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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Larf
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strafenden Blick und verschwand schließlich wieder durch das Tor zum Innenhof.
    „Gib mir doch wenigstens deine Telefonnummer“, brüllte ich hinter ihm her, aber er verschwand in die Nacht. Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht und seufzte dabei. Mein Kinn war noch nass gesabbert von dem Zungenkuss des Nachbarn und ich begann, mich vor mir selbst zu ekeln. Mein Schädel brummte, meine Finger waren abgefroren und meine Nachbarn standen im Innenhof um mich herum in einem nebeligen Dunst aus Alkohol und Feuerwerk. Das Goldkettchen war von meinem Stoß zu Boden gestürzt, was ich erst jetzt bemerkte. Er lag immer noch wie eine Schildkröte auf dem Rücken und strampelte hilflos mit den Beinen in der Luft. Aus Schamgefühl packte ich ihn bei den Achselhöhlen und schleppte ihn zum Geländer. Das war wohl zu viel für den Guten, der daraufhin vollkommen die Kontrolle über seinen Körper verlor und mir in den Ausschnitt meines Kleides kotzte.
    Ich fasste für das neue Jahr den Vorsatz der Wiedergeburt!

Prost Neujahr!
     
    In den vergangenen Jahren war ich meinem Neujahrskater mit Magnesium, Mineralwasser und Paracetamol zu Leibe gerückt. Dabei sah ich immer die Ratiopharm-Zwillinge vor mir und mir wurde daraufhin regelmäßig erst recht schlecht.
    Dieses Jahr hatte ich nicht einmal die. So nüchtern war ich lange nicht mehr rübergerutscht!
    Nachdem die letzten Jubelrufe verhallt waren, das Goldkettchen im Bett verstaut war, ich mir das Kleid ausgezogen und geduscht hatte, kam auch meine eigene seelische Ernüchterung.
    Ich fühlte mich irgendwie ver waist. Stefan war so voreilig in seinen Schlüssen. Wenn er wirklich hätte mit mir reden wollen, dann hätte er mir mehr Zeit geben müssen. Stattdessen hatte ich immer das Gefühl, er stand mit einer Schippe hinter mir und wartete sehnsüchtig darauf, mich zuzuschaufeln. Ich zurrte an meiner Zwangsjacke und kippte schwarzen Kaffee in mich hinein. Nullkommanichts war heute mein zweiter Vorname.
    Warum spielte er sich als Moralapostel auf? Ausgerechnet er? Stattdessen nahm er jede Anbahnung geschlechtlicher Begegnungen zum Vorwand, mir Unreife vorzuwerfen. Ich fühlte mich wie eine Tollkirsche, die ihren ersten Orgasmus hatte. Warum war es nicht möglich sich einfach mal hinzusetzen und gewisse Dinge in einem ruhigen Gespräch zu klären?
    Nur so konnte man für einen kontinuierlichen Vertrauensaufbau sorgen und an der Zukunft arbeiten, wie auch immer die aussehen mochte.
     
    1. Januar  - das Jahr hatte angefangen. Wie viel blieb mir noch von meinem Frauenleben? Hatte ich noch eine Chance als Nachwuchs-Witze-Erzählerin? Musste ich jetzt das Shampoo wechseln, weil sich meine Kopfhaut kräuselte? Veränderte sich mein Anspruch an mich selbst, an andere, an meine Arbeit? War ein Jingle für Damenbinden oder Schokoriegel das Nonplusultra?
    Ich fand, Männer wurden mit zunehmendem Alter auch immer schwieriger. Sie taten zwar so, als wenn sie alles viel lockerer sahen, aber das machten sie nur, um uns Frauen in Sicherheit zu wiegen. Klammheimlich nutzten sie unsere Gutmütigkeit aus, um uns zu suggerieren, dass
    wir ohne sie zunehmender Verwahrlosung in der verbleibenden Restlebenszeit ausgesetzt wären. So machten sie sich unentbehrlich, obwohl wir sie eigentlich als überflüssig empfanden. Hatte ich so etwas nötig?
    Es klingelte an der Tür .
    Ich schlurfte mit der Kippe in der Hand nach vorne und hoffte nur, dass weder meine Schwester mit ihrer Sippe noch meine Elter n dem alten Brauch des Neujahrsbesuches auf die Sprünge helfen wollten. Ich war faul was Familienbande betraf. Es reichte auch eine E-Card oder eine SMS.
     
    Es war Stefan. Er stand mit einem fantastisch sitzenden Businessanzug und schwarzen italienischen Halbschuhen in der Tür. Ich fragte mich, ob er unter dem Hemd noch diese kuscheligen Brusthaare hatte. Wahnsinnig sexy fand ich auch den schmaler werdenden Streifen Richtung Bauch, der bei ihm damals wie eine Landebahn Richtung seiner Männlichkeit zeigte. Wie oft war ich dort mit den Fingern entlang und hindurch gefahren, hatte gewühlt und gekrault, bis mich Stefan auf den Rücken geworfen und durch gekitzelt hatte. Ein wunderbares Gefühl.
    Jetzt fühlte ich mich wie kurz vor einem Napalm-Angriff und wartete darauf, dass er anfing, Feuer zu spucken. Stattdessen grinste er mich mit seinem schönen Männerlächeln an, drückte mir einen Kuss auf die Lippen, schob sich an mir vorbei in die Wohnung hinein und ließ ein Tablett Berliner schwungvoll

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