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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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blutete so stark, dass er die Blutung erst einmal mit den Falten seines Gewandes stillen musste.
    Asmira dachte an Bartimäus. Er war zwar mit dem Ring geflüchtet, aber der Schatten hatte seine Verfolgung aufgenommen. Wenn es sich wirklich um einen Mariden handelte, würde ihm der Dschinn nicht lange standhalten können. Der Schatten würde ihn einholen und umbringen und Khaba bekäme den Ring zurück. Es sei denn…
    Vielleicht konnte sie ihren Dschinn doch noch retten und anschließend ganz Jerusalem.
    Aber sie hatte keinen Dolch mehr übrig. Sie brauchte Unterstützung…
    Hinter ihr führte der Durchgang in die königlichen Privatgemächer.
    Asmira drehte sich um und rannte los.
    »Lauf ruhig weg! Lauf, so weit du kannst!«, rief ihr Khaba nach. »Dich nehme ich mir vor, wenn meine Sklaven hier sind. Besir! Khosro! Nimschik! Wo seid ihr? Kommt sofort her!«
    Nach dem ganzen Tumult, dem Lärm und dem Qualm draußen kam ihr der prächtige Saal unwirklich vor. Das Wasserbecken dampfte vor sich hin, die verzauberten Speisen lockten und die Kristallkugel schimmerte milchig. Asmira gönnte dem ganzen Blendwerk nur einen flüchtigen Blick, doch auf einmal blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Saales stand ein Mann und beobachtete sie.
    »Tja, jetzt sitzen wir in der Tinte, was?«, sagte König Salomo von Israel.
     

Bartimäus
     
    34
     
    W irf ihn ins Meer… Wirf ihn ins Meer… Klingt kinderleicht, was? Und wie alle Wünsche des Mädchens war auch dieser tatsächlich leicht zu erfüllen, jedenfalls theoretisch. Die Schwierigkeit bestand darin, lange genug am Leben zu bleiben.
    Vierzig Meilen trennen Jerusalem von der Küste. Eigentlich nicht viel. Unter günstigen Umständen bewältigt ein Phönix diese Entfernung in zwanzig Minuten und hat dabei sogar noch Zeit für Picknickpausen und die eine oder andere kleine Besichtigungstour. 110 Aber die Umstände waren alles andere als günstig. Der Palast stand in Flammen, die Ebenen bebten noch von den Geisterhorden, das Schicksal der ganzen Welt stand auf der Kippe – ach ja, und ich trug den Ring des Salomo im Schnabel.
    Genau genommen trug ich Khabas abgehackten Finger mit dem Ring im Schnabel. Aus Rücksicht auf zartbesaitete Leser gehe ich an dieser Stelle nicht näher ins Detail.
    Ich möchte nur anmerken, dass es sich anfühlte wie Zigarre rauchen. Eine kleine, krumme Zigarre mit einem goldenen Band nahe der glimmenden Spitze.
    Dass der Finger noch warm war und eben erst zu tropfen aufgehört hatte, tut hier ja nichts zur Sache.
    Kurzum, es war nicht unbedingt der angenehmste Körperteil, den ich je befördern musste, 111 aber der Finger war trotzdem überaus nützlich, denn er bewahrte mich davor, den Ring selbst zu berühren, und ersparte mir die allerschlimmsten Schmerzen. Als hätte das alles nicht so schon ausgereicht, war auch noch Ammet hinter mir her.
    Der Phönix flog über die Ruinen von Salomos Palast und hielt sich dabei an jene Abschnitte des Geländes, die bei Khabas Blitzangriff am meisten gelitten hatten. Der halbe Palast schien zu brennen, alles Übrige war in dichte Wolken umherwabernder Magie gehüllt. Der Rauch war grau, aber hier und da blitzte noch aktive Energie darin auf. Mein Gefieder kribbelte, auch wenn ich dichteren Ansammlungen noch wirksamer Bannzauber tunlichst auswich. Die fanden sich überwiegend um die zerstörten Kuppeln und Türme und ließen diese zu verzerrten Traumbildern verschwimmen. Das Gleiche hätten sie mit mir gemacht. Natürlich wäre es entschieden bequemer gewesen, in den offenen Himmel vorzustoßen, aber ich widerstand diesem Drang vorerst. Der Rauch bot mir Deckung, vielleicht dämpfte er sogar die Aura des Rings. 112
    Zwei wichtige Voraussetzungen für mein vorläufiges Überleben.
    Ich hatte meinen Verfolger noch nicht erspäht, aber ich hörte seine Flügelschläge. Ich musste versuchen, ihn abzuschütteln. Der Phönix schoss zwischen zwei eingestürzten Mauern hindurch in eine dicke magische Wolke hinein, kurvte durch ein kaputtes Fenster, sauste einen brennenden Säulengang entlang und blieb dort lauschend unter der Decke schweben.
    Nur das Knarren des Gebälks war zu hören. Antike Statuen – Helden, Göttinnen, Tiere und Dschinn – standen in den Flammen und wurden immer schwärzer.
    Der Phönix legte hoffnungsvoll den Kopf schief. Hatte ich Ammet etwa abgehängt? Vielleicht war er ja durch den Rauch geirrt und weiter nach Westen in Richtung Küste geflogen. Wenn ich

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