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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Geburtshelfer.«
    »Das sind Sie gewiss nicht«, sagte ihr Arzt. »Mylady, dieser Mann ist nicht einmal ein Arzt. Er ist nur Biochemiker.«
    »Aber Sie sind ein Geburtshelfer«, betonte sie. »Also haben wir dann das ganze Team beisammen. Dr. Henri und … hm … Hauptmann Vaagen hier für Piotr Miles, und Sie für die Übertragung.«
    Seine Lippen waren zusammengepresst, und seine Augen zeigten einen sehr seltsamen Ausdruck. Sie brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass dies der Ausdruck von Angst war. »Ich kann die Übertragung nicht durchführen, Mylady«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie man das macht. Niemand auf Barrayar hat je eine ausgeführt.«
    »Sie raten dann also nicht dazu?«
    »Ganz entschieden nicht. Die Möglichkeit eines dauerhaften Schadens … Sie können schließlich in ein paar Monaten neu beginnen, wenn die Schädigung der weichen Gewebe sich nicht auf die … hm … Hoden erstreckt. Sie können neu beginnen. Ich bin Ihr Arzt, und das ist meine wohlüberlegte Meinung.«
    »Ja, wenn in der Zwischenzeit nicht jemand anderer Aral umbringt. Ich muss mir ins Gedächtnis rufen, dass dies hier Barrayar ist, wo man den Tod so sehr liebt, dass man Männer begräbt, die noch zucken. Sind Sie bereit, die Operation zu versuchen?«
    Der Arzt richtete sich würdevoll auf: »Nein, Mylady. Und das ist endgültig.«
    »Also gut.« Sie richtete den Finger auf ihren Arzt: »Sie sind draußen«, dann zeigte sie auf Vaagen: »Sie sind dabei. Sie sind jetzt für diesen Fall verantwortlich. Ich verlasse mich auf Sie, dass Sie einen Chirurgen finden – oder einen Medizinstudenten oder einen Pferdedoktor, oder irgend jemanden, der es versuchen will. Und dann können Sie nach Herzenslust experimentieren.«
    Vaagen blickte leicht triumphierend drein, ihr früherer Arzt jedoch wütend: »Wir sollten lieber abwarten, was Seine Exzellenz der Regent sagen wird, bevor Sie seine Frau auf dieser Welle eines kriminell falschen Optimismus davontragen.«
    Vaagen sah etwas weniger triumphierend aus.
    »Haben Sie vor, jetzt sofort zu ihm hinüberzustürmen?«, fragte Cordelia.
    »Es tut mir leid, Mylady«, sagte der Mann von der Residenz, »aber ich glaube, wir sollten diese Sache sofort verwerfen. Sie kennen Hauptmann Vaagens Reputation nicht. Verzeihen Sie, Vaagen, dass ich so offen bin, aber Sie bauen sich Ihr eigenes Imperium auf, und diesmal sind Sie zu weit gegangen.«
    »Haben Sie Ambitionen auf ein Forschungsgebäude, Hauptmann Vaagen?«, wollte Cordelia wissen.
    Er zuckte die Achseln, eher verlegen als erzürnt, und so wusste sie, dass die Worte des Arztes aus der Residenz zumindest halb wahr waren. Sie fasste Vaagen ins Auge in dem Willen, ihn an Leib, Geist und Seele zu besitzen, vor allem aber am Geist, und sie fragte sich, wie sie am besten seine Vorstellungskraft zu ihrem Dienst anfeuern könnte.
    »Sie sollen ein Institut bekommen, wenn Sie dies fertigbringen. Sagen Sie ihm« – sie ruckte mit ihrem Kopf in Richtung des Korridors, auf Arals Zimmer zu –, »dass ich das gesagt habe.«
    Sie zogen sich zurück, der eine aus der Fassung gebracht, der andere verärgert, der dritte voller Hoffnungen. Cordelia legte sich wieder im Bett zurück und pfiff eine kleine tonlose Melodie vor sich hin, während ihre Fingerspitzen die langsame Massage ihres Unterleibs fortsetzten. Die Schwerkraft hatte aufgehört zu existieren.

 
KAPITEL 9
     
    Sie schlief endlich, bis zur Tagesmitte, und erwachte desorientiert. Sie schielte nach dem Nachmittagslicht, das schräg durch die Fenster des Krankenzimmers einfiel. Der graue Regen war vorüber. Sie berührte ihren Bauch, aus Kummer und zur Beruhigung, rollte sich auf die andere Seite und sah Graf Piotr an ihrem Bett sitzen.
    Er trug seine Landkleidung: eine alte Uniformhose, ein gewöhnliches Hemd, eine Jacke, die er nur in Vorkosigan Surleau trug. Er musste direkt zum Kaiserlichen Militärkrankenhaus gekommen sein. Seine dünnen Lippen lächelten ihr besorgt zu. Seine Augen wirkten müde und bekümmert.
    »Liebes Mädchen. Du musst nicht für mich aufwachen.«
    »Das ist schon in Ordnung.« Sie zwinkerte, um den verschwommenen Blick ihrer Augen zu klären und fühlte sich dabei älter als der alte Mann.
    »Gibt es hier etwas zu trinken?«
    Er goss ihr hastig kaltes Wasser aus dem Hahn über dem Becken neben dem Bett ein und schaute zu, wie sie trank. »Noch mehr?«
    »Das reicht. Hast du Aral schon gesehen?«
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich habe schon mit Aral gesprochen. Er

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