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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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linken Arm nach unten gedrückt, ehe er nach dem Ring greifen konnte, ihren Dolch gepackt und den König getötet. Aus einer sitzenden Position heraus würde das viel schwieriger werden. Es mochte ihr gelingen, ihm zuvorzukommen, aber es war nicht sehr wahrscheinlich.
    »Wie heißt du?«
    Widerstrebend antwortete sie: »Cyrine.«
    »Woher kommst du?«
    »Aus Himjar.«
    »Aus diesem kleinen, fernen Land?« Der König schien skeptisch. »Aber ich pflege keinerlei Beziehungen zu Himjar. Wer hat dich geschickt?«
    Asmira schaute weg. Darauf hatte sie keine Antwort. Ihre angenommene Identität war nicht für den Fall einer Gefangennahme und eines Verhörs gedacht gewesen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie in diesem Fall noch am Leben wäre.
    »Ich frage dich ein letztes Mal!«, sagte König Salomo.
    Asmira zuckte stumm die Achseln.
    Der König klopfte ungeduldig auf seine Armlehne. Dann nahm er den Ring vom Teller, streifte ihn über den Finger und drehte ihn kurz. Es wurde stockfinster im Raum. Ein dumpfes Dröhnen erscholl, die Luft verdichtete sich und etwas schleuderte Asmira machtvoll quer über das Bett hinweg. Sie prallte gegen die Wand.
    Als sie die Augen wieder öffnete, stand ein Wesen neben dem König, schwärzer als ein Schatten. Die Erscheinung verströmte eine schreckenerregende Macht, wie ein loderndes Feuer sengende Hitze verströmt. Asmira hörte die Schriftrollen und Pergamente im Zimmer flattern.
    »Antworte!«, donnerte der König. »Wer bist du? Wer hat dich geschickt? Sprich! Meine Geduld ist am Ende!«
    Die Erscheinung setzte sich in Bewegung. Asmira stieß in Todesangst einen Schrei aus und drückte sich an die Wand. »Ich heiße Asmira! Ich komme aus Saba! Meine Königin schickt mich!«
    Unversehens war das Wesen verschwunden. In Asmiras Ohren knackte es, sie hatte Nasenbluten. Die Lampen im Zimmer schienen hell wie zuvor. König Salomo, aschfahl vor Erschöpfung oder Zorn, streifte den Ring ab und ließ ihn auf den Silberteller fallen.
    »Königin Balkis?« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Balkis? Fräuleinchen, wenn du es wagst, mich anzulügen…«
    »Ich lüge nicht.« Asmira richtete sich mühsam wieder auf. Tränen stiegen ihr in die Augen. Die Todesangst hatte sich zugleich mit dem Geist des Ringes verflüchtigt. Jetzt schämte sie sich entsetzlich für ihren Verrat und sah den König mit blankem Hass an.
    Salomo trommelte auf die Armlehne. »Königin Balkis?«, wiederholte er verblüfft. »Ausgeschlossen! Was hätte sie für einen Grund?«
    »Ich sage die Wahrheit«, fauchte Asmira. »Auch wenn das keine große Rolle mehr spielt, weil Ihr mich ja sowieso umbringt.«
    »Wundert dich das?« Es klang gequält. »Meine liebe junge Dame, nicht ich bin hier heimlich eingedrungen, um jemanden zu erdolchen. Ich spreche überhaupt nur mit dir, weil du verglichen mit den üblichen Dämonen und Attentätern eine Ausnahme darstellst. Die brauche ich nicht lange zu verhören, das kannst du mir glauben. Die quasseln ungefragt drauflos. Du dagegen… Da finde ich ein hübsches Mädchen ohnmächtig und mit einem Silberdolch im Gürtel in meinem Observatorium vor, ein zweiter Dolch steckt im Fußboden, und nichts verrät mir, wie es ihr gelungen ist, meinen Turm zu ersteigen und meine Wächter zu umgehen – da wundere sogar ich mich und werde neugierig. Wenn du also nur einen Funken Verstand besitzt, machst du dir meine Neugier zunutze, antwortest rasch und wahrheitsgemäß und betest zu welchem Gott auch immer, dass mein Interesse noch eine Weile anhält. Denn sobald du mich langweilst«, sagte König Salomo, »drehe ich meinen Ring. Du behauptest also, Königin Balkis schickt dich. Aus welchem Grund?«
    Während er sprach, hatte sich Asmira ausführlich und übertrieben mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht getupft und war dabei unauffällig über das Bett auf ihn zugerutscht. Ein Überraschungsangriff war ihre letzte, verzweifelte Hoffnung. Aber vielleicht konnte sie ja noch ein kleines Stückchen näher heranrutschen…
    Sie ließ den Arm sinken. »Aus welchem Grund? Wie könnt Ihr das fragen!«
    Die Miene des Königs verfinsterte sich. Er streckte die Hand aus…
    Asmira rief erschrocken: »Ihr habt meiner Königin gedroht! Ihr habt sie erpresst! Muss ich Euch eigens wiederholen, was Ihr verlangt habt? Saba kann Euch nicht standhalten, wie Ihr sehr wohl wisst, darum hat die Königin zu dem einzigen Mittel gegriffen, das ihr zur Verfügung steht, um ihre Ehre zu retten! Hätte ich

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