BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
Brandstifter weißes Feuer aufloderte. Wieder wurde er zurück auf die Liege geworfen, aber diesmal waren seine Füße nicht mehr auf den Kontrollen der Sprungdüsen. Sein Brandstifter war von einer unbekannten, gewaltigen Kraft erfaßt worden, die den 35 Tonnen schweren Mech wie eine Stoffpuppe durch die Luft schleuderte.
Andrew reckte sich verzweifelt nach dem Auslöseknopf des Schleudersitzes, aber der Andruck war zu groß. Er konnte seine Arme nicht von den Lehnen der Liege lösen. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, und aus seinem Unterbewußtsein kroch die Erkenntnis wie ein schwarzer Alptraum. Außer Kontrolle ... Andruck zu groß. Darf nicht ohnmächtig werden! Er biß die Zähne zusammen und zwang seine Rechte an den Auslöseknopf, aber die Ohnmacht hatte ihn in ihren Klauen, noch bevor er den rettenden Knopf drücken konnte.
42
Auf dem Flug aus dem System
Terra
21. August 3028
Daniel Allard zuckte so heftig zusammen, als Morgan Kells Lachen durch seine Sprungschiffkabine tönte, daß er um ein Haar das grüne Seidenband verloren hätte, mit dem seine Finger geistesabwesend gespielt hatten. Er wirbelte zur schmalen Luke der Kabine herum. »Verzeihung, Oberst. Brauchen Sie mich für irgend etwas?«
Morgan grinste breit und verneinte. »Es scheint dich ja ziemlich erwischt zu haben, was, Daniel?« Er verschränkte die Arme vor der Brust seines dunkelblauen Overalls. »Seit wir uns heute morgen vom Archon und ihrer Tochter verabschiedet haben, bist du nicht mehr bei der Sache. Ich bin sicher, deine große Liebe wäre auch gekommen, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte, aber wahrscheinlich hatte sie einfach zuviel zu tun.«
Dans saphirblaue Augen waren nicht mehr als schmale Schlitze. Wieviel weißt du wirklich, Morgan? Der Archon vertraut dir, aber vertraut sie dir genug, um dich darin einzuweihen? Dan blickte auf das Stück Seide hinunter. »Der designierte Archon hat auch so etwas gesagt, als sie sich von mir verabschiedete. Und sie gab mir das hier ... Sie sagte, es käme von Jeana.«
Morgan hielt die Hand auf, und zögernd reichte Dan ihm den Stoff. »Dan, damit will sie dich wissen lassen, daß sie deine Gefühle teilt.« Morgan drehte das Seidenband in seine Pranken. »Wenn ein Sanglamore-Kadett den letzten Trainingslauf in einem Mech erfolgreich absolviert hat, erhält er zum Abschluß ein solches Stirnband.« Er schien in eine unbestimmte Ferne zu blicken. »Ich habe Geschichten gehört, denen zufolge tödliche Wunden verheilt sind, als sie mit einem dieser Dinger verbunden wurden, und das ist nicht der einzige Aberglauben, der in MechKriegerkreisen um diese Bänder kursiert. Ich weiß von einem MechKrieger, der seine Sanglamoreschärpe benutzte, um den Draconier zu erwürgen, der ihn nach dem Ausstieg gefangengenommen hatte.«
Dan nickte. »Ich habe ganz ähnliche Geschichten über Albion-Absolventen und ihre verdammten Mechtalismane gehört.«
Morgan kicherte. »Auf Nagelring haben wir uns immer lustig gemacht über die Vorstellung, ein Stück unseres ersten Mechs mitzuschleppen. Wer trägt schon freiwillig den Beweis dafür mit sich herum, daß ihm ein Mech unter dem Hintern weggeschossen wurde?«
Dans düstere Miene hellte sich für einen Moment auf. »Na, zumindest beweist es, daß man überlebt hat.«
Morgan zuckte die Achseln. »Zu diesem Beweis bildet der Körper Narbengewebe, wie man auf Nagelring zu sagen pflegt...« Er reichte Dan das Band zurück. »Sanglamore-Absolventen tragen diese Dinger im Kampf als Stirnband. Sie geben sie erst im Tod auf oder um das Leben eines anderen Menschen zu garantieren. Das ist ein verdammt wertvolles Geschenk.«
Du weißt noch nicht alles, Morgan ... Dan sah zu seinem Kommandeur hoch. Sein Blick strich über Morgans herbe Züge, konnte dessen Maske aber nicht durchdringen. »Meine momentane Verfassung hat wohl auch damit zu tun, daß der designierte Archon mit ihrer Mutter zurück ins Commonwealth geflogen ist.« Dan hob die Schultern. »Eine Nacht kann man wohl kaum als ausgedehnte Flitterwochen bezeichnen, oder?«
Morgan schüttelte den Kopf. »Ich hätte den beiden auch mehr gegönnt. Aber du darfst nicht vergessen, daß dies eine politische Heirat war, unabhängig davon, was Hanse und Melissa füreinander empfinden. Die Kriegserklärung an Liao, Marik und Kurita noch am Hochzeitstag läßt daran keinerlei Zweifel. Es war aus politischer Sicht zwar notwendig, die Ehe zu vollziehen, aber ein längeres Zusammensein war unter den
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