochschullehrer französische Liebeslyrik rezitiert wurde. Bis sie ihr Gespräch beendet hatten, unterhielt ich mich damit, von der Studentin eine Röntgenaufnahme zu machen. Vielleicht war es der gemächliche Spaziergang gewesen, der meine Stimmung gehoben hatte, vielleicht waren es meine achtzehn Jahre und der Umstand, daß ich mehr Zeit mit den in alten Schmökern festgehaltenen Musen verbrachte als in Gesellschaft von Mädchen aus Fleisch und Blut, jedenfalls wurde mir in diesem Augenblick, als ich all die Kurven in der Anatomie der Studentin studierte, die ich nur von hinten sehen konnte, mir aber dreidimensional vorstellte, der Mund wäßrig.
    »Nanu, das ist ja Daniel«, rief Professor Velázquez. »Zum Glück kommst du und nicht diese Vogelscheuche vom letzten Mal, der mit dem Stierkämpfernamen, der sah ja aus, als wär er betrunken oder müßte gleich eingesperrt und der Schlüssel weggeworfen werden. Stell dir vor, kommt der doch auf die Idee, mich nach der Etymologie des Wortes Schwengel zu fragen, mit einem hämischen Unterton, der ganz unangebracht war.«
    »Der Arzt hat ihm eben starke Medikamente verschrieben. Etwas mit der Leber.«
»Weil er den ganzen Tag besoffen ist«, sagte der Professor.
»An eurer Stelle würde ich die Polizei benachrichtigen. Der ist mit Bestimmtheit aktenkundig. Und wie seine Füße stinken, mein Gott – da läuft so mancher Scheißrote rum, der sich seit dem Fall der Republik nicht mehr gewaschen hat.«
Ich wollte eben eine dezente Ausrede vorbringen, um Fermín zu entschuldigen, da drehte sich die Studentin, die mit Professor Velázquez geplaudert hatte, um. Ich sah, wie sie mir zulächelte, und meine Ohren begannen zu glühen.
»Hallo, Daniel«, sagte Beatriz Aguilar.
Ich grüßte sie mit stummem Nicken.
»Ach, ihr kennt euch schon?« fragte Velázquez neugierig.
»Daniel ist ein alter Freund der Familie«, erklärte Bea. »Und der einzige, der den Mut gehabt hat, mir einmal zu sagen, daß ich affektiert und eingebildet bin.«
Verdutzt schaute mich Velázquez an.
»Das ist zehn Jahre her«, präzisierte ich. »Und ich habe es nicht ernst gemeint.«
»Ich warte aber immer noch darauf, daß er mich um Verzeihung bittet.«
Velázquez lachte herzlich und nahm mir das Paket ab.
»Ich habe das Gefühl, ich bin überflüssig hier«, sagte er, während er es aufschnürte. »Oh, wunderbar. Hör mal, Daniel, sag deinem Vater, daß ich ein Buch mit dem Titel Jugendbriefe aus Ceuta von Francisco Franco Bahamonde suche.«
»Schon erledigt. In zwei Wochen hören Sie von uns.«
»Ich nehme dich beim Wort, und jetzt verzieh ich mich schleunigst, zweiunddreißig leere Köpfe warten auf mich.«
Professor Velázquez zwinkerte mir zu, verschwand im Vorlesungsraum und ließ mich mit Bea allein. Ich wußte nicht, wohin mit den Augen.
»Hör zu, Bea, das mit dem blöden Witz, ehrlich, ich …«
»Ich hab dich auf den Arm genommen, Daniel. Ich weiß doch, daß wir damals noch Kinder waren, und Tomás hat dich schon genug verprügelt.«
»Es tut jetzt noch weh.«
Bea lächelte mich an, als hätten wir Frieden oder zumindest Waffenruhe.
»Außerdem hattest du ja

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