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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Andererseits war auch Salomo nur ein Mensch. Wie alle Menschen war er nicht frei von Makeln. 94
    Mir blieb nichts anderes übrig, als Philokretes’ Behauptungen selbst zu überprüfen. »Vielen Dank, Philokretes«, sagte ich. »Ich gebe zu, was du erzählst, klingt einleuchtend. Salomo ist tatsächlich verwundbar.«
    Das schon, aber es braucht ihn nicht zu stören, denn außer mir weiß niemand darüber Bescheid.
    »Außer dir… und jetzt auch meiner Wenigkeit«, sagte ich munter. »Ich schaue mir die Sache demnächst mal an, glaube ich. Vielleicht springt ja sogar ein zaubermächtiger Ring für mich dabei raus. Weißt du, was? Du kannst dir ja einfach vorstellen, wie ich mich an Salomo räche und immerwährenden Ruhm erwerbe, während du in deinem Pott verschimmelst. Wärst du ein bisschen netter zu mir gewesen, hätte ich dir vielleicht angeboten, den Kessel zu sprengen und dich zu erlösen, aber du warst nun mal nicht nett und darum bin ich’s auch nicht. Falls ich dran denke, komme ich dich in ein- oder zweitausend Jahren mal wieder besuchen. Bis dahin gehab dich wohl.«
    Damit flatterte der Falter zum Deckel hinauf, gefolgt von einem derart grausigen Geheul, dass sich meine Flügel vor Schreck kräuselten. Kleine Windstöße trafen mich und brachten mich vorübergehend vom Kurs ab. Doch ich erreichte den Deckel trotzdem und schon war ich dem Kessel entronnen und wieder in Freiheit.
    Schon wieder in Katzengestalt, drehte ich mich noch einmal nach dem Kessel um. Hörte ich eine ferne Stimme schreien, fluchen, meinen Namen rufen? Ich spitzte die Ohren.
    Nein.
    Ich spähte in die Eingangshalle. Alles war ruhig. Der Blendezauber lag wie Goldstaub über dem unbewegten Wasserbecken und den Sofas. Nirgends waren eine tollwütige Wesenheit oder eine kleine Araberin zu sehen. Doch da erblickte ich hinter dem gegenüberliegenden Durchgang einen matten Lichtschein und vernahm zwei Stimmen, die erbittert miteinander stritten. Eine Stimme war hoch und klang vertraut, die andere war tief.
    Die Katze trippelte quer durch den Saal. Ihre Augen funkelten violett und finstere Pläne wallten wie ein Umhang hinter ihr her.
     

Asmira
     
    29
     
    A ls Asmira wieder zu sich kam, war es still um sie. Sie. lag auf dem Rücken und blickte auf einen langen, dünnen Riss an der Zimmerdecke, der sich kreuz und quer über den Putz bis ganz in die Ecke zog. Es war kein besonders auffälliger Riss, aber er irritierte sie, weil sie sich nicht erinnern konnte, ihn schon einmal gesehen zu haben. In ihrer kleinen Kammer gab es an der Decke und den Wänden viele Risse und dazu Stellen, an denen der alte Lehmverputz abbröckelte, sowie verblasste Inschriften, wo längst vergessene Wächterinnen ihre Namen hingekritzelt hatten. Asmira hatte angenommen, das alles in- und auswendig zu kennen. Dieser Riss jedoch war ihr neu.
    Sie betrachtete ihn eine Weile versonnen, lag mit halb offenem Mund entspannt da, bis ihr aufging, dass die Decke weiß gekalkt und viel höher war als sonst. Außerdem befand sich die Wand auf der verkehrten Seite. Das Licht war anders. Das Bett war weicher. Das war nicht ihr Zimmer! Sie war gar nicht in Marib!
    Die Erinnerungen stürzten auf sie ein. Mit einem Schrei fuhr sie in die Höhe und tastete nach ihrem Gürtel.
    An der gegenüberhegenden Wand saß auf einem einfachen Lehnstuhl ein fremder Mann und beobachtete sie.
    »Falls du den hier suchst«, sagte er, »den musste ich dir leider abnehmen.« Er hielt Asmiras Silberdolch kurz in die Höhe und legte ihn wieder auf seine Knie.
    Asmira zitterte am ganzen Leib, so rasend schlug ihr Herz. Sie starrte den Fremden an, ihre Finger krallten sich in das angenehm kühle weiße Laken.
    »Der Dämon…«, stieß sie hervor.
    »Hat sich auf mein Geheiß wieder verzogen.« Der Fremde lächelte. »Ich habe dich aus seinen Klauen errettet. Ich muss sagen, du hast dich verblüffend schnell erholt. So manchem Eindringling bleibt vor Schreck das Herz stehen.«
    Panik ergriff Asmira. Sie schwang die Füße über die Bettkante und stand auf – doch eine Bewegung des Mannes ließ sie innehalten.
    »Du darfst dich gern hinsetzen«, sagte er ruhig, »aber versuch nicht aufzustehen. Das müsste ich als Angriffsversuch betrachten.«
    Er hatte eine leise, wohlklingende Stimme, deren Ton jedoch sehr entschieden war. Asmira blieb noch einen Augenblick stehen, dann ließ sie sich wieder auf die Bettkante sinken. Jetzt saß sie ihm gegenüber.
    »Wer bist du?«, fragte der Fremde.
    Er war

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