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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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rebellierten. Er wich zurück.
    Und hörte Lovelace neben sich lachen.
Bartimäus
    Und so spielten wir wieder einmal unser altes Spiel, Jabor und ich, wie ein langjähriges Tanzpaar – ich wich zurück, er kam hinterher, als hätten wir jeden Schritt einstudiert. Wir flogen durch den Saal und machten dabei einen Bogen um die panisch umherhastenden Menschen, die Explosionen fehlgeschlagener Bannzauber und die Druckwellen, die nach allen Richtungen von der großen Wesenheit ausgingen, die durch den Raum stapfte. Jabors Miene war entweder verärgert oder verunsichert. Offenbar wurde sogar seine außergewöhnliche Kaltschnäuzigkeit in dieser Umgebung auf eine harte Probe gestellt. Ich beschloss, seine Kampfmoral ein bisschen zu untergraben.
    »Na, wie fühlt man sich so, wenn man für Faquarl die Drecksarbeit erledigen muss?«, rief ich und duckte mich hinter einen der wenigen noch unversehrten Kronleuchter. »Sein Leben ist Lovelace offenbar zu viel wert, um es heute aufs Spiel zu setzen.«
    Jabor wollte mir von der anderen Seite des Kronleuchters eine Pestilenz auf den Hals schicken, doch sie wurde unterwegs von einer Kraftwelle zerfetzt und in eine Wolke hübscher Blumen verwandelt, die langsam zu Boden segelten.
    »Entzückend«, kommentierte ich. »Jetzt musst du nur noch lernen, wie man sie hübsch anordnet. Ich borge dir gern eine Vase.«
    Ich glaube nicht, dass Jabors Gespür für Beleidigungen so weit reichte, um diesen Seitenhieb zu raffen, aber der Tonfall kam bei ihm an, und das genügte, dass er sich zu einer verbalen Erwiderung hinreißen ließ.
    »ER HAT MICH GERUFEN, WEIL ICH DER STÄRKERE BIN!«, grunzte er, rupfte den Kronleuchter von der Decke und schmiss ihn nach mir. Ich wich anmutig wie ein Balletttänzer aus. Der Kronleuchter krachte an die Wand und es regnete Kristallsplitter auf die Köpfe der Zauberer.
    Jabor zeigte sich von meinem eleganten Manöver mitnichten beeindruckt. »FEIGLING!«, brüllte er. »DAS IST ALLES, WAS DU KANNST – RUMLABERN, WEGRENNEN UND DICH IRGENDWO VERSTECKEN!«
    »Das nennt man Intelligenz«, entgegnete ich, drehte eine Pirouette, riss einen zerbrochenen Balken aus der Decke und schleuderte ihn wie einen Speer nach Jabor. Der machte sich nicht mal die Mühe auszuweichen, sondern ließ das Geschoss einfach an seiner Schulter abprallen. Dann stürzte er sich auf mich. Trotz meiner schlagfertigen Erwiderung half mir weder Rumlabern noch Wegrennen noch Verstecken groß weiter. Dazu verriet mir ein kurzer Blick nach unten in den Saal, dass sich die Lage tatsächlich rapide verschlechterte. Ramuthra trottete quer durch den Saal auf Lovelace und meinen Herrn zu. Es war nicht schwer zu erraten, was der Zauberer vorhatte: Für ihn war der Junge ein zu großes Ärgernis geworden, als dass er ihn noch länger am Leben lassen konnte. Ich konnte diese Einstellung nachvollziehen.
    Dummerweise hatte Lovelace immer noch das Horn in der Hand und das Amulett um den Hals. Bis jetzt hatten wir überhaupt nichts erreicht. Lovelace musste irgendwie abgelenkt werden, bevor Ramuthra 118
(Ich hatte noch nie von ihm gehört. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn es gibt zwar tausende von uns, die von grausamen Zauberern beschworen wurden und damit benannt sind, aber noch viele tausend mehr, die den Anderen Ort noch nie verlassen und daher auch keine Namen haben. Vielleicht war es wirklich das erste Mal, dass Ramuthra beschworen wurde. )
nahe genug heran war, um dem Jungen etwas anzutun. Ich hatte eine Eingebung. Nicht schlecht… aber erst musste ich Jabor eine Weile loswerden.
    Leichter gesagt als getan, denn Jabor war schrecklich anhänglich.
    Ich duckte mich unter seiner ausgestreckten Hand weg und steuerte die Saalmitte an. Das Podium unter dem Spalt hatte sich längst in eine puddingartige Masse verwandelt. Überall lagen Schuhe und Stühle herum, doch es hielt sich in diesem Bereich keine lebende Seele mehr auf.
    Ich bremste abrupt. Hinter mir hörte ich Jabor heranbrausen.
    Je näher ich dem Spalt kam, desto stärker zerrte er an meiner Substanz – schon spürte ich seinen Sog, nicht unähnlich dem scheußlichen Gefühl bei einer Beschwörung. Kurz bevor ich keinen Widerstand mehr leisten konnte, bremste ich ab und drehte mich mit einem Purzelbaum zu Jabor um. Da kam er auch schon angerauscht, streckte die Arme nach mir aus und verschwendete in seiner Wut keinen Gedanken an die Gefahr, die hinter mir lauerte. Er wollte nur noch seine Klauen in meine Substanz schlagen und mich in

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