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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Verwandeln und Herumgescheuchtwerden war mir gar nicht zuträglich. Mandrake… Mandrake war an allem schuld. Das sollte er mir büßen, und zwar bei der ersten sich bietenden Gelegenheit! 6
(Natürlich konnte ich diesbezüglich in meiner gegenwärtigen Verfassung nichts ausrichten, jedenfalls nicht ganz allein. Gewisse Dschinn, darunter auch Faquarl, setzten sich schon lange für einen Massenaufstand gegen die Zauberer ein. Ich hatte diesen Vorschlag immer als dummes Zeug abgetan, als aussichtsloses Unterfangen, aber wenn Faquarl in diesem Augenblick mit irgendeiner verbohrten Idee aufgekreuzt wäre, hätte ich mich ihm unter anerkennendem Schulterklopfen und Freudengebrüll bedenkenlos angeschlossen. )
    Ich machte mir Vorwürfe, dass Jenkins womöglich Verdacht geschöpft hatte, ich sei kein gewöhnliches Insekt, und sich durch die Hintertür verdrückt hatte, aber zu meiner Erleichterung trat er kurz darauf durch die Vordertür und machte sich auf den Rückweg nach Whitehall. Da ich ihm nicht mehr auf die Fliegentour kommen konnte, verwandelte ich mich – vor Schmerzen ächzend – wieder in einen Spatz und heftete mich ihm an den Hut.
    Es wurde Abend und der Zauberer Jenkins schlenderte durch die Londoner Innenstadt. Er hatte noch drei andere Verabredungen. Die erste fand in einer Gastwirtschaft unweit des Trafalgar Square statt. Diesmal versuchte ich gar nicht erst hinterherzufliegen, sondern beobachtete durchs Fenster, wie er sich mit einer nachlässig gekleideten Frau mit verkniffenem Gesicht unterhielt. Dann ging er quer durch Covent Garden in Richtung Holborn, wo er einen kleinen Imbiss betrat. Wieder hielt ich es für besser, auf Abstand zu bleiben, aber ich hatte einen guten Blick auf den Typen, mit dem er redete, ein Mann in mittleren Jahren mit einem ulkigen Fischgesicht. Er hatte dicke Lippen wie ein Karpfen. Wie meine Substanz war auch mein Gedächtnis ziemlich mitgenommen, trotzdem kam er mir bekannt vor. Nein, es hatte keinen Zweck, ich kam nicht drauf.
    Die ganze Geschichte war irgendwie seltsam. Nach allem, was ich bis jetzt mitbekommen hatte, war zweifellos eine Verschwörung am Köcheln. Aber die Typen waren alle so… ungeeignet für finstere Machenschaften. Keiner von ihnen verfügte über besondere Fähigkeiten oder wirkte sonderlich tatkräftig, eigentlich traf eher das Gegenteil zu. Hätte man alle Londoner Zauberer auf ein Spielfeld gestellt und ihnen befohlen, zwei Fußballmannschaften zu wählen, wären garantiert diese drei am Schluss übrig geblieben – die drei plus der Dicke und der mit dem Gipsbein. Der windige Eindruck, den sie machten, war offenbar beabsichtigt, aber ich begriff beim besten Willen nicht, was sie damit bezweckten.
    Letzter Treffpunkt war ein heruntergekommenes Café in Clerkenwell, und hier ging irgendetwas mit Jenkins vor. Bislang hatte er seine Geschäfte oberflächlich, kurz angebunden und beiläufig abgewickelt, jetzt blieb er vor der Tür stehen, als müsste er sich erst sammeln. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht, rückte sorgfältig seine Krawatte zurecht, ja er inspizierte sogar mithilfe eines kleinen Taschenspiegels den Pickel an seinem Kinn. Dann erst betrat er das Café.
    Endlich wurde es spannend. Diesmal hatte er es offensichtlich nicht mehr mit seinesgleichen oder niedriger Stehenden zu tun. Vielleicht wartete da drin der geheimnisvolle Mr Hopkins! Das musste ich unbedingt herausfinden. Was bedeutete, dass sich der kleine Spatz zu einer weiteren Verwandlung bequemen musste.
    Die Tür des Cafés war geschlossen, die Fenster desgleichen. Durch den schmalen Spalt unter der Tür fiel ein gelber Lichtstreif auf den Gehsteig. Ächzend und stöhnend wurde ich zum Rauchfädchen und zwängte mich hindurch.
    Ein warmer Mief nach Kaffee, Zigarettenqualm und Bratspeck empfing mich. Das Rauchfädchen lugte unter der Tür hervor, kräuselte sich deckenwärts und sah sich gründlich um. Es war alles ein bisschen verschwommen, wohl weil infolge der häufigen Verwandlungen meine Sehkraft nachließ, aber an einem Tisch ganz hinten entdeckte ich Jenkins. Daneben saß eine dunkle Gestalt.
    Der Rauch wehte durch den Schankraum, blieb dabei dicht am Boden und schlängelte sich vorsichtig um Stuhlbeine und die Schuhe der Gäste. Mir kam ein beunruhigender Gedanke. Ich machte unter einem Tisch Halt und sandte einen Impuls aus, um eventuell vorhandene feindliche Magie auszukundschaften. 7
(Der Impuls hatte die Gestalt einer murmelgroßen blaugrünen Kugel und war nur

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