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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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Liebe zu einem anderen
brennt, und Matgosia sah das boshafte Grinsen, die vielsagend hochgezogenen
Brauen, das Zischeln und Schnauben aus Mädchenmündern. Zwischen Jagienka Pasiak
und Edyta Kowalik lief eine Autobahn, über die Laster rasten, deren Fracht aus
Scheiße und Dreck nur darauf wartete, abgeladen und verwendet zu werden. Das
war zu viel für zwei Mädchen, auch wenn die eine von ihnen fast siebzig Kilo
wog und Hände wie Schaufeln hatte; sie brauchten weitere Hände und Münder, denn
sie krümmten sich unter der Last des Hasses. Bisher hatte nie jemand auf Ireka
Chloryk aus der Biochemie geachtet, doch wie schnell brachte das gemeinsame
Hassen sie Jagienka Pasiak näher. Und bald schon schließt sich ihnen eine
vierte willige Helferin an, sie heißt Aldona und wollte nie etwas Böses tun,
sie hatte noch nicht mal zu den fast genauso Hübschen gezählt, doch sie rollte
einfach in ihre Richtung, weil sie sich auf der abschüssigen Bahn befand. Die
ersten gehässigen Worte sind wie auf gut Glück abgeschossene Pfeile, man kann
ihnen aus dem Weg springen, man kann sie nicht einmal bemerken, wenn man an die
nächtlichen Küsse denkt. Pass ein bisschen auf, du wirst nur den Kürzeren
ziehen, sagte Malgosia zu Dominika und war hartgesotten genug, darüber zu
lachen, dass ihr machiavellistischer Plan nur zum Teil gelungen war. Da hatte
sie sich mit Dominika angefreundet, und sie waren zusammen in den Bergen, wie
sie es gewollt hatte, und sie schliefen sogar in einem Doppelbett, was nicht
nur an ihrem Bedürfnis nach Nähe, sondern auch an der Kälte in dem Zwölf
bettzimmer lag. Wenn sie aufwachte, sah Malgosia zum Anfassen nah den
verwuschelten Kopf, die hohen Wangenknochen und den breiten Mund und konnte
ungehindert in den Schatten blicken, der wie Wasser in der Vertiefung zwischen
den Schlüsselbeinen stand. Doch nachts redete sie mit ihr über eine andere
Liebe als die, die in ihr wild wucherte, und sie wartete darauf, dass die
Freundin von ihrem Rendezvous im Kaminzimmer zurückkam, um den intensiver
gewordenen Geruch nach feuchten Fichtennadeln einzuatmen.
    Als Tochter
eines Gynäkologen war Malgosia überzeugt, dass die Liebe zwischen Mann und
Frau in der Regel mit Problemen verbunden war, mit Ausschabungen,
Abtreibungen, Komplikationen in der Schwangerschaft. Ein Beweis war für sie
ihre Mutter, so labil und unstet, dass sie sich nie fassen ließ, in den Armen
ihrer Tochter blieben nur ihr rosa Morgenrock und der säuerliche Geruch von
Alkohol zurück, deshalb hegte die Tochter mit der Zeit den Verdacht, dass es
außer diesen nie etwas gegeben hatte. Der Vater, von dem Malgosia die
Leidenschaft, den kräftigen Körperbau und die groben Gesichtszüge geerbt
hatte, war laut und jovial, er hatte früh eine Glatze und trug einen
ansehnlichen Bauch vor sich her, als durchlebe er in einer Art Sympathiezauber
die Schwangerschaften seiner zahlreichen Patientinnen, von denen etliche
seine vorübergehenden Geliebten waren. Er kaufte seiner Tochter alles, was sie
sich wünschte, doch sobald sie einfach nur seine Gesellschaft brauchte,
schlüpfte er in seinen weißen Kittel, rieb sich schon die Hände auf dem Weg
ins Sprechzimmer, wo, wie er sagte, ein Dutzend Schlitze auf ihn warteten. Wenn
spät am Abend Doktor Lipkas Mülleimer voll war mit schleimbedeckten Handschuhen,
Papiertüchern, Händchen und Beinchen in eigenem Saft, und seine Brieftasche
vor Geldscheinen schwoll, dann wurde er müde und schläfrig wie ein Mops, und
die ganze Väterlichkeit, die er noch aufbringen konnte, erschöpfte sich in der
Frage: Wie viel brauchst du, Kind? Malgosia hatte immer mehr Taschengeld als
andere Kinder bekommen und versucht, sich in die Gunst von Mädchen mit zarten
Gesichtchen und spitzen Knien einzukaufen, doch ihre Bemühungen hatten nichts
als Scherereien eingebracht. In den seltenen Augenblicken, in denen Doktor
Lipka seiner Tochter Beachtung schenkte, fiel ihm ein, dass er im Studium etwas
zum Thema Homo-dingsbums gehört hatte. Er hatte immer geglaubt, das sei nur
eine Männerkrankheit, zu seiner Zeit waren die Lehrbücher etwas überholt, und
jetzt hatte er den Salat - die eigene Tochter! Er lebte in dem Glauben, die
lesbischen Neigungen seines einzigen Kindes seien eine vorübergehende
Erscheinung, er bagatellisierte sie, obwohl sie deshalb bereits von der
privaten Ursulinenschule in Breslau auf die gewöhnliche staatliche Schule in
Walbrzych hatte wechseln müssen, denn die Eltern der kleinen Kamilla mit

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