BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
in ihrer Gesamtheit zu erobern!«
Julian Tiepolo schüttelte den Kopf. »Das ist absoluter Schwachsinn, Präzentorin Dieron. Er besitzt weder die Mittel noch das Mandat, einen lang andauernden Krieg dieser Art zu führen.«
Myndo hob den Kopf, und goldene Glanzlichter funkelten unter ihrer Kapuze. »Verlangt Ihr wirklich von mir, Euren Vorhersagen Glauben zu schenken, Primus? Es ist keine sechs Jahre her, als Ihr mir in Eurem privaten Audienzraum, während Hanse Davion und Katrina Steiner ihr Bündnis unterzeichneten, versichert habt, wir würden in unserem Leben keine Veränderung der Davion-Liao-Grenzen sehen.« Myndo deutete auf die holographische Projektion der Konföderation Capella auf der Rückwand des Saales. »Davions erste Angriffswelle hat Tikonov vom Körper der Konföderation abgetrennt, und seine zweite Angriffswelle hat die Trennung vertieft. Als Wahrsager, Primus, fehlt Euch sichtlich das Talent.«
Präzentor Sian nickte Myndo respektvoll zu, aber seine Worte widersprachen ihr. »Möglicherweise hat der Primus die Absichten des Fuchses tatsächlich falsch eingeschätzt, aber meines Erachtens bist heute du es, die diese Situation falsch interpretiert. Wenn wir deinem Auftrag stattgeben, können keine von Michael Hasek-Davions Informationen mehr die Maskirovka erreichen. Das würde dem Haus Liao weit größere Schwierigkeiten bereiten.«
Myndo runzelte die Stirn. »Herzog Michaels Informationen waren ihm bisher keine große Hilfe. Viel günstiger wäre es, wenn nach Annahme meines Antrags Alexi Malenkow keine Gelegenheit mehr hätte, seinen Vorgesetzten in Davions Ministerium für Geheime Untersuchungen und Operationen über Liaos Vorhaben Bericht zu erstatten. Wie kommt es, daß du vor wenigen Monaten, als ich eine Bestrafung des Hauses Liao durch Interdikt befürwortete, dessen militärischen Zusammenbruch prophezeit hast, jetzt aber nichts dergleichen tust?«
Das Lächeln Huthrin Vandels, des Präzentors von New Avalon, erinnerte an das eines Krokodils. »Hättest du soviel Zeit über den Meldungen verbracht, die zwischen New Avalon und den Truppen unterwegs sind, wie Präzentor Sian und ich, Präzentorin Dieron, wüßtest du, daß nur sehr wenige Befehle an die Einheiten abgehen.« Vandel strich sich mit der Rechten über sein glänzendes schwarzes Haar. »Augenscheinlich ist sich Prinz Hanse darüber im klaren, wie teuer dieser Krieg im Hinblick auf ComStar-Gebühren werden könnte, und hat Befehle ausgegeben, die per Boten an seine Kommandeure gingen. Tatsache ist, daß nur Hanses engster Beraterkreis von den Plänen wußte, tatsächlich Truppen in die Konföderation zu entsenden. Die Invasion ist von Beginn an praktisch eigenverantwortlich abgelaufen. Während der beiden vorhergegangenen Galahad-Manöver wurde diese Vorgehensweise eingeübt. Diesmal ist es Ernst.«
Präzentor Tharkad ließ Myndo keine Zeit zu antworten. »Du hast noch immer nicht erläutert, warum wir Haus Davion unter ein Interdikt stellen sollen. Vergessen wir für einen Augenblick die Tatsache, daß wir keinerlei handfesten Grund haben, uns dem Fuchs in den Weg zu stellen. Was hat er getan, das dir ein Interdikt unumgänglich erscheinen läßt?«
Bist du blind oder nur zu dumm, es zu sehen ? Myndo deutete wieder auf die Karte. »Hanse Davion wird die Kommunalität Tikonov erobern und seinen Vereinigten Sonnen angliedern. Wenn er erst deren Industriewelten wie Neuhessen, Aldebaran und Tikonov kontrolliert, wird Davion zum mächtigsten der Nachfolgerfürsten aufsteigen.«
Myndo schüttelte den Kopf, und ihre goldenen Locken fielen ihr über die Schultern. »Dein Lyranisches Commonwealth wurde von ihm zu einem Angriff auf das Draconis-Kombinat gedrängt. An dieser Front ist der Krieg festgefahren — zugegebenermaßen mit Gewinnen für das Commonwealth —, aber er dient nur dazu, beiden Staaten ihre Kraft zu rauben.«
Everson kicherte, und Präzentor New Avalon meldete sich mit einer kurzen Kopfbewegung zu Wort. »Ich denke, die Lady protestiert zuviel. Könnte es sein, daß deine Aufregung allein auf der Tatsache beruht, daß das Draconis-Kombinat Federn lassen mußte?«
Myndos Nasenlöcher weiteten sich. »Du arroganter, anmaßender Idiot! Wäre ich nur darüber erzürnt, daß eine Nation im Krieg Verluste erlitt, stünde ich nicht hier. Ich hätte meinen Posten aufgegeben und mich an die Front gemeldet. Du irrst dich. Nationalismus hat damit nichts zu tun. Du solltest dich daran erinnern, daß du ComStar angehörst
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