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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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alte Autos lachen, bevor sie verschrottet werden.
    »Lassen wir es drauf ankommen«, fand Cheng und drückte Straka die Packung in die Hand. Er hatte die »Fingerfertigkeiten« satt.
    Eine Flamme ging an und setzte zwei Zigaretten in Brand. Eine dritte legte Straka auf den Boden neben sich. Vielleicht für die Götter, um sie gnädig zu stimmen. Er verriet es nicht.
    Als das Licht erlosch, schwebten da nur noch zwei liliputanische Glutnester, die es nie zu einem Brand bringen würden. Straka und Cheng zogen den Rauch tief ein und bliesen ihn wieder aus. Stimmt, die Luft wurde nicht besser davon, dafür aber das Gefühl für die Luft, für die Seele, die ja selbst in der schlechtesten Luft irgendwie steckt. Vor allem hatte es etwas Besänftigendes, gemeinsam zu rauchen.
    Manchmal besteht das ganze Glück darin, nicht alleine zu sein.

Vierter Saal
    – Es sind die unwichtigen Dinge.
    – Kleinigkeiten. Nichts ist wichtiger, nicht wahr?
    (Noah Taylor und Tom Cruise in Cameron Crowes Film Vanilla Sky )
    – Mir scheint, dein Wunder kommt nach der Realität.
    – Aber die Jungfrau hat gewußt, daß du beten würdest,
    noch bevor du gebetet hast. Um so mehr ist es ein Wunder.
    (Albert Finney und Ignacio Lopez Tarso in John Hustons Film Unter dem Vulkan )
    »Wie wir ja auch nur eine sogenannte Stellung
    zu beziehen haben, allem, was wir begreifen, gegenüber,
    wie allem, was wir nicht begreifen, das wir aber
    für tatsächlich halten, also für wahr.
    (Thomas Bernhard, Gehen )

Zwanzigstes Bild:
Eine Marlene namens Dietrich
    Elly kam sich vor wie eine dieser unglückselig robusten Frauen des 20. Jahrhunderts, welche ständig ihre Männer hatten beerdigen müssen, aufgrund von Krieg und Verfolgung und schlechter Ernährung, später dann wegen falscher Ernährung, und noch später im Zuge der natürlichen Erschöpfung des menschlichen Leibs. Ihre Urgroßmutter war so eine Frau gewesen, fünf Mal verheiratet, kein einziges Mal geschieden, zuletzt Witwe nicht ohne Vergnügungen, aber zynisch.
    Unter dem Strich sah es so aus, daß Elly zwei Verschollene vorweisen konnte, vier Tote, dafür aber keinen einzigen Verdächtigen. Daß ihr trotzdem noch immer die Leitung der Quintus-Gruppe oblag, mochte auf Kompetenzstreitigkeiten beruhen. Vielleicht jedoch wollte man sie nur halten, um dann bei endgültig gescheiterter Operation wenigstens den richtigen Kopf rollen zu lassen. Jedenfalls war Elly weiterhin an der Sache dran. Die Staatsanwaltschaft freilich tobte und weigerte sich, einer erneuten und noch gründlicheren Durchforstung des Geländes zuzustimmen, nur weil zwischen diesen Häusern – angeblich! – jetzt auch noch ein gewisser Markus Cheng verschwunden war. Ein Mann, der ohnehin eher als zeichentrickhafte Legende denn als ein wirklicher Mensch gelten mußte.
    Einen Tag, nachdem der Erdboden diesen Markus Cheng verschluckt hatte, fand man eine weitere Leiche, eine Frau, aber keine Schauspielerin, auch war sie nicht von fünf, sondern nur von einer Kugel getötet worden. Zudem deutete alles auf einen Raubüberfall hin, Schmuck fehlte, Gemälde fehlten, ein Tresor war geöffnet worden, ohne Spuren grober Gewalt, offenkundig fachmännisch. Das war jedenfalls eine völlig andere Geschichte als der Quintus-Fall.
    »Was interessiert Sie das überhaupt?« erkundigte sich der ermittelnde Kriminalbeamte bei Elly, als diese am Tatort erschien.
    »Weil mich absolut alles interessiert, was in diesen Tagen geschieht.«
    »Pure Hilflosigkeit«, kommentierte jemand anders Ellys Verhalten.
    Das stimmte und stimmte auch nicht. Bereits Kindern versucht man ja klarzumachen, daß es eine gute Sache ist, Angst zu haben. Daß die Angst den Menschen in höchste Aufmerksamkeit versetzt, ihn wappnet gegen die Gefahr. Und vor allem seine Instinkte schärft. – Man kann vielleicht sagen, daß nicht nur Cheng ein Luchs mit einem sechsten Sinn war.
    Bei der Frau, die man tot in ihrem Haus nahe dem Pötzleinsdorfer Schloßpark gefunden hatte, handelte es sich um eine gewisse Marlene Dietrich.
    Marlene Dietrich!?
    Nun, dies beruhte auf dem Zusammentreffen zweier banaler Umstände: des Umstands einer Namenstaufe sowie einer Verehelichung. Die Tote hatte eben den Vornamen Marlene besessen und war dann im Zuge ihrer Verheiratung mit einem gewissen Max Dietrich eine »Frau Dietrich« geworden. So was kommt vor.
    Ihr Gatte, ein Anwalt, befand sich gerade im Ausland. Augenscheinlich hatte die Hausherrin den oder die Einbrecher überrascht. Dann der Schuß.

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