Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
Das übliche Dilemma konkurrierender Unglücke. Etwas anderes als ein Raubüberfall schien kaum in Frage zu kommen.
    Doch erneut ging Elly der Rat Strakas durch den Kopf: Achten Sie auf die Zeichen!
    »Der Name!« rief sie aus.
    »Wie?«
    »Marlene Dietrich! Es dreht sich um den Namen. Der Name ist das Zeichen«, erklärte Elly, marschierte an den kopfschüttelnden Kollegen vorbei nach draußen, griff nach ihrem Handy und gab einem ihrer Mitarbeiter Anweisung, einen Personencheck vorzunehmen.
    Bald darauf war klar, daß die tote Marlene Dietrich, geborene Konrad, eine Art professionelle Gattin gewesen war, die gerade ihre vierte Ehe genossen hatte und auch in den drei anderen Verbindungen zwar kinderlos, aber keineswegs unversorgt geblieben war. − Manche Menschen kommen einfach auf die Welt, um Geld auszugeben.
    Jene Meisterin im Geldausgeben hatte nicht zu den Frauen gezählt, die auf der Peinlichkeit umweltbelastender Doppelnamen insistieren, sondern sich stets damit begnügt, den Namen des jeweiligen Ehemanns anzunehmen. Und genau die Namen dieser vier betrachtete Elly nun. Sodann griff sie nach der Liste, die sie am Vortag hatte zusammenstellen lassen und in der sämtliche Bewohner aufgereiht standen, welche am Elggielweg und in den umliegenden Straßen wohnten.
    Einer dieser Namen leuchtete unsichtbar. Aber deutlich: Fellberg.
    Genau so , nämlich Fellberg, hatte die tote Frau Dietrich in ihrer zweiten Ehe geheißen. Gut, das war wahrscheinlich bloß Staub, also ein Zufall. Doch Elly war fest entschlossen, den Staub zu analysieren. Sie gab augenblicklich den Namen Fellberg an ihre Kollegen durch. Wenig später teilte man ihr mit, daß es sich um den Besitzer des Grundstücks am Ende der Straße handelte, das mit dem Gewächshaus, welches an dieser Stelle so unversehens auftauchte und wie das Hobby eines zur Sentimentalität neigenden Kurfürsten anmutete. Ein Kurfürst in Großjedlersdorf. Und dieser Kurfürst hieß eben Fellberg. Ein Immobilienhändler, der seiner Ex-Frau die Pötzleinsdorfer Villa überlassen hatte, in der sie nun tot aufgefunden worden war.
    Fellberg also!
    Elly war bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Sollte sie sich irren, so war sie eben geliefert und konnte sich die Haare glätten und ihren natürlichen Goldblondton durch ein Glühlampenblond ersetzen lassen. Um nämlich in den Streifendienst überzuwechseln und in den Krieg gegen Obdachlose und Junkies zu ziehen, sowie – am gefährlichsten − gegen jene Autofahrer, die mit Vorliebe auf Gehwegen parkten. (Auf Gehwegen parkende Autofahrer bestehen aus einer Titanlegierung, einer verbrannten Seele und sind direkt dem Teufel unterstellt.)
    Elly rief einen der Kommandoleiter an, der bereits am Vortag dabeigewesen war und bat ihn erneut um Unterstützung. Diesmal wisse sie, um welches Haus es sich konkret handle.
    »Wenn ich noch einmal auf Sie höre«, erklärte er, »bin ich meine Einheit los und darf mich zukünftig in der Kadettenausbildung profilieren.«
    »Was muß ich Ihnen denn versprechen, damit Sie mir helfen?« zeigte sich Elly in der Not extrem flexibel. Sie sagte nämlich: »Wollen Sie, daß ich mit Ihnen ins Bett steige?«
    »Wie bitte?«
    »Seien Sie nicht so ängstlich, Sie werden Ihren Job schon nicht verlieren.«
    »Wie ernst meinen Sie das … das mit dem Bett?«
    »Heute ist kein Tag für Späße, ehrlich«, versicherte Elly und seufzte wie das moderne Frauen tun, wenn sie sich für eine Kücheneinrichtung entscheiden müssen. Obwohl sie gewiß nicht vorhaben, je in dieser Küche was zu kochen.
    »Na gut, ich trommle meine Männer zusammen«, sagte der Mann und trommelte.
    Keine halbe Stunde später hielten sich Elly und der Einsatzleiter sowie zwölf seiner Männer in gedeckter Position bereit, das Gebäude samt des Gewächshauses einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen. Diesmal ohne vorher anzuläuten, ohne Höflichkeiten auszutauschen.
    »Wenn das schiefgeht, sind wir dran«, meinte der Kommandant.
    »Wenn das gutgeht, kriegen Sie einen Orden.«
    Nun, der Kommandant hatte schon genug Orden. Viel entscheidender war, daß er ein fast krankhaft zu nennendes Faible für große Frauen besaß und … Wie auch immer, er gab seinen Männern den Befehl, das Haus von drei Seiten zu stürmen. Und er gab die Anweisung, unbedingt auf Sprengfallen zu achten. Obgleich Österreich nicht Afghanistan in den 80ern war, zumindest nicht auf der Landkarte, neigten zahlreiche Bürger noch immer dazu, ihre Häuser auf einen

Weitere Kostenlose Bücher