Bator, Joanna
Aussehen, das sich allerdings von dem,
welches die rüschen- und spitzenlustige Jadzia sich für sie gewünscht hätte,
erheblich unterschied. Im Spiegel von Kaplan Adas' Außerordentlichkeit wollte
sie sich so gestalten, dass sie mit Jadzia immer weniger Ähnlichkeit hatte. Die
Mutter, inzwischen in die bis nach Polen gedrungenen Harlequinhefte vertieft,
die ihr die Welt verschönten, bestaunte die Harlequin-Heldinnen auf den
Umschlägen. Die hatten ein Aussehen! Unterdessen färbte Dominika drei
Strumpfhosen Größe L sowie zwei mit Knoten versehene Männerunterhemden und
einen Baumwoll-BH mit der kleinsten Körbchengröße schwarz. Den dunklen Sud
kochte sie in einem großen Kessel, rührte um, ließ abkühlen und setzte Essig
zu, wie auf der Packung angegeben. In dem heißen Bad büßten die Strumpfhosen
Elastizität ein, gewannen aber Farbe, der BH lief ein, die Hemden, die Dominika
linksherum tragen würde, weil die angerauhte Innenseite an die nur im
Dollarshop erhältlichen Velourpullis erinnerte, zeigten ein ungleichmäßiges
Grau, das jedoch, wie Malgosia behauptete, stilvoll und bohemienartig wirkte.
Alles roch wie Teer mit Essig. Das rote Kleid, die schwärzlichen Strümpfe sowie
drei Ketten aus gerösteten Nudelsternchen, die in der Mitte ein Loch hatten,
damit praktisch gesinnte junge Damen sie auf Fäden ziehen und sich mit ihnen
schmücken konnten, machten nun Dominikas Look aus. In Gesprächen mit Jadzia
streute sie den Namen des Kaplans ein wie ein kleines glitzerndes Päckchen unbekannten
Inhalts, das sie einerseits auspacken wollte, andererseits fürchtete.
Warum gibt es
denn das Böse, wenn Gott gut ist? fragte Dominika Kaplan Adas. Was ist mit den
Spinnen, Herr Kaplan? Und mit den Fliegen? Eklige und stinkende Dinge - warum
hat er sie erschaffen, wenn er so unendlich gut und weise ist? Hat er das Böse
erschaffen? Wenn ja, dann ist er doch nicht unendlich gut. Und wenn er das Böse
nicht erschaffen hat, ist er nicht allmächtig, fuhr sie fort, schaute ihm in
die Augen und hörte nicht, dass den Antworten von der Erbsünde und Gottes
Willen, den der Mensch mit seinem kleinen Verstand nicht erfassen kann, die
Logik ihrer Fragen fehlte. Der Schlüpfer wurde ihr warm, und Schweißrinnsale
trübten das Schwarz ihres BHs, während Kaplan Adas unter der Soutane
sublimierte und mit dem Adamsapfel an das plötzlich scheuernde Kollar stieß.
Wenn er sang, verschlug es den anderen schier den Atem, und sogar die ganz
Schüchternen fielen ein, wenn es darum ging, der Gitter Zähne aus den Mauern zu
reißen. Los Bruno, sangen sie, und Der Hund
schlich in die Küche. Nur Jagienka
Pasiak, die vor Eifersucht kochte wie ein Teekessel auf der Gasflamme,
argwöhnte, die stimmliche Steigerung von Kaplan Adas könnte etwas mit Dominika
Chmura zu tun haben. Wer hätte das gedacht, dass sie die Aufmerksamkeit eines
solchen Mannes auf sich ziehen konnte, der so vergeistigt und jung war und
eigentlich wie geschaffen für eine besondere Person wie Jagienka.
Kaplan Adas
sehnte sich danach, Dominika zu erlösen, sie mit der Gnade eines Glaubens ohne
Zweifel zu erfüllen, über eine Wiese mit ihr zu laufen, voller Blumen und
zahmen Tieren wie auf den Bildern des heiligen Franziskus. Schweißgebadet in
seinem Flanellschlafanzug träumte er davon, wie er sie auszog und nackt auf
das Bett in der elterlichen Wohnung legte. Er träumte, wie er sich über sie
beugte, wie sie die Arme ausstreckte und die Schenkel spreizte, mein Gott, um
ihn mit den Beinen an sich zu ziehen und in ihr feuchtes Inneres zu drücken.
Er wachte schreiend auf, denn die Tür des geträumten Schlafzimmers hatte sich
plötzlich geöffnet, und Hochwürden Postronek war mit einem Eimer voll
zähneklappernder Fische eingetreten, während Dominika sich in ein Pavianweibchen
mit schwefelfarbenen Augen verwandelte. Kaplan Adas magerte ab und betete, übte
sich in Geduld und Demut, während er langweiligen Beichten lauschte, die sich
anhörten wie eine Einkaufsliste für das Kurzwarengeschäft, und weniger
langweiligen, die dafür seinen Zorn erregten, weil sie ihm das Gift von Hass,
Grausamkeit und Dumpfheit ins Ohr träufelten. Das war böse, grollte er wie ein
hinter dem Wald aufziehendes Gewitter, böse, dass der Beichtende seinem
Kollegen in den Kaffee gespuckt hatte, weil er Anlass hatte, den Kollegen
perverser Neigungen zu verdächtigen. Selbst wenn es stimmte, dass sie pervers
waren, war es böse, wahrlich böse, denn Gott heißt uns nicht in den
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