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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Cheng weiterhin sein bisheriges Leben leben, als ein anerkannter, zumindest legendärer Detektiv, ein romanhafter Wiener, ein zufriedener Privatier, dann würde es nötig sein, Elly zu töten. Praktischerweise konnte er das mit Fellbergs Waffe tun. Er selbst besaß ja keine und war somit in der Lage, als einziger Überlebender dieses Dramas dazustehen. Ganz klar, es würde sich der Eindruck ergeben, Fellberg habe zuerst Elly erschossen, um sodann die Tötung Reds abzukürzen. Was aber Cheng die Zeit und Möglichkeit gegeben hatte, nach Ellys Waffe zu greifen und Fellberg aus Notwehr eine Kugel in den Kopf zu jagen. Ja, es würde dann wahrscheinlich heißen, daß der im Laufe seiner Karriere eine Menge Unglücke anziehende Detektiv Cheng sich letztendlich als unverwüstlich, ja als langlebig herausgestellt habe. Nicht umzubringen.
    Cheng dachte: »Ich bin Batman.«
    Aber er wollte nicht Batman sein. Natürlich ebenso wenig ein gesuchter Mörder, ein Mann auf der Flucht, der ein Kind und eine Frau zurückließ, zurückließ in Schande und Verwirrung und Trauer.
    Aber was sollte er tun? Elly, Straka, der Polizei, seinen Liebsten erklären, daß er ein Krieger war, ein Jäger, ein Engel. Auf diese Weise würde er maximal die Chance kriegen, als Geisteskranker in eine Anstalt zu wandern. So sahen die Möglichkeiten aus: Verbrecher oder Irrer.
    Oder aber er tötete Elly. Und zwar schnell.
    »Sie können das nicht verstehen«, sprach Cheng zu Elly, noch immer die Waffe auf sie richtend. »Ich mußte das mit Red tun.«
    »Mußten Sie also, aha! Und mich? Müssen Sie da auch?«
    Nun, Red war die Beute gewesen. Elly aber war keine Beute, sie war Mensch, frei von irgendeinem Engel, frei von sphärischen Einflüsterungen. Das bißchen Schamanenkaffee spielte keine Rolle. Sie zu töten, würde allein bedeuten, eine Zeugin zu töten.
    Cheng entschied sich. Er senkte den Lauf und trat hinüber an den Tisch, um Ellys Pistole an sich zu nehmen und bei sich zu verstauen, wobei er freilich kurz die von Fellberg ablegen mußte, die er sodann wieder in die Hand nahm, nicht aber, um sie erneut gegen die Frau zu richten, deren sturem Einsatzwillen er sein Leben verdankte.
    »Es tut mir leid«, sagte Cheng, wandte sich um und verließ das Zimmer.
    Ein schönes Ende war das nicht. Aber schließlich hatte ja ein sehr viel häßlicheres im Raum gestanden.
    Manchmal ist das so, manchmal besteht die ganze Kunst darin, das Schlimmstmögliche zu verhindern.

Vierundzwanzigstes Bild:
Miniatur
    Straka schaffte es. Tage später würde er sagen, umsorgt von den liebevollsten Wiener Krankenschwestern, die sich denken lassen (und alles, sogar das, läßt sich denken): »Ich fühle mich wie neugeboren.«
    Seine Frau schickte ihm Pralinen. Sie war gerade geschäftlich sehr eingespannt und zudem auf der anderen Seite der Welt unterwegs. Er fand das okay. Dennoch war er nicht unglücklich, auch persönlich Besuch zu erhalten. Vor allem natürlich als Elly kam.
    Sie saß an seinem Bett und wirkte jetzt sehr viel kleiner, auch schmächtiger, als würde sie schon die längste Zeit nichts mehr essen.
    »Sie haben das nicht ahnen können«, sagte Straka. »Niemand hat das. Niemand versteht es. Wie denn auch? Im besten Fall müssen wir annehmen, Markus Cheng hat einfach den Verstand verloren. Oder aber er wurde erpreßt. – Was ist mit seiner Frau und seinem Kind?«
    »Sie werden überwacht«, sagte Elly. »Beziehungsweise beschützt. Sowohl als auch, weil ja beides in Frage kommt.«
    »Und Cheng selbst?«
    »Wie es scheint«, berichtete Elly, »ist er nach Rom geflüchtet.«
    »Nicht dumm«, kommentierte Straka. »Rom funktioniert wie ein Sparschwein. Ein Sparschwein verschluckt die Dinge. Und man muß es schon zerschlagen, um an die Dinge heranzukommen. Aber wer wollte Rom zerschlagen wie ein Sparschwein? – Was soll’s? Irgendwann wird Cheng zurückkehren. Ich bitte Sie, der Mann ist Wiener, überzeugter dazu. Die finden alle zurück, eine sentimentale Rasse. Lieber hier im Gefängnis darben, als unter der Sonne irgendeines Südens langsam verbrennen.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, meinte Elly und legte den mitgebrachten Blumenstrauß auf Strakas Bett. – Immer diese toten Blumen ausgerechnet in Krankenhäusern. Als wäre das hier der Eingang zum Friedhof.
    »Was ist mit dem kleinen Krebstier?« fragte Straka.
    »Wie bitte?«
    »Als ich mit Cheng da unten eingesperrt war, hat er von einem Krebschen erzählt, einem Salinenkrebs. Batman, so hat er ihn

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