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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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den Kopf, um mich ins Handgelenk zu beißen, und ich verpasste ihm eine gerade Linke ins Gesicht. Er reagierte kaum. Die Wut, die ihn antrieb, war jenseits von Vernunft und Schmerz, und mir war klar, dass er mich nicht lebend aus dieser Zelle entkommen lassen würde. Er griff mich mit einer unmöglich scheinenden Kraft an. Ich spürte, wie mir die Messerspitze in die Haut drang. Wieder schlug ich mit aller Kraft zu. Meine Faust prallte auf sein Gesicht und brach ihm das Nasenbein. Sein Blut rann mir über die Fingerknöchel. Er jaulte erneut auf, wenn auch nicht vor Schmerz, und bohrte das Messer einen Zentimeter tief in meinen Körper. Ein stechendes Glühen fuhr mir durch die Brust. Wieder attackierte ich ihn, suchte mit den Fingern seine Augenhöhlen, aber er hob das Kinn, sodass ich ihm die Nägel nur in die Wange schlagen konnte. Diesmal fühlte ich seine Zähne auf meinen Fingern.
    Ich rammte ihm die Faust in den Mund, spaltete ihm die Lippen und brach ihm mehrere Zähne aus. Er heulte auf, und die Wucht seines Angriffs ließ einen Augenblick nach. Ich stieß ihn zur Seite, sodass er zu Boden fiel, das Gesicht eine vor Schmerz bebende, blutige Fratze. Ich rückte von ihm ab und betete im Stillen, er möge nicht mehr aufstehen. Aber gleich schleppte er sich zum Messer und begann sich aufzurichten.
    Mit dem Messer in der Hand und gellendem Geheul stürzte er auf mich zu. Diesmal überrumpelte er mich nicht. Ich angelte nach der Öllampe und warf sie mit aller Kraft auf ihn. Sie zerbarst in seinem Gesicht und überzog Augen, Lippen, Hals und Brust mit Öl. Unverzüglich ging er in Flammen auf, und in wenigen Augenblicken breitete sich das Feuer über seinen ganzen Körper aus. Die Haare waren im Nu verbrannt. Durch die Flammen hindurch, die ihm die Lider verzehrten, sah ich seinen hasserfüllten Blick. Ich ergriff das Manuskript und verließ den Raum. Marlasca hielt immer noch das Messer in der Hand, und als er versuchte, mir aus diesem verfluchten Zimmer hinaus zu folgen, stolperte er kopfüber in den Haufen alter Kleider, die augenblicklich Feuer fingen. Die Flammen sprangen auf den Schrank und die an der Wand aufgestapelten Möbel über. Ich entfloh in den Korridor und sah ihn bereits wieder mit ausgebreiteten Armen hinter mir hertorkeln. Ich rannte zur Tür, aber bevor ich hinauslief, wandte ich mich noch einmal zurück, um zuzusehen, wie Diego Marlasca, während er zornig auf die Wände einschlug, die sofort zu brennen begannen, von den Flammen verzehrt wurde. Das Feuer griff auf die in der Veranda verstreuten Bücher über und erreichte die Gardinen. Züngelnd stiegen die Flammen die Tür- und Fensterrahmen hoch zur Decke und dann zum Arbeitszimmer hinauf. Das Letzte, was ich sah, war, wie dieser verwunschene Mensch am Ende des Korridors in die Knie sank, der schalen Hoffnungen seines Wahns beraubt und nur noch eine Fackel aus Fleisch und Hass, die von dem wütenden Lohen im Haus mit dem Turm verschlungen wurde. Dann öffnete ich die Tür und lief die Treppe hinunter.
    Auf der Straße hatten sich einige Anwohner versammelt, sowie sie die ersten Flammen aus den Fenstern des Turms hatten schlagen sehen. Niemand beachtete mich, als ich mich entfernte. Kurz darauf hörte ich die Fensterscheiben des Arbeitszimmers bersten, wandte mich um und sah das tobende Feuer die drachenförmige Wetterfahne erfassen. Zwischen den Nachbarn hindurch, die, den Blick zum Feuerschein am schwarzen Himmel erhoben, heranbrandeten, entschwand ich zum Paseo del Born.
     

 25
    An jenem Abend ging ich zum letzten Mal zur Buchhandlung Sempere und Söhne. An der Tür hing die »Geschlossen«-Tafel, aber beim Näherkommen sah ich, dass noch Licht brannte und Isabella hinter dem Ladentisch stand, allein, in ein dickes Rechnungsbuch vertieft, das, nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, das Ende der alten Buchhandlung verhieß. Wie ich sie so am Bleistift knabbern und sich mit dem Zeigefinger an der Nase kratzen sah, war mir klar, dass es diesen Ort immer geben würde, solange sie da wäre. Ihre Gegenwart würde ihn ebenso retten, wie sie mich gerettet hatte. Ich traute mich nicht, diesen Augenblick zu stören, und blieb stehen und beobachtete sie lächelnd, ohne dass sie mich bemerkte. Auf einmal schaute sie auf, als hätte sie meine Gedanken erraten, und erblickte mich. Ich winkte ihr zu und sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie klappte das Buch zu und kam hinter dem Ladentisch hervorgeeilt, um mir aufzumachen. Sie

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