Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Barcelonas. Foix animiert ihn zum Kunststudium in der Acadèmia Valls.
Tàpies gibt das Jurastudium auf, mietet 1946 ein Studio in der
Carrer de la Diputació
( ▶ E 4 ) und arbeitet sich an den von ihm bewunderten Surrealisten Max Ernst und Paul Klee ab. Bereits mit seinen ersten Malereien hat er Verkaufserfolge, darunter »Zoom« ( 1946 ), ein mit Schlemmkreide und Öl auf Leinwand im Primitivismus-Stil gemaltes Sonne-Erde-Sonnengesicht, das als Protest gegen die moderne, industrialisierte Gesellschaft gilt. Es ist heute in seiner
Fundació Antoni Tàpies
13 ( ▶ E 3 ) in Barcelona zu sehen. Er praktiziert gern und immer öfter verschiedene technische Prozesse: Aus Manilapapier und den Todesanzeigen einer Zeitung konstruiert er 1947 »Das Kreuz« als politischen Protest gegen Francos tödliche Kommunistenjagd nach dem Bürgerkrieg.
In seinen Materialbildern mit Marmorstaub, Sand und dicker Ölfarbe spielt er mit rissigen Geraden, kurvigen Spalten und abgekratzten Farbkrümmungen. Berühmt ist sein Werk »Els solcs« (»Die Furchen« 1952 ), das in horizontalen Streifen die katalanische Fahne abbildet.
TÀPIES MALT GEGEN DAS FRANCO-REGIME
Neben seinen immer politischer werdenden Arbeiten manifestiert sich in Tàpies auch der kreative »rauxa«- mit dem geldorientierten »seny«-Katalanen. Zielbewusst plant er Ausstellungen und Kontakte. 1948 lernt er
Miró
kennen, 1951 besucht er in Paris
Picasso
. Beide begleiten ihn beratend und inspirierend auf seiner Weltkarriere: Einzelausstellungen in Venedig und Paris ( 1952 ), in New York 1953 , Minneapolis ( 1954 ), Stockholm ( 1955 ), Manchester ( 1957 ), Mailand ( 1958 ) und immer wieder Venedig, New York und Barcelona sowieso. In den 60 er-Jahren konzentriert er sich auf den deutschen Markt mit der Documenta in Kassel ( 1964 ) und vielen Ausstellungen in München, Bonn und Berlin.
In Spanien verschärfen sich die gesellschaftlichen Proteste gegen das Franco-Regime. Tàpies ist 1966 bei einem Geheimtreffen im Kapuzinerkloster von Sarrià dabei. Die »Caputxinada« will eine demokratische Uni-Gewerkschaft gründen, fliegt aber auf. Tàpies kommt für zwei Tage ins Gefängnis und wird zu einer Geldstrafe verurteilt. Was ihn nicht daran hindert, weiter an den Protesten teilzunehmen. Mit befreundeten Folkloresängern wie
Raimon
mit seinem »Diguem no« (»Sagen wir Nein«) oder
Lluís Llach
mit seiner katalanischen Nationalhymne »L’Estaca« (»Der Pfahl«) organisiert er in Barcelona Musikfestivals, die als »katalanische Woodstocks« zum Sturz Francos auffordern.
1970 protestiert er auf einem Treffen im Benediktinerkloster Santa María de Montserrat gegen den Burgos-Prozess, bei dem letztmalig baskische ETA -Terroristen zum Tode verurteilt und mit der »Garrot vil«, einer Würgeschlinge aus Draht, hingerichtet werden. In einer Reihe grafischer Monotypien zeigt Tàpies 1974 die politische Realität durch Abbilder von »Mauern« mit anklagenden Protest-Graffitis. Sein international renommierter Künstlername schützt ihn aber bis zum Ende der Diktatur 1975 vor Verfolgung.
EIN EIGENES MUSEUM FÜR DEN KÜNSTLER
In der ersten Demokratisierungsphase danach entwirft er zwar noch Lithos und Plakate zur Abschaffung der Todesstrafe und für die katalanische Autonomiebewegung. Aber mit dem ersten Hauch katalanischer Freiheit ist er auch wieder weltweit für seine Einzelausstellungen unterwegs, wird 1979 zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste und 1981 von König Juan Carlos I mit dem höchsten Staatsorden für seine kunstpolitischen Engagements geehrt.
Es folgen Jahre mit Werken, die Tàpies Faszination für die Magie, für das Okkulte erkennen lassen. Schattenhafte Malereien wie das »Triptic blau«, zu bewundern in seinem eigenen Museum, in seiner
Fundació Antoni Tàpies
13 ( ▶ E 3 ) . Womit wir an einen entscheidenden Punkt seines Lebens gelangen. Weniger aus Eitelkeit als vielmehr auf Druck guter Freunde und in Besinnung seines mittlerweile reichen künstlerischen Lebens plant er mit den Stadtoberen ein eigenes Museum, ebenso wie Miró und Picasso. Letzterem hat Tàpies im Parc de la Ciutadella ( ▶ H 5 ) in Nähe des Passeig de Picasso ein riesiges Denkmal aus kubischen Formen in einem Glasgehäuse geschaffen, mit fließenden Quellen und bunten Lichtreflexen.
Das Startsignal für den Museumsplan gibt die Stadt, die Eigentümerin eines alten Verlagsgebäudes in bester Lage ist, in der Carrer d’Aragó no 255 , nur 100 Meter von der mit eleganten
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