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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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es die Treppe bergab. Der Widerschein der brennenden Burg spiegelte sich in den Fluten der Moldau, ein Anblick von schwermütiger Schönheit. Wir begegneten niemandem, niemand verfolgte uns und schon bald hatten wir das ärgste Kampfgetümmel hinter uns gelassen.
    Als wir uns dem Fluss näherten, wechselte ich einen hoffnungsvollen Blick mit Queezle. Die Stadt war verloren wie auch das ganze Reich, aber dank unserer Flucht konnten wir wenigstens unseren gekränkten Stolz wieder ein bisschen aufpäppeln. Obwohl wir unsere Knechtschaft herzlich verabscheuten, zählten wir nur ausgesprochen ungern zu den Besiegten. Es sah ganz so aus, als hätten wir noch einmal Glück gehabt.
    Wir waren schon fast am Fuß des Hügels angelangt, da gerieten wir in einen Hinterhalt. Sechs Dschinn und eine ganze Horde Kobolde sprangen plötzlich auf die untersten Stufen. Der Kaiser und seine Höflinge schrien auf und wichen in heilloser Verwirrung zurück, Queezle und ich duckten uns zum Sprung.
    Hinter uns hüstelte jemand. Wir fuhren herum.
    Fünf Stufen über uns stand ein schlanker Jüngling. Er hatte dichte blonde Locken, große blaue Augen und trug Sandalen sowie eine Toga im spätrömischen Stil. Seine Züge waren eher weich und schüchtern, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun, allerdings war die mächtige silberne Sense in seiner Hand beim besten Willen nicht zu übersehen.
    Ich überprüfte ihn auf den anderen Ebenen, in der vagen Hoffnung, dass es sich lediglich um irgendeinen verschrobenen Sonderling handelte, der zu einem Kostümfest unterwegs war. Von wegen. Es war ein ziemlich mächtiger Afrit. Ich schluckte. O je. 10
(Auch dem mickrigsten Afriten sollte man besser aus dem Weg gehen und der hier war ein echtes Prachtexemplar. Auf den höheren Ebenen waren seine Erscheinungsformen riesenhaft und schrecklich, weshalb seine Vorliebe für eine derart schmächtige Gestalt auf der ersten Ebene wohl einem schrägen Humor zuzuschreiben war. Mir war trotzdem nicht zum Lachen. )
    »Mr Gladstone lässt sich dem Kaiser empfehlen«, sagte der Jüngling. »Er ersucht um das Vergnügen seiner Gesellschaft. Und die übrigen Hanswurste dürfen sich dünnemachen.«
    Das klang vernünftig. Ich blickte meinen Herrn flehend an, aber der bedeutete mir hektisch, etwas zu unternehmen. Ich seufzte und trat notgedrungen einen Schritt auf den Afriten zu.
    Der Jüngling schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Verzieh dich, Kleiner. Du hast keine Chance.«
    Sein Spott versetzte mich in Zorn. Ich richtete mich hoch auf. »Pass bloß auf«, sagte ich kühl. »Du unterschätzt mich, das könnte ins Auge gehen.«
    Der Afrit klimperte demonstrativ gelangweilt mit den Wimpern. »Tatsächlich? Hast du vielleicht auch einen Namen?«
    »Einen Namen?«, rief ich. »Nicht nur einen! Ich bin Bartimäus! Ich bin Sakhr al-Dschinni! Ich bin N’gorso der Mächtige und die Silberge fiederte Schlange!«
    Ich machte eine Kunstpause. Der Jüngling betrachtete mich mit ausdrucksloser Miene. »Tut mir Leid, nie gehört. Und jetzt mach, dass du…«
    »Ich sprach mit König Salomo…«
    »Herrje«, knurrte der Afrit und machte eine abfällige Handbewegung, »haben wir das nicht alle? Mal ehrlich, der ist schließlich seinerzeit ganz schön rumgekommen.«
    »Ich richtete die Mauern von Uruk, Karnak und Prag wieder auf…«
    Der Jüngling grinste hämisch. »Prag? Was denn, doch nicht etwa diese hier? Wo Gladstone grade mal fünf Minuten gebraucht hat, um sie platt zu machen? Hast du etwa auch in Jericho mitgemischt?«
    »Du sagst es«, warf Queezle ein. »Das war einer seiner ersten Aufträge. Er spricht nicht gern drüber, aber…«
    »Hör mal, Queezle…«
    Der Afrit packte seine Sense. »Letzter Aufruf, Dschinn. Verdufte. Hier hast du nichts zu melden.«
    Ich zuckte resigniert die Achseln. »Das sehen wir dann ja!«
    So kam es bedauerlicherweise auch. Und zwar sehr schnell. Meine ersten vier Detonationen prallten an der wirbelnden Sense ab. Die fünfte, ein echter Kracher, kam wie ein Bumerang zu mir zurück, riss mich brutal um, und ich kollerte als Substanzregen ein Stück bergab. Als ich mich hochrappeln wollte, kippte ich vor Schmerzen gleich wieder um. Ich war so schwer verwundet, dass ich nicht aufstehen konnte.
    Über mir bedrängten jetzt die Kobolde das Gefolge des Kaisers. Queezle und ein stämmiger Dschinn taumelten an mir vorbei, einer hatte den andern an der Gurgel gepackt.
    Mit unverschämter Lässigkeit kam der Afrit herangeschlendert, zwinkerte

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