Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
beifällig. Ich musste an die Abende denken, als wir Dschinn wie Schwalben über die Pyramiden im Tal der Könige gesaust waren und…
    Ein Bus hupte. Der Spatz schrak zusammen. Aufgepasst! Fast wäre ich einem Tagtraum erlegen. Jetzt aber wieder flugs zu Jenkins…
    Hoppla.
    Ich sah mich hektisch nach allen Seiten um. Wo war der Hut abgeblieben? Er war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte Jenkins ihn abgesetzt. Nö, auch nicht, nirgends eine Fuchsfrisur. Männer, Frauen, Kinder, alles da. Das ganze Strandgut der Menschheit bot sich meinen Blicken. Bloß kein Jenkins.
    Der Spatz knirschte verärgert mit dem Schnabel. Das war alles Mandrakes Schuld! Hätte er mir einen Monat Erholung gegönnt, wäre mein Kopf viel klarer. Dann hätte ich mich niemals ablenken lassen. Es war dasselbe wie damals, als…
    Schluss jetzt. Vielleicht hatte Jenkins ja den Bus genommen. Ich inspizierte im Flug sämtliche Busse in der Nähe, aber der Sekretär saß nicht drin. Demnach hatte er sich entweder entmaterialisiert oder ein Gebäude betreten. Eingezwängt zwischen zwei Behörden, entdeckte ich eine Kneipe namens »Zum Cheddar-Cheese«, ungefähr dort, wo ich Jenkins zuletzt gesehen hatte. Da freiwilliges Entmaterialisieren bei Menschen äußerst selten vorkommt, 2
(Normalerweise geschieht es eher unfreiwillig, z.B. wenn man sie mit einer Detonation erwischt)
hielt ich die Kneipe für die wahrscheinlichere Alternative.
    Beeilung war angesagt. Der Spatz plumpste wie ein Stein vom Himmel und trippelte, von den Menschenmassen unbemerkt, der offenen Kneipentür entgegen. Als ich über die Schwelle hüpfte, biss ich die Zähne zusammen und wechselte die Gestalt. Aus Spatz wurde Fliege, eine blau schillernde Schmeißfliege mit borstigem Leib. Der stechende Schmerz, der die Verwandlung begleitete, machte aus meiner vorbildlichen Flugbahn ein besoffenes Getaumel. Ich verlor die Orientierung, surrte im Zickzack durch die verqualmte Luft und landete mit leisem »Plopp« in einem Weinglas, das eine Frau eben an die Lippen setzte.
    Sie senkte den Blick und entdeckte mich, drei Zentimeter unter ihrer Nase hilflos auf dem Rücken treibend. Ich winkte mit dem Borstenbeinchen, sie kreischte wie ein Pavian und schleuderte das Glas von sich. Der Wein spritzte einem Mann am Tresen ins Gesicht, der wich erschrocken zurück und schubste zwei andere Frauen von ihren Barhockern. Geschrei, Gekreisch, Gezappel, ringsum herrschte der herrlichste Tumult. Die klatschnasse Schmeißfliege landete auf dem Tresen, überschlug sich, schlitterte weiter, rappelte sich auf und duckte sich hinter ein Schälchen Erdnüsse.
    Na schön, mein Auftritt war zwar nicht ganz so unauffällig verlaufen wie geplant, aber zumindest hatte ich für so viel Ablenkung gesorgt, dass ich mich kurz im Schankraum umsehen konnte. Ich wischte mir die Facettenaugen, krabbelte hurtig im Slalom zwischen Chips und Tüten mit Schweinekrusten über den Tresen und von dort einen Stützbalken hoch und sah mich noch einmal um.
    Sieh da, mitten im Raum und in eine lebhafte Unterhaltung mit zwei anderen Männern vertieft, stand mein Freund Jenkins.
    Die Fliege surrte näher, immer schön in Deckung, und überprüfte unterwegs alle Ebenen. Keiner der drei Männer verfügte über aktive magische Abwehrsysteme, obwohl ihre Kleidung nach Räucherwerk stank und sie blass waren wie typische Bürozauberer. Jedenfalls waren sie ein unansehnliches Trio.Wie Jenkins trugen auch die anderen beiden zu weite und zu teure Anzüge, dazu spitze Schuhe und übertrieben breite Schulterpolster. Nach meiner Schätzung waren alle drei um die zwanzig. Gehilfen, Sekretäre, keiner besaß echte Macht. Doch sie unterhielten sich angeregt und ihre Augen glühten im Zwielicht des »Cheddar Cheese« vor fanatischem Eifer.
    Die Fliege hing kopfüber an der Decke und verrenkte sich den Hals, um etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. Leider war das Gegröle am Tresen zu laut. Ich ließ mich fallen, umkreiste die drei unauffällig und ärgerte mich, dass sie nicht näher an der Wand standen. Soeben führte Jenkins das Wort. Ich brummte so nahe heran, dass ich das Gel auf seinem Schädel riechen und die Poren seiner roten Stupsnase erkennen konnte.
    »Hauptsache, ihr seid so weit. Habt ihr euch schon einen ausgesucht?«
    »Burke schon, ich noch nicht.« Der Mickrigste des Trios hatte geantwortet, ein triefäugiger Bursche mit einer solchen Hühnerbrust, dass Jenkins verglichen damit wie Atlas persönlich 3
(Atlas: ein

Weitere Kostenlose Bücher