Bator, Joanna
anstelle der Frucht ihres Leibes erst einmal zwei gut verdaute
Mahlzeiten hervorbrachte. Da kackt dieses Trampel uns doch alles voll, sagte
der Arzt oder eigentlich nur seine Stimme, die zwischen den gespreizt
festgeschnallten Schenkeln Jadzias emporstieg. Sie wäre in den Boden versunken,
wenn sie gekonnt hätte, aber sie konnte sich nicht mal an der Nase kratzen,
denn auch ihre Arme waren ruhiggestellt, für alle Fälle. Es tat weh, das war
eben so, da gab es nichts mit den Armen zu fuchteln.
Ja, es war schwer, sauber zu
bleiben und mit alledem zurechtzukommen. Alles ist so formlos, es drängt heran
wie Wasser, und die Luft hat nichts Belebendes mehr. Jadzia atmet, aber sie
fühlt nichts in ihre Lungen strömen, vielleicht ist sie schon ertrunken.
Nächtelang liegt sie zwischen dem Schlaf von Mann und Tochter, und in ihren
Brüsten schwillt anstelle von Milch eine salzige Woge an, Wasser voll Algen und
toter Fische überschwemmt das Zimmer. Jadzia kann nicht verstehen, woher all
dieses salzige Wasser in ihr kommt, ausgerechnet in ihr, wo sie doch noch nie
das Meer gesehen hat. Es fließt ihr aus Augen und Nase, drängt aus Mund und
Ohren, Bäche stürzen zwischen ihren Beinen hervor und aus den kleinen runden
perlmuttfarben lackierten Nägeln. Ganze Schwärme geräucherter Sprotten
ergießen sich aus ihr, Tintenfische mit schwarzen, sepiageschwollenen Augen
stoßen heraus, aus dem Bauchnabel spritzt ein Geysir mit Amöben auf spinnigen
Beinen, und vom Peroxydnebel benommen rutschen schlaffe Seesterne aus ihren
Haaren. Tang und Algen schwimmen umher, ganze Felder von Sargassopflanzen, in
denen Jadzia ertrinkt. Da geht die junge Frau mit ihrem frischen und vom Leben
noch kaum abgenutzten Ehemann, und plötzlich gluckst das Salzwasser in ihren
Schuhen, als hätte sie Springbrunnen unter den Füßen, die Taschen ihres
Pepitamäntelchens sind schon voll, der salzige Wasserfall ergießt sich auf
ihren Kopf, den wasserstoffblondierten und mit Haarspray lackierten, wie es
der Mode für die praktische Dame entspricht. Wo gibt es denn so etwas - dass
derartige Dinge einer Ehefrau widerfahren, deren Ehemann mit ihr zu einem
höchst freudigen ersten Besuch in der neuen Wohnung auf Piaskowa Göra geht. Auf
dem Fallreep aus Brettern über den schlammigen Sumpf, aus dem Häuser
emporwachsen, ringt Jadzia um ihr Gleichgewicht, rutscht alle paar Augenblicke
ab und versinkt mit dem rechten oder linken neuen Wildlederschuh im Schlamm.
Dabei waren sie so schön gewesen, als sie das Paar im Staatlichen Warenhaus im
Zentrum von Walbrzych gekauft hatte, und Stefan hatten sie auch gefallen, als
sie ihm gegenüber den Preis halbierte, um der männlichen Gefühlswelt gerecht zu
werden. Jadzia hat erst wenig Praxis im Stand der Ehe und ist noch nicht ganz
versiert in den Tricks und Erpressungen einer Ehefrau. Sie lernt erst, wie man
so tut, als hätte man die Tage, wie man Preisschildchen austauscht oder von den
Gegenständen entfernt, die die frauliche Gewieftheit hinter dem Rücken des
Mannes anhäuft. Noch kann sie nicht zur rechten Zeit beurteilen, ob es Stefan
weich stimmt oder wütend macht, wenn sie einen Schmollmund zieht. Stefan geht
wütend mit Kowalik Wodka trinken und kommt mit feuerrot glänzendem Kopf
zurück. Dann versöhnt er sich im Bett mit Jadzia und passt nicht auf. Jadzia
sagt: Das Bett hat uns nicht zerstritten, das Bett wird uns auch nicht
versöhnen, aber ihr Mann hört gar nicht zu, und da ist es schon besser und angenehmer,
sich zu fügen, dann tut es wenigstens nicht weh. Danach muss Jadzia im Dunkeln
liegen und die Tage zählen, bis das Ergebnis in der nächsten Flut untergeht
und sie zum Arzt laufen muss.
Gleich nach der Rückkehr versucht
sie die Schuhe sauberzumachen, und dabei beruhigt sie sich, die Aussicht
darauf, etwas abwaschen zu können, hat immer beruhigend auf sie gewirkt. Seit
sie ihren Haufen aufs Wochenbett gemacht hat, wäscht Jadzia alles ab, was ihr
in die Hände fällt oder aus diesen auf den mit Keimen übersäten Boden fällt,
als könnte sie auf diese Weise die unangenehme Erinnerung ausradieren.
Bakterien! Ganz besonders gründlich wäscht sie ihre Tochter, deren Sauberkeit
allein in ihren Händen liegt. Für die Schuhe benutzt sie eine weiche Bürste und
Radiergummi, durch Reiben werden sie hoffentlich zu retten sein.
Sie hat sich wieder im Griff,
sieht ihr Mann das auch? Jadzia schaut von ihren Einmeterzweiundfünfzig aus in
Stefans behaarte Nasenlöcher. Sie sehen aus wie die feuchten
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