Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

in Londons Carnegie Hall und Auftritten an der Metropolitan Opera in New York wird sie zum Weltstar. Die Diva, die italienische Opern von Rossini, Verdi, Puccini und Vicenzo Bellini rauf und runter singt, tritt in den 1960 er-Jahren nun öfter in Wien, München, Paris, Brüssel und immer wieder in London und New York auf.
    In Mailand brilliert sie am 16 . April 1966 neben Renata Tebaldi und Birgit Nilsson. Plattenverträge bringen die erste Dollar-Million. Überall wird sie als »La Divina«, die Göttliche, gefeiert, vor allem bei ihren nun regelmäßigen Auftritten im Liceu, ganz besonders am 8 . Januar 1970 , als sie Bellinis Norma singt und von allen Kritikern als würdige Nachfolgerin der Maria Callas gewürdigt wird. An diesem Abend beginnt auch ihre Nachwuchsförderung des damals 23 -jährigen José Carreras. Und die Norma trägt sie in den nächsten Jahren auf die besten Bühnen der Welt zwischen Paris, Mailand und New York.
    Zwischen Tourneen und Festivals nimmt sie sich die Zeit für die Hochzeit mit dem Barceloner Opernsänger
Bernabé Martí
und für die Geburt einer Tochter (
Montsita
) und eines Sohnes (
Bernabé jr
.). Die Liebe zu ihrer Familie mindert ihre Reiselust, sodass sie immer öfter Auftritte im Liceu hat, meist mit Carreras oder Plácido Domingo als Partner. Außerdem gibt sie im schönsten Musikpalast der Welt, dem mit Jugendstil prachtvoll, fast kitschig prunkvoll ausgeschmückten
Palau de la Música Catalana
25 ( ▶ G 4 ) an der Via Laeitana, gelegentliche Solokonzerte. Und wenn sie jährlich für zwei Monate an die Met nach New York geht, dann nimmt sie eben die Familie mit.
    Dann, Anfang 1987 , ist sogar ein Weltstar wie die Caballé nervös, als sie im Barceloner Hotel Ritz einen ganz anderen Weltstar trifft: Nach einem Auftritt der englischen Rockgruppe »Queen« in Barcelona hatte deren Frontmann
Freddie Mercury
in einem TV -Interview gesagt: »Señora Caballé ist für mich die bedeutendste Person Spaniens« , er würde sie gern kennenlernen. Das passt, denn Montserrat hat von Barcelonas damaligem Oberbürgermeister Pasqual Maragall den Auftrag, einen Song für Olympia 1992 in Barcelona zu schreiben. In einer Suite des Ritz hört sie sich Freddies Kompositionen und Demo-Bänder an. Eine Woche später schon besucht die Caballé nach einem Soloauftritt im Royal Opera House den extrovertierten Freddie Mercury in seiner Villa in Kensington. Sie proben und singen bis sechs Uhr früh. So entsteht der Welthit »Barcelona«, den dann beide mit Inbrunst bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1992 im Stadion am Montjuïc singen.
    MONTSERRAT LEBT IM STADTTEIL GRÀCIA
    In den folgenden Jahren häufen sich die Ehrungen, und die Auftritte nehmen ab. Nur noch den besten Opernhäusern neben dem
Liceu
16 ( ▶ G 6 ) gibt sich die Diva die Ehre: 2007 in der Wiener Staatsoper singt sie die Partie der Herzogin in Donizettis »La Fille du Régiment«. Doch die Kritiken, dass ihre Stimme an Kraft verliere, werden lauter. Heute kann man Montserrat Caballé eher in ihrem Wohnviertel Gràcia einkaufen sehen als auf einer Opernbühne. Zwischen der Via Augusta und Balmes hat sie in einer kleinen Nebenstraße ein großes Apartment, nur zwei Kilometer entfernt von der Stätte ihrer Kindheit im
Barri Poblet
.
    Die Stadt Gràcia wurde schon 1897 von Barcelona eingemeindet. Dennoch fühlen sich die »Gracianos« in diesem Viertel mit seinen vielen kleinen Plätzen, guten Restaurants und individuellen Boutiquen immer noch ein wenig wie auf dem Dorf. Gràcia, oberhalb der Diagonal und oberhalb des Jugendstil-Eixample-Viertels gelegen, ist in den letzten 20  Jahren zum begehrten Wohnziel für Akademiker, Künstler und viele gut verdienende Ausländer geworden – ein gemütliches Biotop jenseits der Touristenströme. Und da die Opernfans ja alle wissen, dass Montserrat Caballé sehr gern und intensiv die katalanische Küche genießt, sei eines ihrer Lieblingsrestaurants empfohlen, das
La Portería
36 ( ▶ C 1 ) in der Calle Laforja no 11 . Und der 2004 renovierte Jugendstilpalast
Casa Fuster
17 ( ▶ D 2 ) im Passeig de Gràcia. Das vor 100  Jahren von Lluís Domènech i Montaner erbaute Meisterwerk des Modernisme hat oben neben dem Dachpool eine Cocktailbar, von der aus Montserrat Caballé gelegentlich den herrlichen Ausblick über die Stadt genießt.
    Man findet den katalanischen Opernstar zuweilen auch in dem Café am Dorfplatz neben dem Uhrenturm aus dem 19 . Jh., an der
Plaça de la Vila de Gràcia
.