Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Die Priesterinnen haben das gesagt.«
    König Salomo nickte. »Aber Balkis hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie war damit einverstanden, dass du dich opferst. Im Grunde bin ich heilfroh, dass diese Frau meine Heiratsanträge abgelehnt hat. Bei der bloßen Vorstellung, so jemanden in meinen Harem aufzunehmen, überläuft es mich eiskalt. Eigentlich müsste ich dir dankbar sein, dass du mir die Augen geöffnet hast, Asmira.«
    Wut stieg in ihr auf wie ein Säureschwall. »Warum habt Ihr mich nicht einfach getötet, als Ihr mich gefunden habt?«
    »Weil das nicht meine Art ist. Außerdem habe ich noch mehr Fragen. Wer hat dir geholfen, den Turm zu ersteigen?«
    »Niemand.«
    »Du bist ein hübsches, mutiges Mädchen und sehr geschickt im Umgang mit Waffen, aber das alles ist noch keine Erklärung. Jeder andere Attentäter…«
    »Ich bin kein Attentäter, ich bin Erste Wächterin in Erbfolge!«
    »Entschuldige bitte, dass mir dieser feine Unterschied entgangen ist. Aber gut, entweder bist du tatsächlich nur eine Wächterin – dann hat dir jemand beigestanden, der überragende magische Fähigkeiten besitzt. Oder aber du bist eine erfahrene Zauberin und befehligst mächtige Sklaven.« Der König musterte Asmira eindringlich.
    Zum ersten Mal, seit Asmira aus ihrer Ohnmacht erwacht war, geriet ihre rücksichtslose Entschlossenheit ins Wanken. Sie dachte an Bartimäus. Er hatte sie gewarnt, hatte versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Jetzt war sie eine Gefangene und er… war entweder tot oder geflohen.
    »Also?«, hakte der König nach. »Wie bist du hier hochgekommen?«
    »Ich… mich hat ein Geist hochgetragen, den ich selbst beschworen habe.«
    »So? Und wo steckt er jetzt, dein Geist? Ich habe Spähgeister ausgeschickt, aber nichts dergleichen entdeckt.«
    »Dann hat ihn Euer Dämon wohl umgebracht.«
    Der König hob die schön geschwungenen Brauen. »Was für ein Sklave war es denn? Ein Marid?«
    »Ein gewöhnlicher Dschinn.«
    »Jetzt weiß ich, dass du lügst.« Der König griff nach dem Ring auf dem Silberteller. »Ein gewöhnlicher Dschinn wäre nie und nimmer an meinen Wachposten vorbeigekommen. Du bist keine Zauberin, aber dir hat ganz gewiss ein Zauberer geholfen.« Er überlegte und fragte dann schroff: »War es etwa einer von meinen eigenen Zauberern?«
    Asmira traute ihren Ohren nicht. »Wie bitte?«
    »War es Hiram? Oder Nisroch? Oder Khaba? Du deckst doch jemanden!« Salomo wies auf das Fenster. »Die Siebzehn in ihren kleinen Türmen sind unruhig. Sie sind der Quelle der Macht sehr nahe, aber es verlangt sie nach mehr! Wer weiß, vielleicht sind sie mit deiner Königin im Bunde. Vielleicht war es ja ihre Idee, jemanden vorzuschicken, der so jung, so dumm und vor Eifer so blind ist, dass er oder sie es wagt, einen Anschlag auf mich zu verüben!« Asmira wollte etwas einwenden, aber der König sprach immer lauter und beugte sich weit vor. »Nun, Asmira, was haben dir die Burschen für diesen selbstmörderischen Auftrag geboten? Liebe? Seidenstoffe? Andere Reichtümer? Sprich, der Ring steckt schon an meinem Finger! Sag die Wahrheit, sonst drehe ich ihn!«
    Asmira war wie vor den Kopf geschlagen. Als sie sich wieder gefasst hatte, lachte sie. Sie stellte den unberührten Weinbecher auf den Boden und erhob sich. »Ich habe Euch in allem die Wahrheit gesagt. Meinetwegen dreht Euren Ring und bringt es hinter Euch.«
    Der König sagte wütend: »Setz dich! Ich warne dich – setz dich wieder hin.«
    »Nein.« Sie ging auf ihn zu.
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig.« Salomo hob die Linke und drehte den goldenen Reif zwischen Daumen und Zeigefinger der Rechten.
    Asmira blieb stehen. Sie schloss die Augen, in ihren Ohren rauschte das Blut…
    Nichts geschah. Durch das Rauschen hörte sie den König fluchen.
    Asmira öffnete ein Auge. Salomo saß da und drehte wieder und wieder an seinem Ring, aber keine schreckenerregende Wesenheit wollte sich materialisieren.
    Der schmale Goldreif sah eigenartig grau und weich aus, wurde bei jeder Drehung schlaffer, bis er viel zu weit war. Salomo und Asmira starrten ihn mit offenem Mund an.
    »Ein Tintenfischring…!«, flüsterte Asmira dann tonlos.
    Auch Salomo war kaum zu verstehen. »Jemand hat den Ring vertauscht…«
    »Gut erkannt. Nämlich ich.« Damit spazierte eine kleine gestreifte Wüstenkatze hinter dem Regal mit den Schriftrollen hervor. Ihre Schnurrhaare glänzten, die Augen strahlten und den Schwanz streckte sie übermütig steil in die Luft. Das

Weitere Kostenlose Bücher