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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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richtig versorgt. Und das ist der Dank! Vor den Bakterien von diesem
deutschen Gartenzwerg hast du dich aber nicht gefürchtet, was? Verheult
knallte Jadzia mit der Tür und watschelte aus dem Zimmer der Tochter, doch
ein, zwei Stunden später hörte man sie in der Küche hantieren, und bald rief
sie in einem Ton, der Gleichgültigkeit oder Unbekümmertheit vorgaukelte —
eigentlich war ja gar nichts passiert, manchmal tut es gut, abzuwerfen, was das
Herz bedrückt, und wenn man dabei die eigene Tochter rrifft, macht auch nichts,
dafür gibt es ja Papiertaschentücher -, magst du ein Omelett mit Pflaumenmus?
    Nach einem
solchen Streit ging Dominika durch den Busch zu ihrem ersten Treffen der
Katholischen Jugend. Sie kam etwas zu spät, die Haare zerzaust, die Augen noch
feucht von Tränen, und als Kaplan Adas' Blick auf sie fiel, blieb ihm das Wort
im Halse stecken. Gelobt sei Jesus Christus! Das hell erleuchtete Viereck der
Tür, die große schmale Gestalt in Armeestiefeln, Jeansjacke und rotem Kleid mit
einem vollgestopften Rucksack über der Schulter. So etwas Schönes hatte er in
seinem Leben noch nicht gesehen! Das Kleid aus gefärbter Windelbaumwolle
schnellte durch den Saal wie der Stern von Bethlehem und erlosch in einer Bank,
Kaplan Adas spürte einen unerwarteten und ihm ganz unbekannten Stich der
Eifersucht, denn die neue Schülerin hatte sich neben die beunruhigend
jungenhafte Malgosia Lipka gesetzt. Warum ausgerechnet neben diese
Kurzgeschorene, hätte er sie rügend fragen wollen, wenn er nicht ein
nachsichtiger Priester wäre, verständnisvoll und jugendlich. Und diese Malgosia
wandte sich Dominika zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr, berührte mit ihren
Lippen die dunklen Haare, vielleicht sogar zart die rosige Ohrmuschel, die sich
ganz dicht an der mit einer silbrigen Sicherheitsnadel durchbohrten Lippe der
Kurzgeschorenen befand. An diesem Tag sang Kaplan Adas voller Gefühl, denn in
ihm kullerte etwas wie Glaskügelchen auf einer Treppe, eins nach dem anderen,
eine ganze Kaskade. In der Katechetenhalle wurde es heiß, der zarte Duft der
Seife Grüner Apfel wurde von den Ausdünstungen der jugendlichen Achselhöhlen
und Genitalbereiche erstickt, an deren Reinlichkeit Jadzia manches auszusetzen
gehabt hätte, wenn sie eine Inspektion hätte vornehmen können. Dominika sang
auch Reiß der Gitter Zääähne aus den Mauern und Los, Bruno, denn Kaplan Adas kam ihr anders vor. Er ist so anders, flüsterte sie
Malgosia zu. Einfach außergewöhnlich anders! Anders als Zbyszek Lepki, der ihre
Freundin Iwona Sledz geschwängert hatte und sich nicht zärtlich erkundigte, ob
ihr der Sinn eher nach Saurem stehe, was einen kleinen Buben ankündigte, wie er
einer war, oder nach Süßem, was ein kleines Mädelchen wie sie bedeutete,
sondern stattdessen beim Krafttraining im Bergmannskulturhaus die Muskeln
stählte und davon träumte, Gelben, Schwarzen oder anderen die Rübe
einzuschlagen, wenn er hoffentlich als Berufssoldat angenommen würde. Anders
als Andrzej Knapik, mit dem zusammen Dominika den in Mathematik und Physik
schwächeren Klassenkameraden half. Andrzej hatte überhaupt keine Muskeln, und
das Einzige, das bei ihm hart wurde, bedurfte keiner Willensanstrengung, eher
im Gegenteil. Dann wurde er rot bis an die Wurzeln seiner fettigen Haare und
murmelte: Entschuldige, ich muss mal, wo der König zu Fuß hingeht, und Dominika
verdrehte die Augen genauso wie Jadzia. Kaplan Adas war anders als alle ihre
zweiundzwanzig Mitschüler aus der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse
des Oxford, in die außer Dominika und Malgosia nur noch zwei weitere Mädchen
gingen, und die eine war auch nur durch Beziehungen reingekommen, ihr Varer
importierte Gebrauchtwagen aus Deutschland, und mit so etwas im Rücken wäre
jeder in jede beliebige Klasse in Walbrzych gekommen, sogar in die
Abiturklasse. Und Kaplan Adas war anders als ihr verstorbener Vater Stefan. Vom
Herrgott und der Volksrepublik Polen an die Wand gedrückt, hatte er kein
Instrument gespielt, und sogar sein Schnarchen klang falsch. Den beliebtesten
Jungen auf Piaskowa Göra, Typen wie Zbyszek Lepki und Adrian Pypec, schenkte
Dominika ohnehin keine Beachtung, denn in jedem von ihnen sah sie wie im
Spiegel ein Leben, in dem sie Jadzia ähnlich wurde. Sie waren alle gleich!
Jadzia gefielen Krzysztof Krawczyk und ein bisschen auch - was sie ihrer
Tochter gegenüber allerdings nie erwähnte - Zdzislaw Sledz. Dominika gefiel Boy
George. Zu dem Bild von einem

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