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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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beiden Sondereinheiten das Ganze als eine Übung mit ernstem Hintergrund anzusehen schienen und mit schweren Waffen im Anschlag aus ihren Kleinbussen gesprungen kamen. Nichts wäre ihnen jetzt lieber gewesen, als in der oft trainierten Weise eins dieser Häuser zu stürmen. Und nichts wiederum wäre Elly lieber gewesen, als mit gutem Grund eine solche Stürmung in Auftrag zu geben. Doch bar eines solchen Grundes, war es ihr ein wenig peinlich, einen derartigen Zirkus verursacht zu haben. Aber wie gesagt, Zufall war Staub. Und Staub lag in der Luft.
    Sinnvollerweise trafen sich nun die beiden Leiter der Sonderkommandos und Elly Hillrod etwa in der Mitte des Elggielwegs, um die Aktion zu besprechen. Als erstes überlegte man, nach dem Wagen Strakas zu suchen, der ja zusammen mit dem Oberstleutnant verschwunden war und möglicherweise immer noch in dieser Gegend geparkt stand. Absurderweise offenbarte sich, daß niemand sagen konnte, auch Elly nicht, welchen Wagen Straka eigentlich gefahren hatte. Was zu einer kurzen Fassungslosigkeit führte. Doch ohnehin tendierte Elly dazu, die Sache direkt anzugehen. Und das tat sie nun, indem sie ihren Verdacht mit einer Bestimmtheit vortrug, als verfüge sie über stichhaltigere Beweise als zwei mit einem Daumennagel in einen Stadtplan geritzte Balken (wenn es überhaupt ein Daumennagel gewesen war und die Markierung überhaupt von Straka stammte). Ihre Annahme war die, daß ihr Chef zum Zwecke der Ermittlung in genau diese Straße gefahren und sodann in genau eins dieser Häuser marschiert war. Um allerdings nicht wieder herauszukommen. Und deshalb ging es nun in erster Linie darum – ohne ewig lange auf einen Staatsanwalt zu warten, den man schwerlich mit einer Daumennageltheorie würde beeindrucken können –, in die einzelnen Häuser des Elggielwegs zu gelangen und sie soweit zu überprüfen, wie es nötig war, einen Einsfünfundsiebzig großen Mann in einem mindestens so großen Versteck aufzustöbern, um jetzt nicht von einer dieser grauenhaften Zerstückelungen zu sprechen.
    Es handelte sich also ganz eindeutig um eine Gefahr-im-Verzug-Situation. Und wenn die beiden Spezialkommandos etwas beherrschten, dann sicherlich, in Momenten der Eile sowie einer gewissen rechtlichen Verworrenheit, die anderswo Stillstand bedeutet hätte, jeglichen Kleinmut abzustreifen und augenblicklich zu agieren. Ganz in der Art des zum Angriff bereiten Raumschiffgenerals aus Luc Bessons Film Das fünfte Element, der auf den Einwand des Präsidenten der Vereinigten Territorien: »Staedert, ich habe Bedenken« antwortet: »Mr. President, ich nicht.« Das bedeutet natürlich, ein Risiko einzugehen. Aber das Risiko ist wie ein Musikstück, das nur gespielt auch wirklich schön anzuhören ist. Im Unterschied zu jenen CDs, die ewig in ihren Cellophanhüllen verpackt bleiben.
    Und so bildeten die Männer der beiden Eliteeinheiten kleine Gruppen, die sich über den Elggielweg verteilten, um Objekt für Objekt zu kontrollieren. Wobei man natürlich nicht gleich mit der Türe ins Haus fiel, andererseits aber auch Einwände einiger Bewohner mit eben jener Haltung General Staederts vom Tisch beziehungsweise von der Türmatte wischte und sich Eintritt in die Gebäude verschaffte. Die meisten Anrainer waren ohnehin kooperativ, ja zumeist stolz, Teil einer solchen Aktion zu sein, mit einem Mal nicht mehr den Arsch der Welt, sondern deren Mittelpunkt verkörpernd.
    Bei alldem muß das schöne Abendlicht erwähnt werden, das einen Farbton auf die Häuser und Menschen, auf die Wiesen und Hecken und Blumen warf, der den gelatinösen Glanz von Pfirsichmarmelade besaß. In einigen der Gärten befand man sich mitten beim Grillen, denn immerhin war Freitag. Daraus ergab sich nun eine gleichzeitig parodistische wie auch poetische Stimmung, diese Verschränkung von feierabendlicher Vorstadtidylle und hollywoodartigem Polizeieinsatz.
    Während da also mit einigem Aufwand und viel Engagement zwischen den glühenden Würsten die Suche nach Straka vorgenommen wurde, bewegte sich Cheng entlang einer sehr viel breiteren Parallelstraße Richtung Marchfeldkanal, bog dann links ab und erreichte so das obere Ende der ins Visier genommenen beiden Zeilen kleiner Häuser. Er sah hinüber zum Großaufgebot der Polizei, roch gewissermaßen die Aufgeregtheit aller Beteiligten. Doch in diesem Geruch kündigte sich bereits ein Scheitern an, ein Übergewicht der Aktionen, so daß für ein Gelingen gar kein Platz mehr sein würde.
    Cheng

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