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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Juckpulverzauber vorbereitete, trafen die Morgeneulen ein. Alle deckten schnell ihre Gläser und Schüsseln zu, damit keine der Federn und Milben hineinfielen, die jede Lieferung begleiteten. Eulen waren eine ziemlich unappetitliche Art der Postzustellung.
    Barry bekam einen Brief vom Schulleiter. Er zeigte ihn den anderen.
    »Vielleicht sind es gute Neuigkeiten. Womöglich hat der alte Snipe Zauberstabkrebs«, sagte Manuel Rodriguez, ein Siebtklässler, der keinen weiteren Auftritt in diesem Buch hat und nur auftaucht, damit nicht alle in dieser Geschichte weiß, gutbürgerlich und britisch sind.
    »Das glaub ich kaum — es ist ein Jauler.« Barry öffnete ihn. » Kommen Sie sofort in mein Büro! « jaulte der Brief los. » Und bringen Sie diesen Nichtsnutz Lon mit! « Vereinzelt ertönte ein Kichern, das Barry mit einem bösen Blick und einer typischen Barry-Trotter-Geste zum Verstummen brachte.
    Lon Measly, Barrys Busenfreund, war tatsächlich zu nichts nutze. Oder zumindest zu ziemlich wenig. Im fünften Schuljahr hatte er einen tragischen Quaddatsch-Unfall gehabt — ein Drescher hatte einen Matscher schlecht getroffen, worauf dieser sich mit großer Geschwindigkeit in Lons Birne bohrte. Alle Versuche, den Ball zu entfernen, hatten nur dazu geführt, dass er immer weiter hineinwanderte, bis er schließlich auf der anderen Seite wieder austrat, so dass Lons Kopf nun ein Guckloch von der Größe einer Ein-Pfund-Münze hatte. (Wenn der Wind aus der richtigen Richtung blies, war ein Pfeifen zu hören.) Schwester Pommefritte hatte ihm aus dem vollkommen inadäquaten Grips eines hastig euthanasierten Golden Retrievers ein neues Gehirn zusammengebastelt. Nun besaß Lon die geistigen Fähigkeiten eines leicht beschränkten, gutmütigen Siebenjährigen, der zuweilen ausgesprochen hündische Verhaltensweisen an den Tag legte.
    »Komm schon!« Barry schreckte Lon aus seinem Versuch auf, sich zu lecken. »Das Fusselgesicht will uns sehen.« Lon roch noch übler als sonst. »Hast du dich wieder in Waschbärkacke gewälzt?« Überdies pflegte Lon Autos hinterherzujagen. Andererseits war er extrem treu.
    Penelopes Juckpulverzauber knallte hinter ihnen an die Wand, als sie den Raum verließen. »Ihr Schweine!« brüllte sie.

    »Pffft.« Alpo Bumblemore mischte einen Satz Spielkarten und betrachtete dabei die woodstockmäßige Szene unten vorm Haus. Er zog eine Karte. »Kreuz-As? Nein. Verdammt.« Auf dem Rasen vor Hogwash stand ein Zeltlager der unschönsten Sorte, seit der >Schmirror<, das mieseste Revolverblatt Großbritanniens, vor ein paar Wochen die Wegbeschreibung zur Schule veröffentlicht hatte. »Besser Schmierkram als Langeweile!« lautete das Motto der Zeitung, dem sie jeden Tag aufs neue gerecht wurde. Zu Ruhm hatte sie es vor allem dadurch gebracht, dass sie alle Fotos von Frauen so am Computer bearbeitete, dass sie nackt aussahen. Für die Auflage wirkte das Wunder, außer wenn es etwas über Queen Mum zu berichten gab.
    Wie auch immer, der Rasen vor Hogwash war prompt von den Massen von >Schmirror< lesenden, Barry liebenden Muddeln, die darauf kampierten, in eine knöcheltiefe Schlammwüste verwandelt worden. Bumblemore zog eine Grimasse, als sich jemand ganz unverfroren in den See erleichterte. Er murmelte ein Wort, und ein kleines, neunaugenähnliches Seeungeheuer verbiss sich in den unsittlich entblößten Körperteil. »Das wird dir eine Lehre sein«, sagte Bumblemore laut.
    Er hörte ein Platschen; die Muddel schubsten einander von dem hohen Felsen vor der Schule. Inzwischen kamen sie auf fünf pro Stunde. Der Hauskrake stand gut im Futter. Einer seiner Tentakeln hielt ein Transparent über Wasser, auf dem »SPRING!« stand. Leider verringerte das nicht die Anzahl der Fans — es kamen jeden Tag neue.
    Blöde Hippies, dachte der Schulleiter, als er ein Fan-Pärchen entdeckte, das im Gras »das Buch mit zwei Deckeln« machte. Drogensüchtige. Dungeons-&-Dragons-Spieler. Wenn er könnte, würde er sie alle zu Asche zerfallen lassen, selbst die harmlosen kleinen Leseratten, die bloß auf einen Hype und cleveres Merchandising hereingefallen waren.
    Doch unter den Menschenmassen waren auch ziemlich viele Erwachsene. Vielleicht Fans des Buches, vielleicht Wölfe à la Charles Manson, die sich zwischen den Schafen verbargen.
    »Was soll's«, sagte er. »Gott ist mit den Betrunkenen, den Blondinen und den Muddeln.« Ein As fiel aus Bumblemores weitem Ärmel. »Da bist du ja, du Verräter.«

    Worum mag es wohl

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