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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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gemütlich gemacht, musste man feststellen, dass oben die Luft dünn war. Nur wenige Blumen konnten hier gedeihen. Also warf man suchende Blicke nach unten und wandt seine Aufmerksamkeit den sprießenden Knospen zu. Man ließ sie in seinem Glanz baden, gab ihn Wasser und sah zu wie sie zum ersten Mal erblühten.
    Aber auch das verlor nach den Jahren den Reiz für Halif und er schaute sich nicht mehr um. Er nahm, was ihm entgegen kam. Nicht das es keinen Spaß mehr machte. Aber nach der hundertsten Frau verschmolzen die Erinnerung, die Gesichter. Halif vergaß. Wobei Vergessen nicht mehr der richtige Ausdruck war, denn wer vergaß, der hatte sich zu einem Zeitpunkt erinnert. Halif machte sich nicht mehr die Mühe sich zu erinnern und lebte im Moment.
    Die Freude am Höhepunkt war un gebrochen, aber die Freude am Vorspiel war nicht mehr vorhanden. Es war zu einfach. Er wusste, welche Punkte er bei welchem Typ Frau wo drücken musste. Als er sich wieder einmal einen Schlafplatz sichern wollte und sich einer Dame vorstellte, kicherte sie, nannte ihn bei einem fremden Namen und erzählte mit roten Wangen von einer vergangenen Liebesnacht mit ihm. Von einer heißen Nacht. Er erinnerte sich weder an die Frau, noch an den Namen, den er benutzt hatte. Halif freute sich über ein gutes Mahl mehr, als über eine gute Frau.
    Da überkam er ihn, der Wunsch nach Tiefe. All die Jahre hatte er niemanden in sich sehen lassen und in niemanden länger als einen Herzschlag geschaut. Alles war oberflächlich, flüchtig, vergänglich. Alles in seinem Leben. Alles außer Wissen. Er hatte es gierig in sich aufgesogen. Jedes Buch gelesen, das er in die Hände bekommen hatte, und die Informationen in sich gespeichert, wie ein Eichhörnchen, das für den Winter vorsorgt. Mit Überraschung stellte Halif fest, dass er gerne einen Menschen näher kennenlernen würde. Seine Geschichte erzählen und die Geschichten des anderen hören.
    Er dachte zurück an die vielen gesichtslosen Frauen, mit denen er eins zwei Nächte verbracht hatte. Wären Gesichter in seiner Erinnerung, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, über das Äußeres hinaus und tiefer hineinzublicken? Viele waren sicher nicht mehr, als ihr Aussehen bereits preisgab. Vor allem die Jungen. Aber es musste welche mit Tiefe geben, interessant Frauen. Wenn er zurückdachte, gab es die eine oder andere, bei der es ihm nichts ausgemacht hätte länger zu bleiben.
    Ein junges Mädchen schön und stolz. Er hatte sie in Merzan getroffen, während er die Rolle eines Adligen spielte. Halif war in seiner Rolle so gut gewesen, dass streunende Söldner ihn um Arbeit gebeten hatten. So war Halif in die Stadt geritten und hatte das Herz eines jeden Mädchens höherschlagen lassen. Es hatte Spaß gemacht. Er war für diese Rolle geschaffen. Hochgeboren, charmant immer ein Lächeln auf den Lippen, nicht zu intelligent. Mit dem Leben und sich selbst zufrieden.
    Da hatte er sie auf dem Markt gesehen. Ein Lä cheln, so strahlend wie die Sonne. Sie war nicht die schönste Frau, die er je gesehen hatte, aber irgendwas an ihr fesselte Halif. Er konnte es nicht benennen. Sie hatte ihr dunkelbraunes Haar mit Blumen geschmückt, ihre grünen Augen strahlten vor Energie und Lebensfreude. Jede Bewegung war grazil und ihr Lachen schien den ganzen Markt zu erfüllen.
    Sie lud ihn mit ihrem Hüftschwung ein und stieß ihn gleichzeitig mit beiden Händen weg. Es war viel Arbeit gewesen sie zu überzeugen. So viel Arbeit hatte er selten in eine einzelne Person gesteckt. Aber er wollte sie. Sie schürte gekonnt sein Verlangen und er ging auf das Spiel ein. Mit jeder Berührung, die sie zuließ, mit jedem Kuss, den er ihr stehlen konnte, wurde sein Verlangen größer und er musste mit Freuden feststellen auch ihres. Es dauerte Wochen, bis er sie soweit hatte.
    Egal wie oft er in dieser Nacht sie zu seiner machte, er wollte mehr, konnte nicht genug von ihr bekommen. Als hätte er Ambrosia gekostet, war er dem Geschmack verfallen. Halif war unvorsichtig geworden, hatte zu viel Zeit an einem Ort verbracht. Sein Halbbruder war ihm fast auf die Schliche gekommen. Halif musste nachts aufbrechen, er konnte nicht Aufwiedersehen sagen und stellte überrascht fest, dass er es bedauerte. Er hätte nicht nur gern Aufwiedersehen gesagt, er hätte sie gerne mitgenommen. Dieses Bedürfnis hatte er nur ein einziges Mal gehabt. An dem Abend, als er das Schloss verlassen hatte - für immer.
     
    …
     
    Halif hörte immer noch die

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