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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Euch ermordet, hätte ich mein Land gerettet! Ich könnte mich selbst ohrfeigen, dass es mir nicht gelungen ist!«
    Salomo hatte den Ring noch nicht angelegt, aber seine Hand schwebte bereits über dem Silberteller. Seine Miene war unbewegt, aber er atmete mühsam, als litte er Schmerzen. »Nun, ich finde… ich finde das eine äußerst ungewöhnliche Art, einen Heiratsantrag abzulehnen«, sagte er gedehnt. »Mit einer Ablehnung kann ich leben. Ein Attentat geht mir ein bisschen zu weit. Kannst du das nachvollziehen, Asmira?«
    Sie starrte ihn finster an, als er ihren Namen nannte. »Ich rede nicht von einem Heiratsantrag, sondern von Eurer Drohung, Saba zu überfallen! Von Eurer Forderung nach säckeweise Weihrauch! Von Eurer Ankündigung, unser Land beim nächsten Neumond dem Erdboden gleichzumachen!«
    »Das sind wirklich schreckliche Drohungen.«
    »Allerdings.«
    »Nur dass ich sie nie ausgesprochen habe.« Er lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und schaute Asmira eindringlich an.
    Asmira gab sich einen Ruck. »Doch.«
    »Mitnichten.«
    »Euer Wort steht gegen das meiner Königin. Demnach seid Ihr ein…«
    »Ich muss wohl abermals etwas richtigstellen«, unterbrach König Salomo sie und nahm sich einen Tintenfischring, »denn du scheinst dich mit Königen und ihren Gewohnheiten nicht gut auszukennen. Es kommt vor, dass ein König einmal etwas zwischen den Zeilen sagt oder auch unausgesprochen lässt, weil es der Anlass erfordert. Wenn ein König dir jedoch fest in die Augen schaut und etwas sagt, dann ist das auch so. Ein König lügt nicht. Wer so etwas auch nur andeutet, ist des Todes. Hast du das verstanden? Sieh mich an!«
    Asmira hob den Blick und sah dem König in die Augen, die in seinem verwüsteten Gesicht das Einzige waren, was noch an das Wandgemälde im Magiersaal erinnerte. In diesen Augen lag die ganze unerbittliche Autorität Salomos. »Ja, ich habe Euch verstanden«, erwiderte Asmira ein wenig trotzig.
    »Schön. Dann steckst du jetzt also in einem Zwiespalt.«
    »Meine Königin…«
    »Hat dir etwas anderes erzählt. Dann lügt wohl einer von uns – oder irrt sich zumindest.«
    Er lächelte dabei und sein Ton war sanft, aber Asmira zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Was er da sagte, war im Grunde ein Angriff auf alles, was Asmira Heb und teuer war – es war genauso brutal wie der Überfall auf den Turm in Marib. Asmiras einziger Lebensinhalt war es, ihre Königin und ihr Land zu verteidigen. So hatte es schon ihre Mutter gehalten. Was die Königin tat und sagte, war über jeden Zweifel erhaben. Auf diese Gewissheit waren Asmiras ganzes Tun und Lassen ausgerichtet. Von Salomos Worten wurde ihr schwindlig, als stünde sie am Rand eines gähnenden Abgrunds.
    Sie rutschte noch ein Stückchen vor und entgegnete: »Meine Königin würde niemals lügen!«
    »Könnte sie sich geirrt haben?«
    »Auch nicht.«
    »Wahrscheinlich kann ich mir den Versuch sparen, aus einer Sklavin etwas Vernünftiges herausbekommen zu wollen«, brummte Salomo, nahm sich eine Weintraube und kaute nachdenklich. »Ich muss sagen, dass ich von Balkis enttäuscht bin. Angeblich ist sie überaus klug, aber dieses Attentat ist der reinste Pfusch. Die Kiebitze haben mir auch berichtet, Balkis sei hübsch. Womöglich liegen sie auch in dieser Hinsicht daneben. Nun ja – traue nie einem Zugvogel.«
    »Die Königin ist sogar sehr hübsch!«, erwiderte Asmira empört.
    »Jedenfalls haben sich die Aussichten auf eine Hochzeit inzwischen ziemlich verschlechtert. Wie hat die Königin eigentlich von meinen angeblich finsteren Absichten erfahren? Hat sie dir das auch anvertraut?«
    »Durch Euren Dämonenboten.«
    »Den kann auch sonst wer geschickt haben. Mal ehrlich, jedes Kind hätte sich erst einmal rückversichert. Mir ist übrigens nicht entgangen, dass du immer mehr in meine Richtung rutschst, Asmira. Lass das bitte, sonst muss der Ringgeist statt meiner unsere Plauderei fortführen. Und wie du schon mitbekommen hast, ist er nicht so liebenswürdig wie ich.« König Salomo seufzte. »Wir sind uns also einig«, fuhr er fort, »dass du unter falschen Voraussetzungen hierhergekommen bist. Wie lautet dein Auftrag?«
    »Euch umbringen. Und nach Möglichkeit den Ring stehlen.«
    »Und im Falle deiner Gefangennahme? Die schließlich unvermeidlich war?«
    Asmira zuckte die Achseln. »Den Dolch gegen mich selbst zu richten.«
    »Das hat dir deine Königin befohlen?«
    »Nein… jedenfalls nicht ausdrücklich.

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