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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gegenüber, hinter der Laterne: der Wohnsitz von Simon Lovelace, dem Zauberer.
    Auf der ersten Ebene war alles klar, aber die zweite hatte Lovelace mit einem Abwehrnetz versehen, das wie eine blaue Spinnwebe hinter der hohen Gartenmauer leuchtete. Es endete auch nicht an der Oberkante der Mauer, sondern wölbte sich wie eine riesige, schimmernde Kuppel über das Dach des niedrigen weißen Gebäudes und reichte auf dessen Rückseite wieder bis zum Boden.
    Nicht schlecht. Aber damit wurde ich fertig.
    Auf der dritten und vierten Ebene war nichts, aber auf der fünften entdeckte ich drei Wächter, die dicht unterhalb der Mauerkrone Streife flogen. Sie waren ganz und gar mattgelb und bestanden aus jeweils drei muskelbepackten Beinen, die um eine Knorpelnabe rotierten. Darüber saß ein formloser Klumpen mit zwei Mäulern und mehreren wachsamen Augen. Sie patrouillierten in unregelmäßigen Abständen an den Grenzen des Grundstücks. Instinktiv drückte ich mich an den Stamm der Buche, obwohl ich wusste, dass sie mich von dort drüben kaum bemerken konnten. Aus dieser Entfernung müsste ich eigentlich auf allen sieben Ebenen wie eine Amsel aussehen. Erst wenn ich näher heranflog, könnten sie meine Tarnung womöglich durchschauen.
    Auf der sechsten Ebene war wieder alles klar. Aber die siebte… da stimmte etwas nicht. Ich konnte nichts Auffälliges feststellen – Haus, Straße, die Nacht… alles sah unverändert aus – und trotzdem… Nennt es von mir aus Intuition, aber ich war mir ganz sicher, dass dort etwas lauerte.
    Nachdenklich wetzte ich den Schnabel an einem Astknorren. Wie ich vermutet hatte, war hier jede Menge mächtige Magie im Einsatz. Ich hatte schon von Lovelace gehört. Er galt als hervorragender Zauberer und gestrenger Zuchtmeister. Zum Glück hatte er mich noch nie in seine Dienste gezwungen, und ich verspürte auch keine große Lust, mir seine Feindschaft oder die seiner Sklaven zuzuziehen.
    Aber ich musste dem verflixten Jungen gehorchen.
    Die tropfnasse Amsel hob von ihrem Ast ab, segelte über die Straße, wobei sie elegant dem Lichtkreis der Straßenlaterne auswich, und landete auf einem räudigen Rasenfleck vor der Mauer. Dort hatte jemand für die Müllabfuhr am nächsten Morgen vier schwarze Plastiksäcke hingestellt. Die Amsel hüpfte dahinter. Eine Katze, die den Vogel von weitem beobachtet hatte, 5
(Auf zwei Ebenen. Katzen können das.)
wartete kurz, ob er wieder hervorkäme, verlor dann die Geduld und flitzte neugierig hinterher. Doch hinter den Müllsäcken war kein Vogel mehr, kein schwarzer und auch sonst keiner. Nur ein frischer Maulwurfshügel.

3
    Feuchte Erde im Mund ist einfach widerlich. So etwas ist einem Luft-und Feuerwesen nicht zuträglich. Bei solchen Gelegenheiten droht mich die Last des Erdbodens jedes Mal zu erdrücken. Deshalb bin ich auch so wählerisch in Bezug auf meine Erscheinungsformen. Vögel – na gut. Insekten – auch gut. Fledermäuse – in Ordnung. Alles, was schnell rennen kann, ist prima. Baumbewohner sind sogar noch besser. Unterirdische Lebewesen – nicht gut. Maulwürfe – ganz schlecht.
    Aber wenn man einen Schutzschild umgehen will, darf man nicht wählerisch sein. Ich hatte ganz richtig vermutet, dass er nicht bis unter die Erde reichte. Der Maulwurf buddelte sich tief in den Boden, unter dem Mauerfundament hindurch. Obwohl ich mir fünfmal den Kopf an einem Stein stieß, ging kein magischer Alarm los. 6
(Je einmal an fünf verschiedenen Steinen. Nicht fünfmal am gleichen Stein. Nichts für ungut, aber Menschen sind manchmal schrecklich schwer von Begriff. )
Nach zwanzig Minuten Wittern und Wühlen und etlichen Begegnungen mit saftigen Würmern, auf die meine Knopfnase bei jedem zweiten, dritten Scharren traf, erreichte ich wieder die Oberfläche.
    Der Maulwurf streckte vorsichtig den Kopf aus dem kleinen Erdhaufen, den er auf Simon Lovelace’ makellosem Rasen aufgeworfen hatte, sah sich um und peilte die Lage. Im Erdgeschoss brannte Licht. Die Vorhänge waren zugezogen, die oberen Stockwerke dunkel, jedenfalls soweit es der Maulwurf erkennen konnte. Darüber wölbte sich die durchscheinende blaue Kuppel des magischen Abwehrnetzes. Ein gelber Wächter drehte drei Meter über dem Gebüsch seine stumpfsinnige Runde, die beiden anderen waren vermutlich hinter dem Haus.
    Ich versuchte es noch einmal auf der siebten Ebene. Immer noch nichts, nur diese dumpfe Ahnung von Gefahr. Na schön.
    Der Maulwurf tauchte wieder ab, buddelte sich unter den

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