Barrayar
ruht sich jetzt aus. Es tut mir so leid, Cordelia.«
»Es ist vielleicht nicht so schlimm, wie wir zuerst gefürchtet haben. Es gibt noch eine Chance. Eine Hoffnung. Hat Aral dir von dem Uterusreplikator erzählt?«
»Irgend etwas. Aber der Schaden ist sicher schon geschehen. Unwiderruflicher Schaden.«
»Schaden, ja. Wie unwiderruflich er ist, das weiß niemand. Nicht einmal Hauptmann Vaagen.«
»Ja. Ich habe Vaagen kurz vorher getroffen.« Piotr runzelte die Stirn. »Ein streberischer Kerl. Der Typ des Mannes der neuen Zeit.«
»Barrayar braucht seine Männer der neuen Zeit. Und die Frauen. Seine technologisch ausgebildete Generation.«
»O ja. Wir haben gekämpft und geschuftet, um sie zu schaffen. Sie sind unbedingt notwendig. Sie wissen es auch, manche von ihnen.« Ein Anflug von selbstbewusster Ironie machte seinen Mund weich. »Aber die Operation, die du vorschlägst, diese Plazentaübertragung … das klingt nicht allzu sicher.«
»Auf Kolonie Beta wäre es Routine«, sagte Cordelia mit einem Achselzucken. Wir sind natürlich hier nicht auf Kolonie Beta.
»Aber etwas Direkteres, besser Verstandenes – du wärest in der Lage, schon viel eher noch einmal zu beginnen. Auf lange Sicht gesehen, würdest du tatsächlich weniger Zeit verlieren.«
»Zeit … ist es nicht, was ich zu verlieren fürchte.« Ein bedeutungsloser Begriff, wenn sie jetzt daran dachte. Sie verlor 26,7 Stunden an jedem barrayanischen Tag. »Jedenfalls möchte ich das nicht noch einmal durchmachen. Ich lerne nicht langsam, Sir.«
Über sein Gesicht huschte Bestürzung. »Du wirst anders darüber denken, wenn du dich besser fühlst. Was jetzt wichtig ist – ich habe mit Hauptmann Vaagen gesprochen. Er schien nicht daran zu zweifeln, dass großer Schaden entstanden ist.«
»Nun ja. Unbekannt ist nur, ob nicht auch große Wiederherstellung möglich ist.«
»Liebes Mädchen.« Sein besorgtes Lächeln wurde gezwungener. »So ist es. Wenn das Ungeborene nur ein Mädchen wäre … oder sogar ein zweiter Sohn … dann könnten es wir uns leisten, deinen verständlichen, ja sogar lobenswerten mütterlichen Gefühlen nachzugeben. Aber dieses Ding, wenn es denn lebte, wäre eines Tages Graf Vorkosigan. Wir können es uns nicht leisten, einen missgebildeten Grafen Vorkosigan zu haben.« Er lehnte sich zurück, als hätte er gerade ein zwingendes Argument vorgetragen.
Cordelia hob ihre Augenbrauen: »Wer ist ›wir‹?«
»Das Haus Vorkosigan. Wir sind eines der ältesten der großen Häuser auf Barrayar. Vielleicht nie das reichste, selten das stärkste, aber was uns an Wohlstand gefehlt hat, das haben wir an Ehre wettgemacht. Neun Generationen von Vor-Kriegern. Es wäre ein schreckliches Ende, zu dem es nach neun Generationen damit käme. Verstehst du das nicht?«
»Das Haus Vorkosigan besteht zu diesem Zeitpunkt aus zwei Personen, aus dir und Aral«, merkte Cordelia ebenso amüsiert wie beunruhigt an, »und Grafen Vorkosigan haben während eurer Geschichte öfter ein schreckliches Ende genommen. Ihr seid in die Luft gejagt worden, erschossen, ausgehungert, ertränkt, bei lebendigem Leibe verbrannt, enthauptet, von Krankheiten befallen und um den Verstand gebracht. Das einzige, was ihr nie getan habt, war, im Bett zu sterben. Ich dachte, Schrecken wären euer Repertoire.«
Er lächelte gequält zurück: »Aber wir sind nie Mutanten gewesen.«
»Ich glaube, du musst noch einmal mit Vaagen sprechen. Die Schädigung des Fötus, die er beschrieben hat, war teratogen, nicht genetisch, falls ich ihn richtig verstanden habe.«
»Aber die Leute werden denken, es handle sich um einen Mutanten.«
»Was, zum Teufel, kümmerst du dich darum, was irgendwelche unwissenden Proleten denken?«
»Andere Vor, meine Liebe.«
»Vor und Proleten: sie sind gleicherweise Ignoranten, das versichere ich dir.«
Seine Hand zuckte. Er öffnete seinen Mund, schloss ihn dann wieder, runzelte die Stirn und sagte schärfer als zuvor: »Ein Graf Vorkosigan war auch nie ein Versuchstier in einem Labor.«
»Na siehst du, er dient Barrayar schon, bevor er überhaupt geboren ist. Kein schlechter Start zu einem Leben der Ehre.« Vielleicht würde am Ende etwas Gutes dabei herauskommen, neues Wissen gewonnen: wenn nicht Hilfe für sie selbst, dann für den Kummer anderer Eltern. Je mehr sie darüber nachdachte, um so mehr fühlte sie, dass ihre Entscheidung richtig war, auf mehr als einer Ebene.
Piotr warf den Kopf in den Nacken. »Dafür, dass ihr Betaner so weich
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