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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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kehrte unsicheren Schrittes in die Welt der Lebenden zurück.
    Als sich das Kabinett um eins zur Mittagspause zurückzog, ging Miss Piper auf die Suche nach Kitty. Sie entdeckte sie in der Bibliothek des Ministeriums, wo sie, geistesabwesend und ohne hinzuschauen, in einem Atlas blätterte.
    Die Zauberin ließ sich mit sorgenvoller Miene in den Sessel gegenüber fallen. »Diese Gewöhnlichen sind einfach unmöglich!«, rief sie. »Unmöglich! Nicht genug, dass sie auf eine Art und Weise, die an Erpressung grenzt, den Truppenabzug aus Amerika durchgesetzt haben, jetzt verkünden sie auch noch, sie seien nicht damit einverstanden, dass wir zur Überwachung der Häfen Kobolde einsetzen. Obwohl das im Interesse der nationalen Sicherheit unumgänglich ist! Sie behaupten, es ›verstoße gegen die Rechte der Arbeiter dort‹, was immer das heißen soll.« Sie zog einen Flunsch. »Die wollen sich doch bloß aufspielen! Mr Button hat eben ein Rosinenbrötchen nach ihnen geworfen.«
    Kitty zuckte die Achseln. »Sicherheit ist schon wichtig, aber das Vertrauen der Bevölkerung genauso. Spitzel, Wachkugeln – das muss sich alles ändern. Was die Häfen betrifft, müssen Sie eben mit den Leuten verhandeln.«
    »Können wir Sie denn gar nicht überreden mitzumachen?«, fragte Miss Piper. »Sie wären die ideale Vermittlerin zwischen uns und den… radikalen Splittergruppen.«
    »Tut mir Leid«, erwiderte Kitty, »ich bin zu müde. Ich würde bloß irgendwann pampig. Spätestens heute Abend würden Sie mich in den Tower werfen lassen.«
    »Das glaube ich kaum!« Miss Piper wirkte mit einem Mal nachdenklich. »Andererseits… manche von denen… Wieso eigentlich nicht?« Sie schüttelte den Kopf. »Was rede ich denn da? Ich sehe, Sie haben sich einen Atlas geholt, Miss Jones. Darf man daraus irgendwelche Schlüsse ziehen?«
    »Ich weiß noch nicht«, erwiderte Kitty bedächtig. »Wenn sich die Lage auf dem Kontinent beruhigt hat, besuche ich vielleicht einen Freund in Brügge, und anschließend würde ich gern ein wenig herumreisen, mich in der Welt umsehen. Vielleicht hilft mir das ja, wieder gesund zu werden.« Sie schürzte die Lippen und schaute zum Fenster. »Vielleicht fliege ich auch nach Ägypten. Davon habe ich schon viel gehört. Mal sehen. Kommt drauf an.«
    »Wollen Sie nicht lieber Ihre magische Ausbildung fortsetzen? Mr Button lobt Sie in den höchsten Tönen und in der neuen Regierung sind echte Begabungen dünn gesät. Wir könnten Ihnen auch ein paar gute Lehrer empfehlen.«
    Kitty klappte den Atlas zu. Staubwölkchen wirbelten auf. »Sehr freundlich, aber damit habe ich abgeschlossen. Ich habe mich nur damit befasst, um einen ganz bestimmten…« Sie unterbrach sich. »Ich wollte etwas Bestimmtes erreichen und das hat vorgestern an meiner statt Nathanael erledigt. Ich weiß eigentlich gar nicht, was mich darüber hinaus an der Zauberei noch reizen könnte.«
    Es wurde still in der Bibliothek. Miss Piper sah auf die Uhr und rief erschrocken: »Die Mittagspause ist schon fast um! Ich muss los. Hoffentlich kommen wir wenigstens heute Nachmittag ein Stück voran.« Sie seufzte tief und stand auf. »Wir tagen erst einen Vormittag und schon könnte ich sämtliche Vertreter der Gewöhnlichen der Reihe nach erwürgen. Nach nur einem Vormittag, Miss Jones! Dabei haben wir kaum angefangen. Ich bin sehr pessimistisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit denen irgendwann vernünftig zusammenarbeiten.«
    Kitty lehnte sich schmunzelnd zurück. »Werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn. Das klappt schon. Vielleicht nicht sofort, aber es ist keineswegs ausgeschlossen. Sie werden noch staunen, wozu Sie alles in der Lage sind.«

Bartimäus
38
    Sterben war nicht weiter schwer. Unser eigentliches Problem bestand darin, Nouda auf uns aufmerksam zu machen.
    Unser gemeinsamer Körper stand direkt unter der Mittelkuppel. Dort mussten wir ihn hinlocken, ins Epizentrum, dorthin, wo das meiste Eisen war. Aber Nouda war zu groß, zu laut, zu konfus und zu verzweifelt, als dass man ihn einfach irgendwo hätte hindirigieren können. Hierhin und dorthin tapste er auf seinem Sammelsurium von Gliedmaßen, zertrampelte Buden und Fahrgeschäfte und stopfte sich wahllos Bäume in den Rachen. Dieser Tätigkeit widmete er sich mit bewundernswerter Ausdauer und richtete auch nicht eins seiner Augen auf uns.
    Fliegen war gestrichen, sogar Springen war zu anstrengend. Es kostete mich fast meine ganze verbliebene Kraft, den Jungen überhaupt

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