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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aufrecht zu halten. Ohne mich wäre er längst zusammengebrochen.
    Deshalb blieben wir an Ort und Stelle und verlegten uns aufs Brüllen, ich jedenfalls. Ich trompetete so laut, dass es in Tibet einen Erdrutsch ausgelöst hätte. 1
(Wenn man von Nepal aus brüllt)
»He Nouda! Ich bin’s, Bartimäus, Sakhr al-Dschinni, N’gorso der Mächtige und die Silbergefiederte Schlange! Ich habe tausend Schlachten geschlagen und alle gewonnen! Ich habe weit mächtigere Wesenheiten als dich das Fürchten gelehrt! Ramuthra ist vor meiner Erhabenheit geflohen, Tchue hat sich zitternd in einer Schlucht versteckt, die Donnerschlange Hoepo hat ihren eigenen Schwanz hinuntergewürgt und sich selbst aufgefressen, um meinem Zorn zu entgehen! Nun fordere ich dich zum Zweikampf. Komm her!«
    Keine Antwort. Nouda kaute auf einem ausgestopften Viech aus der Bärengrotte herum. Der Junge wagte einen skeptischen Gedanken: Fällt das auch unter »bis aufs Blut reizen«? Ist das nicht eher schamlose Prahlerei?
    Unter Reizen fällt alles, was den Gegner provoziert, aus der Reserve lockt und… Oje, es hat wohl nicht geklappt. Uns läuft die Zeit davon. Noch ein paar Schritte, und er steht draußen.
    Lass mich mal. Der Junge räusperte sich. »Verfluchter Dämon! Dein Ende ist nahe! Dir blüht das Schrumpffeuer! Ich verteile deine widerwärtige Substanz in der Gegend wie…äh, wie Margarine, und zwar ganz dick geschmiert…« Er stockte.
    Hm, nicht schlecht, ich fürchte bloß, er kapiert den Vergleich nicht. Aber lass dich nicht abhalten, mach ruhig weiter.
    »Höre, verfluchter Dämon!« Schade nur, dass seine Stimme furchtbar leise war und immer leiser wurde. Sogar ich hörte kaum etwas, von Nouda ganz zu schweigen. Aber der Junge beschloss seine Herausforderung mit einer wirkungsvollen Zugabe, nämlich mit einem Kraftblitz in Noudas Hintern. Die mächtige Wesenheit jaulte auf und drehte sich mit zuckenden Gliedmaßen und suchenden Glubschaugen um. Auf einmal erblickte Nouda uns und feuerte sofort eine Blitzsalve ab. Zielen war nicht seine Stärke. Ein paar Blitze schlugen nur ein paar Meter neben uns ein, aber wir wichen keinen Fußbreit.
    »Ich sehe dich, Bartimäus!«
    Der Junge hauchte unhörbar eine Erwiderung, aber ich las seine Gedanken und sprach für ihn: »Nein! Ich bin Nathanael! Ich bin dein Herr und Meister! Ich bin dein Verderben!«
    Der nächste gleißende Blitz bohrte sich in Noudas Substanz. Das Ungeheuer schleuderte den ausgestopften Bären weg und setzte sich in Bewegung, tappte wutschnaubend auf uns zu, ein riesiger, unförmiger Schemen, der nicht in diese Welt gehörte und in jene nicht zurückkehren konnte.
    Na bitte, so reizt man einen Gegner!, trumpfte Nathanael auf.
    Ja, nicht übel. Aber warte mit dem Lösen der Bannsiegel, bis er vor uns steht.
    Je länger es sich hinzieht, desto besser. Kitty…
    Die schafft das schon, keine Bange.
    Der Junge wurde zusehends schwächer, aber sein Wille war ungebrochen. Ich spürte, wie er Kraft sammelte, dann hob er ruhig und entschlossen nacheinander die Bannsprüche auf, die Gladstones Stab versiegelten, bis die darin gefangenen Wesenheiten plötzlich Hoffnung schöpften. Sie drängten und drückten gegen die letzten Siegel und konnten es kaum erwarten, sich zu befreien. Ohne meine Hilfe hätte Nathanael sie nicht bändigen können – sie wären sofort herausgezischt, aber Nouda war noch nicht dort, wo wir ihn haben wollten. Ich hielt den Stab fest. Jetzt konnten wir nur noch abwarten.
    Manche behaupten ja, der Heldentod sei etwas Bewundernswertes. 2
(Vor allem diejenigen, die ihn nicht erleiden müssen. Als Erstes fallen einem da Politiker und Schriftsteller ein)
Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig. Ich kann deshalb auf eine lange und erfolgreiche Laufbahn zurückblicken, weil ich immer gewusst habe, wann man besser abhaut, und jetzt stellte ich mit einigem Bedauern fest, dass in dieser turmhohen Gruft aus Glas und Eisen, in der sich Nouda jeden Augenblick auf uns stürzen konnte, ein solcher Ausweg nicht gegeben war. Ich war an den Jungen gebunden, meine Substanz war eins mit seinem Körper. Wir würden vereint unser Leben aushauchen.
    Am nächsten war ich dieser zweifelhaften »Bis zum letzten Atemzug«-Chose bis dato mit Ptolemäus

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