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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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androgynen Wesen mit der Katze Calimero und einer
Geisha im Hintergrund, das Dominika einmal in der deutschen Zeitschrift Bravo gesehen hatte, passten weder Jadzia
noch der Babel, denn Jadzia suchte Gleiches, ihre Tochter aber sehnte sich nach
Anderem, in dem ihre eigene Andersartigkeit endlich Name und Gestalt finden konnte.
Sie sehnte sich nach ihrer Schwester und der sagenumwobenen Urgroßmutter
Großherr, nach dem Vater, der lange vor seinem Tod aufgehört hatte, der Mensch
zu sein, den sie liebte, manchmal träumte sie von jemandem, der sich auf sie
legte und in sie eindrang, manchmal war sie selbst im Traum jemand, der sich
über Malgosia beugte. Ohne es zu wissen, suchte sie nach etwas, das nicht in
die Grenzen von Piaskowa Göra passte, was über dieses Leben hier weit
hinausging, es war ein tastendes Suchen, wie im Schrank von Oma Kolomotive.
Deshalb stimmte sie mit einer Postkarre für ein Lied von Boy George in der
Hitliste von Marek Niedzwieckis Radioprogramm und sang mit kama, kama,
kamiiilia, denn sie konnte nicht gut Englisch. Als Dominika zum ersten Mal
Kaplan Adas sah, wie er Reißt der
Gitter Zähne aus den Mauern sang, fiel ihr
prompt Boy George ein, denn auch wenn der junge Geistliche keine Schminke trug,
positionierte ihn seine Tracht doch irgendwo zwischen der Hosen- und der
Rockabteilung, und sein Wangenrot sah aus wie Rouge in der Farbnuance
»Kirschglanz«. Die Schnur, die Dominika mit Jadzia verband, straffte sich wie
nie zuvor, als Dominika den Blick des Kaplans erwiderte. Mit so einem Kaplan,
der den Glanz höherer Dinge in den Augen trug, würde es sein wie in den Dornenvögeln, wo die schöne
Maggie und der Kardinal auf einem tropischen Strand ihrer Leidenschaft
nachgeben und auseinandergehen, bevor er sich betrinken und sie ihm sagen
kann: Du Trottel, ohne mich würdest du im Dreck verkommen, um sich dann mit
einem Gartenzwergspediteur einzulassen. Mit so einem gäbe es nie Alltäglichkeit
und Gewöhnliches, es gäbe keine niedrigen Gespräche über Geld und Einkäufe,
kein: Was gibt's morgen zu Mittag? Alles würde wie eine Monstranz in einem
geradezu unirdischen Licht erstrahlen. Eine solche Liebe würde bewirken, dass
die Schnur zwischen ihr und Jadzia so gespannt würde, dass sie zu guter Letzt
reißen musste und der daraus entstehende Impuls Dominika geradewegs auf die
Bula-Bula-Inseln katapultieren würde. Von dort würde sie Postkarten und
Lebensmittelpakete schicken, vielleicht sogar mal eine Einladung. Was danach -
denn unweigerlich würde es ein »danach« geben - bleiben würde, wäre eine
wunderbare Sehnsucht; wunderbar wäre es, etwas wegen Gott zu verlieren, auch
wenn man ernste Zweifel an seiner Existenz hatte, anstatt beispielsweise wegen
Jagienka Pasiak. Dominika war überzeugt, dass sie ihrer Körpergröße, ihrer
kleinen Brüste und ihres Hexenaussehens wegen keinen Erfolg hatte. Sie schob es
auch auf ihre naturwissenschaftliche Begabung, denn diese galt nicht nur in
Jadzias Augen als Beweis für eine gewisse Absonderlichkeit, und die Mädchen aus
dem humanistischen Gymnasium, auf das beispielsweise Jagienka Pasiak ging,
erfreuten sich größeren Zuspruchs. Und? fragte Matgosia Dominika und näherte
ihren durchbohrten Mund wieder ihrem Ohr. Wie gefällt dir Adas? Geht so,
antwortete Dominika flüsternd, doch ihr Blick glitt wieder Kaplan Adas' Blick
entgegen. Sie trafen sich auf halbem Wege und zündeten eine kleine Explosion,
genau über dem Kopf von Edyta Kowalik, einst fast genauso hübsch wie Jagienka
Pasiak, inzwischen aber bepickelt und zu einem Dasein als resolute Gastronomin
verurteilt. Die Schnur zwischen Jadzia Chmura und ihrer Tochter Dominika ruckte
so fest, dass es beiden gleichzeitig im Bauch stach.
    Dominika, die
jetzt auf jedes Treffen der Katholischen Jugend wartete, widmete sich immer
stärker ihrem Äußeren. Früher hatte sie gedacht, ihr Aussehen sei wie es sei,
unabhängig davon, ob sie sich damit befasste oder nicht, doch da hatte sie sich
geirrt. So wie es kein schlechtes Wetter gibt, ist schlechtes Aussehen nur das
Fehlen von Aussehen, und das ist gleichbedeutend mit Nichtexistenz. Du musst
mehr Sorgfalt auf dein Aussehen verwenden, ermahnte Jadzia sie. Das Aussehen,
beschwert mit aufwendiger Aufmerksamkeit wie mit einem großen Schminkkoffer
voller Lidschatten, Rouge und Pomaden, wird nun Dominikas Besitz, mit dem sie
sich entsprechend den wechselnden Moden befassen wird. Überwältigt von Kaplan
Adas' Außergewöhnlichkeit wollte sie ein

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