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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Baumstumpfes mit einem Geschenk obendrauf nicht sofort misstrauisch geworden wären. Ammet dagegen hatte als Khabas Schoßhündchen vermutlich zwanzig Jahre lang nicht mehr richtig arbeiten müssen und inzwischen vergessen, falls er es denn überhaupt je gewusst hatte, dass man immer und überall auf der Hut sein muss. Obendrein war er sich seiner Macht gewiss und nahm schlicht an, dass ich auf sein Ultimatum eingegangen war. Er brummte zufrieden und huschte auf den Baumstumpf zu, wobei er sich vor lauter Eifer in die Länge zog.
    Im gleichen Augenblick spürte er hinter sich den Luftzug von etwas Großem. Ein penibel angespitzter Baumstamm kam auf ihn zugeflogen, traf den Schatten mitten in den lang gestreckten Rücken, durchbohrte ihn und grub sich tief in den weichen Waldboden. So festgetackert, stieß der Schatten einen schauerlichen Schrei aus.
    Auf dem Abhang erschien der junge Sumerer. Er schwang einen zweiten Pfahl. »Guten Morgen, Ammet!«, rief ich fröhlich. »Gönnst du dir eine Verschnaufpause? Bestimmt hast du eine anstrengende Nacht hinter dir. Aber was machst du da? He, anfassen verboten!« Einen Arm streckte der Schatten nach dem Ring aus, den anderen hatte er um den Baumstamm geschlungen und versuchte, ihn aus dem Waldboden zu drehen und umzukippen. Ich machte einen Satz und pflückte den Finger herunter. »Den nehme lieber ich mit. Aber ich will mal nicht so sein, du kriegst zum Trost etwas anderes.«
    Ich holte mit dem zweiten Pfahl aus und schleuderte ihn zielsicher auf den Kopf des Schattens.
    Ammet reagierte überirdisch schnell. Er riss den ersten Pfahl einfach aus der Erde, benutzte ihn wie eine Keule, mit der er nach meinem zweiten Geschoss hieb und es ins Unterholz beförderte. Der klaffende Riss in seiner Mitte schien ihn nicht weiter zu stören.
    »Nicht übel«, sagte ich anerkennend. Der Sumerer hatte sich wieder in den Phönix verwandelt. »Aber wie schnell kannst du mit diesem Riesenloch im Leib fliegen?«
    Und schon sauste ich flammensprühend über die Pinien hinweg nach Westen.
     
    Nach einer Weile drehte ich mich um. Der Schatten folgte mir wieder. Wie beabsichtigt, behinderte ihn die Verwundung vorübergehend, auch sein Umriss wirkte irgendwie ausgefranst.
    Er flog langsamer und konnte zwar mit mir mithalten, mich aber nicht mehr einholen. Gut so. Ich würde das Meer erreichen.
    Schlecht war, dass Rettung trotzdem nicht in Sicht war.
    Sobald ich den Ring ins Meer warf, würde sich Ammet hinterherstürzen und ihn wieder herausholen. Ich machte mir keine Hoffnungen, den Mariden noch einmal überlisten zu können, denn auch meine Kräfte ließen zusehends nach. Die Verfolgungsjagd und meine Blessuren, dazu die Aura des Ringes, die ein kleines Loch nach dem anderen in meinen armen Schnabel sengte – das alles machte mir schwer zu schaffen. Ich war am Ende. Schon konnte ich die Brandung hören, doch verhieß mir ihr Tosen höchstens noch ein feuchtes Grab.
    Mir wollte absolut nicht einfallen, wie ich diesem Schicksal entrinnen könnte. Sich das Hirn zermarternd, flatterte der angeschlagene Phönix in einer letzten heldenhaften Anstrengung aufs offene Meer hinaus.
     

Asmira
     
    35
     
    K önig Salomo trug eine lange goldbestickte Robe, in seinem Haar prangte ein silberner Reif. In dieser Aufmachung wirkte er viel größer und Ehrfurcht gebietender als in dem schlichten weißen Gewand, in dem ihn Asmira bis dahin kannte, wenn auch kein bisschen weniger gebrechlich.
    Sie wurde schamrot im Gesicht. »Ach, bitte…«, stammelte sie,»… es tut mir leid. Ihr hattet ja recht. Der Ring… der Ring hat…« Sie riss sich zusammen. »Ich brauche eine Waffe. Und zwar sofort. Ich muss Khaba töten.«
    Der König schaute sie an und entgegnete ruhig: »Ich dachte, du hättest inzwischen genug vom Töten.«
    »Ihr wisst ja nicht, was Khaba getan hat! Er…«
    »O doch, das weiß ich.« Die dunklen Augen in dem verwüsteten Gesicht blitzten, der König deutete auf die Kristallkugel neben sich. »Meine Zauberkugel ist nicht nur zur Zierde da und ich kann sie auch ohne den Ring benutzen. Ich habe geschaut, dass in der Welt Krieg ausgebrochen ist, und meinen Palast nimmt er sich als erstes Opfer.«
    In der Kugel strudelte es, die milchige Trübung verflüchtigte sich. Asmira erblickte den brennenden Palast, die durch den Garten hastenden Menschen und Geister, die in den Teichen Kübel und Eimer füllten und die Flammen zu löschen versuchten. Sie biss sich auf die Lippe.
    »Großer König«, sagte

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