Barry Trotter und die schamlose Parodie
gehen — um die Mädchen, oder um die Wegbeschreibung, die ich an die Zeitung verkauft hab, oder um irgendwas anderes, was ich angestellt, aber wieder vergessen habe, fragte sich Barry, als Lon und er die baufällige Treppe zu Bumblemores Büro hinaufstiegen. Die Sache mit der Wegbeschreibung konnte ihm niemand vorwerfen; schließlich brauchte er das Geld. Sein Patenonkel Serious Blech hatte sein gesamtes Erbe für irgendein schwachsinniges Projekt in den Sand gesetzt, und das Geld, das er von J. G. Rollins für seine Lebensgeschichte bekommen hatte, hatte Barry schon längst auf den Kopf gehauen. Um einen ganzen Sommer in der Muddelwelt durchzustehen — noch dazu im miefigen Schoß der Familie Dimsley —, bedurfte es zahlreicher Zigaretten und einer Menge Bier.
Doch damit konnte er Bumblemore nicht kommen. Letztes Jahr wollte dieser Barry dazu bringen, Leine zu ziehen. »In der ganzen Geschichte Hogwashs ist niemals jemand fünf Jahre hintereinander sitzengeblieben!« hatte er gebrüllt. »Trotter, Sie sind eine Schande. Ich weiß, dass Sie das mit Absicht machen. Der ganze Rummel um Ihre Person hat Sie zu einem unglaublich phlegmatischen Faulpelz mit eher mäßigen Zauberkräften gemacht. Tun Sie uns allen einen Gefallen und wechseln Sie zu den Doofen Mächten von der Konkurrenz — das wird denen den Rest geben!«
Der muffelnde alte Zauberer hatte recht, und Barry wäre der erste gewesen, der das zugegeben hätte. Aber wer konnte ihm verdenken, dass er an der Schule blieb? Hier war er ein König, ein Gott. Berühmt und umgeben von willfährigen Anhängern, die alle nur allzu bereit waren, für den großen Barry Trotter Autos zu mieten, Wäsche zu waschen oder ihm sonst irgendeinen Gefallen zu tun. Hiernach kann es eigentlich nur bergab gehen, dachte er.
Zumindest aus Barrys Sicht war sein letzter Coup äußerst erfolgreich gewesen. Nicht nur, dass er einen Haufen Geld für die Wegbeschreibung kassiert hatte, jetzt kampierte auch noch ein nichtswürdiger, stinkender Haufen seiner Fans auf dem Rasen vor Hogwash. Angesichts dieser fünftausend Kopf starken Horde von Wandalen, die bereit waren, für ihn ihr Leben zu lassen, würde kein Lehrer ihm etwas anhaben können.
Doch inzwischen war sogar er ein bisschen genervt. Zu der visuellen Belästigung durch die schlecht gesicherten, klapprigen Zelte und die ungeheure Abgerissenheit der Menschen kam die akustische der gebetsmühlenartigen, stumpfsinnigen Fan-Chöre. Nicht genug damit, dass sie nervten und stanken — bald hatten sie Hafwids Schnapsbrennerei entdeckt und angefangen, sich kollektiv zu besaufen.
Jeder vernünftige Mensch würde die Finger von Hafwids Schnapsvorräten lassen: Wenn Hafwid einem nicht persönlich den Garaus machte, dann taten es seine Alkoholika, die eher Flugzeugtreibstoff glichen als Schnaps. Eine Magnumflasche mit magischem 900-prozentigen Brandy, die Barry ihm als Entschuldigung überreicht hatte, konnte zumindest zwischen ihm und dem Wildhüter die Wogen glätten. Das änderte jedoch nichts daran, dass Hafwid die Muddel nicht ausstehen konnte, was diese zu ahnen schienen, denn ihm machten sie das Leben besonders schwer. Hafwids Knallrümpfiger Kräuterschnaps brachte ein paar der Eindringlinge ins Krankenhaus, und ein paar andere wurden von dem reinen Alkohol blind. Barry war jedoch klar, dass er immer noch viel zu viele Fans hatte.
O Mann, dauerte das lange, diese Treppe zu Bumblemores Büro hochzusteigen. »Ich wünschte, der Erzählfluss würde ein bisschen beschleunigt«, sagte er.
Lon winselte etwas vage Zustimmendes.
Als sie schießlich bei der Tür zu Bumblemores Büro ankamen, stürzte sich eine Schar Taschendiebfledermäuse auf sie, die im Schatten gelauert hatten. Alles, was diese diebischen Beuteltiere in die Fänge kriegten, brachten sie zum Haus Silverfish, das mit Grittyfloor rivalisierte, und wehe dem Schüler, der versuchte, sich sein Eigentum zurückzuholen. Barry ließen sie in Ruhe, aber Lon war eins ihrer Lieblingsopfer, denn er hatte oft vergammelte Lebensmittel in den Taschen. Wild mit den Armen rudernd, stürmten sie Bumblemores Tür. Sie öffnete sich automatisch.
»Trotter ...«
Barry und Lon blieben stehen, und die Tür fiel wieder ins Schloss. Barry keuchte: »Also, es ist so, Herr Professor, wissen Sie, ich habe all diese Mädchen für die Schulzeitung interviewt.«
Bumblemore drehte sich um. Er machte ein äußerst genervtes Gesicht. »Trotter, Sie wissen genau, dass wir keine Schulzeitung haben,
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