Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
einfach weggeben wollte er nicht. So waren mehrere versteckte Bibliotheken im ganzen Vostokenreich entstanden. Wenn er in der Nähe war, liebte er es seine Verstecke aufzusuchen und seine Schätze zu begutachten. Halif las nie ein Buch zweimal. Wozu auch? Er hatte jeden Absatz nach dem ersten Mal Überf liegen abgespeichert. Aber er liebte das Gefühl des bekannten Pergaments unter seinen Fingern. Jedes Buch, jede Seite hatte seine eigenen Struktur. Keines war wie das andere.
Halif nahm das dünne handgeschriebene Buch und ließ seine Hände über den sachte über den Einband gleiten. Seine Finger würden sich erinnern. Dann begann er zu lesen.
...Wie ein Schock traf es mich damals. Eine Geschichte, die ich nie hören wollte und die doch erzählt werden musste. Von allen vergessen, hätte sie nie existiert. Sie ist passiert und ich wünschte, ich hätte es nie erfahren. Die Last sie für mich zu behalten, ist zu schwer. Der du dies liest, sei gewarnt. Nach dieser Lektüre wird deine Welt nie wieder die gleiche sein. Hängst du an deiner Weltsicht, deinem Verstand und deiner Realität, höre auf zu lesen und lege dieses Buch beiseite.
Halif schüttelte den Kopf und lächelte, wobei er ihn leicht schräg hielt, mit einer Braue hochgezogen. Ein Lächeln, das er häufig benutzte, um die Aufmerksamkeit der Damenwelt zu erregen. So sehr ins Fleisch übergegangen, dass er die Maske aufrecht erhielt, auch wenn sie niemand sehen konnte. Das Licht der Öllampe flackerte und die Schatten um Halif tanzten. Mochte er seine Weltansicht? Hatte er überhaupt eine? Und selbst wenn er eine hätte und an ihr hängen würde, diese Warnung weckte in ihm nur Neugier.
... Ich erzähle die Geschichte der Welt, der Magie, der Götter und der Schlüssel, die ich von der Person erfahren habe, die alles mit erlebt hat. Die Geschichte des ersten und ältesten Schlüssel. Natürlich sind auch hier die Geschehnisse vor seiner Geburt spekulativ, aber wohl so nahe an der Realität wie möglich. Die Wahrheit wissen nur die Götter, die uns verlassen haben.
In einem Universum, in dem die Götter regieren und Welten hervorbrachten, erschufen sie eine Welt, deren Namen verloren gegangen ist. Sie war rund, blau grün und drehte sich um den wärmespendenden Mittelpunkt ihrer Galaxie.
Die Götter erschufen niedere Wesen, die nur ihrem Überlebensinstinkt gehorchten. Unwissend und sich nicht bewusst, dass sie erschaffen worden waren. Die Götter ergötzen sich an ihrer Schönheit eine lange Zeit. Doch es wurde ihnen langweilig. Sie wollten Wesen kreieren, die sich ihrer selbst bewusst waren und sie als Götter anbeteten. So erschufen sie den Menschen. Sie gaben ihm einen freien Willen, auf dass er ihre Großartigkeit erkenne und sich ihnen aus freien Stücken zuwende.
Doch der freie Wille und die Erkenntnis können etwas furchterregendes sein. Mit der Erkenntnis, dass das Leben nicht ewig wehrte, wandten sich die Menschen der Völlerei, dem Mord, dem Diebstahl, der Gewalt und dem Krieg zu. Geleitet von der Gier nach mehr Leben, nach mehr Luxus, nach Erfolg, nach dem Wunsch von folgenden Generationen nicht vergessen zu werden.
Die Götter wandten sich voller Abscheu von den Menschen und dem Planeten ab. Sie ließen einen Gott zurück, der seine Diener aussandt, deren Namen heute vergessen sind, auf dass sie den Menschen Glauben brachten und sie führten. Die göttliche Energie in sich tragend, hatte sie Macht und konnten Wunder wirken. So versuchte der letzte Gott die Menschheit zu lenken und sie davon abzuhalten sich selbst zu vernichten. Zusätzlich pflanzte er ein Gen in wenige Auserwählte, das ihnen die Macht verlieh Schmerz zu heilen, der nur mehr Schmerz hervorrief und taube leblose Hüllen hinterließ. Die ersten Schlüssel wurden geboren. Unter ihnen auch er, von dem ich diese Geschichte gehört habe.
Die Schlüssel zahlten einen hohen Preis für die Rettung ihre Schützlinge. Sie absorbierten die negativen Erinnerungen und Gefühle in sich und wurden wahnsinnig. Viele suchten bereits nach Jahrzehnten den Freitod. Eng verbunden mit den Dienern des Gottes fühlten auch diese ihren Fall. Aber auch die Diener wurden durch die Menschen korrumpiert und fielen. Ihre Macht vermischte sich mit dem Blut der Menschen und es wurden mächtige Wesen geboren, die nicht an den Willen der Götter gebunden waren: die Seraflyn.
Der Gott sah diese Macht und fürchtete sich vor der Schöpfung. So ließ er durch die Verbindung zweier seiner Diener,
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