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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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Schnurrbart, die passen doch so gut zusammen. Du weißt nicht, was das für
einer ist? Er macht eine gute Figur, das musst du zugeben. Nicht so ein
Rotzbengel wie der, der ein paar Mal hier gewesen ist. Damit diffamierte sie
Andrzej Knapik, dessen mickrige Erscheinung nichts von seinen ungeheuren
mathematischen Talenten verriet und der still und aussichtslos in Dominika
verliebt war. Ein Rotzbengel, sag ich dir. Als er auf der Toilette war, hat er
sich hinterher nicht die Hände gewaschen, das hab ich aus der Küche gesehen.
Ojehojeh, stöhnte Jadzia und massierte ihre verunstalteten Beine. Wenn ich,
meine Tochter, jemals so klug gewesen wäre wie du, dann hätte ich gewusst, wie
ich mich verhalten muss. Da war so ein junger Arzt in der Praxis in Zalesie. Er
strich mich immer vor den anderen heraus, lobte mich, wie sauber unsere Jadzia
ist, hat er gesagt, der Kittel immer wie nagelneu. Von diesem Ausländer, der
mal nach Zalesie kam, hab ich dir doch erzählt? Ja, das hast du. Dominika
nickte. Und was war mit diesem Arzt? Sie fragte nur, um Jadzia nicht zu
kränken, doch die beiderseitige Kränkung ließ sich kaum noch abwenden. Der ist
auch zum Teufel gegangen, wie alles.
    Jadzia wurde
plötzlich traurig und wütend. Wenn du nicht hier in diesem Storchennest Löcher
in die Luft stieren willst, dann, das sag ich dir, Mädelchen, dann halt dich
sauber. Du suchst dir nicht die richtigen Freunde aus. Erst dieser griechische
Zigeuner oder was, dann dieses Flittchen von den Sledz, die nach der ersten
Klasse in der Berufsschule schon den dicken Bauch mit nach Hause gebracht hat.
Und jetzt dieses Mannweib Malgosia. Und das als Tochter von einem Arzt, dazu
auch noch Gynäkologe, aber die kümmern sich nicht um das Kind, ich frage mich -
wie kann man ein Mädchen in dieser Kleidung aus dem Haus lassen? Männerhosen,
Oberhemd, Haare streichholzkurz. Und dieser unhygienische Nagel in der Lippe.
Keine Figur, Treter wie für den Miststall. Und nur um mich zu ärgern, ziehst du
die gleichen an. Jadzia reckte ihren weichen, abwärts ziehenden Busen vor, als
wollte sie sich vergewissern, dass dieses Attribut der Weiblichkeit bei ihr
noch so exponiert war, wie es sich gehörte. Und ich sag dir, sauber ist die
nicht, diese Malgosia Lipka. Die geht Pipi machen, und als ich nachher gucke,
ist die ganze Brille bespritzt. Macht die Pipi im Stehen wie ein Kerl, oder
was? Ja, antwortete Dominika. Malgosias Papa ist sehr tolerant, weil sie es
sich gewünscht hat, hat er ihr einen Pimmel angenäht, sie muss nur noch
lernen, damit umzugehen. Jetzt ging es los. Jadzia vergaß vorübergehend die
Hochzeit auf Jasna Göra und fuhr die grollenden Geschütze ihres Zornes auf.
Das war kein leises Bitten, kein Flüstern zur schielenden Madonna, sie platzte
wie die mit rotgefärbtem Wasser gefüllten Kondome, die die Jungen am Ostermontag
vom Dach des Babel warfen. Und wozu das alles? Ist das der Lohn für mein
Schweißundblut? Für mein Michaufopfern als Mutter? Für mein Nurdasbestewollen?
Für mein Schuften mit der Nase am Boden, damit dir nichts fehlt, und dafür
bringst du mir hier perverse Weiber und Homo-dingsbumse nach Hause? Hinter meinem
Rücken lacht ihr über die Alte, und warum? Wenn meine Mutter mich so
gehätschelt und getätschelt hätte wie ich dich. Wenn sie mich so geliebt hätte.
Alles kriegst du auf dem Tablett serviert, für alles hab ich mir die Beine in
den Bauch gestanden. Blitzsauber. Du hast mich zu Oma Haiina gegeben, sagte
Dominika. Am Anfang hast du mich wohl nicht so liebgehabt. Ich war krank!
Jadzia sprang von dem Schlafsofa auf, der hochgerutschte Rock ließ einen Schenkel
sichtbar werden, auf dem die Zellulitis Dellen wie Kugeleinschläge gebildet
hatte. Sonst hätte ich dich dieser alten Hexe nie gegeben. Ich war krank! Du
warst durchgeknallt, nicht krank. Aus Trauer, weil die Hübschere gestorben war
und nicht ich. Die haben sich verschworen! schrie Jadzia. Die haben sich
verschworen, um mich fertigzumachen! Was hat sie dir erzählt? Sie hat dich
gegen mich aufgehetzt. Nimm das Messer, bring deine alte Mutter um! Oder nein,
bring sie nicht um, ich sterbe auch so. Wenn du wüsstest, welche Kämpfe ich
mit deiner Oma ausgefochten habe, damit du alles bekamst, was du brauchtest,
blitzsauber, auf dem Tablett. Gebügelt. Sogar die Unterhöschen hab ich im
Schritt heiß gebügelt. Was hab ich ihr erklärt, wie sie mit den Bakterien
aufpassen musste. Nachts hab ich nicht schlafen können vor Angst, dass sie
dich nicht

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