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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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mochte ihn. Die Männer ließen ihn da. Bei den Pferden. Von nun an würde er hier leben.
    Die beiden Jungen hatten keine Namen und als sie ihn fragten, ob er einen hatte, schwieg er. Halif hatte es seiner Mutter versprochen. Der Größere von beiden war sehr nett zu ihm. Der andere beäugte ihn nur seltsam, fast neidisch. Der größere Junge hatte die gleichen schwarzen Haare wie Halif. Der Kleinere war blond. Halif merkte schnell, dass es nicht das süße Leben war, von dem seine Mutter ihm erzählt hatte. Alle nannten ihn Bastard. Die gut ge kleideten Jungen, vor allem der namens Hamils. Er schubste ihn herum, ließ ihn schmutzige Aufgaben machen. Auch die anderen waren nicht nett zu ihm. Man ignorierte ihn oder beäugte ihn mit Verachtung und nannte ihn Bastard. Damals wusste er nicht, was Bastard bedeutete.
    Man nannte auch die zwei anderen Jungen so. Einmal schlug der blonde Junge einem andern die Zähne aus, weil er ihn so nannte. Er wur de danach furchtbar verprügelt und dich entschuldigte er sich nicht. Voller blauer Flecken lag er in der Nacht vor Schmerzen gekrümmt auf dem Heu. Dann kam der Große. Er hatte für Halif immer nur ein Lächeln übrig. Aber seine Augen wurden dunkel, als er die Wunden des blonden Jungen sah. In dieser Nacht lernte er, dass die zwei fremden Jungen seine Brüder waren und die Bedeutungen des Wortes Bastard und die drei kleinen Jungen legten mit ihrem Blut einen Schwur ab: Immer da zu sein, wenn die anderen Hilfe brauchten. Auch wenn sich die ganze Welt gegen sie richtete. Kurz darauf holten sie Halif und brachten ihn in das Zimmer mit dem Bett. Dann holten sie seinen blonden Bruder.
    Er dachte an die Worte: „Wir werden für einander einstehen, auch wenn sich die ganze Welt gegen uns richtet. Wir sind Brüder in Blut und Herz.“
    Blut und Herz echote es in seinem Kopf, als sich die Erleichterung breitmachte. Die Tür war abgeschlossen. Er hätte nicht raus gekonnt, selbst wenn er es gewollt hätte. Doch die Scham darüber, es nicht versucht zu haben, nicht einmal daran gedacht zu haben und die Erleichterung, dass er es nicht war, den sie holten und dorthin brachten, hinterließ einen schalen Nachgeschmack.
    Man ließ ihn in dem Zimmer. Man schloss ihn auch nicht mehr ein und gab ihm Spielzeug und Essen. Ein alter Herr, der ihm Lesen beibrachte und Manieren am Hof , kam regelmäßig vorbei. Doch Halif sehnte sich nach dem Geruch von Heu. Er wollte zu seinen Brüdern, wagte es aber nicht die Worte auszusprechen. Nachts schlich er sich zu dem Stall, in dem sie gemeinsam gelebt hatten. Aber niemand war da, nur die Pferde. Kurz danach kam sein großer Bruder nachts in sein Zimmer geschlichen.
    Halif fiel ihm um den Hals und fragte aufgeregt, wo er gewesen sei. Er hielt den Finger auf den Mund und flüstere leise: „Wir werden uns nicht mehr sehen dürfen. Sie wollen nicht, dass wir zusammen sind.“ Mit einem Stich im Herzen sah Halif die blauen Flecken und Wunden um die Handgelenke seines Bruders. Vorsichtig berührte er die Wunden. Sein großer Bruder versteckte die blauen Flecke schnell.
    „Warum?“, fragte Halif. Er verstand nicht. Warum durften sie sich nicht sehen? Sie waren doch Brüder! Sie gehörten zusammen.
    „Hör zu! Auch wenn wir uns nicht sehen, ich werde nicht zulassen, dass sie mit dir das gleiche machen wie mit ...“, er verstummte und ballte seine Hände zu Fäuste, „auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Ich werde alles tun, damit sie dir nichts antun. Sie haben versprochen dich gut zu behandeln, wenn ...“, er brach ab, streichelte Halif über den Kopf und eine unendliche Traurigkeit stieg in seine Augen. Sie glichen zu sehr den Augen seiner Mutter, als die Soldaten ihn mitnahmen. Das war zu viel für Halif, er warf sich in di e Arme seines Bruders und weinte.
    Es war das letzte Mal, dass er in seinem Leben weinte. In dieser Nacht legte einen neuen Schwur ab. Er würde nicht weinen, er würde stark sein und am Leben bleiben und glücklich sein. Glücklich für seine Brüder. Das letzte Versprechen war am schwierigsten zu halten. Vielleicht hatte er es nie gehalten in den nun fast vierzig Jahren, in denen er lebte. Als sein Bruder gehen wollte, hielt er ihn fest. Halif wollte ihm etwas geben, etwas, dass nur ihm gehörte. Er wollte mit ihm etw as teilen. Aber er hatte nichts. Nichts außer seinem Namen. Daher flüsterte er kaum hörbar: „Mein Name ist Halif.“
    Die Augen seines Bruders weiteten sich. Dann drückte er ihn an sich. Nahm etwas von

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